Mr. Sex
mir herüber und ich zog zuerst leicht, dann fester, als mich gleich ein wohliges Gefühl ummantelte.
Wir rauchten gleich im Anschluss noch einen weiteren Joint und gackerten wie die Hühner. Wir lagen auf unserer Decke, schauten in den Himmel und Franki erzählte mir, dass er immer Durchfall bekommt, wenn er scharf isst. Ich verstand ihn nicht.
„ Warum bekommst du denn immer Durchfall, wenn du Schaf isst? Und wann isst du überhaupt mal Schaf?“ fragte ich verwirrt.
„Ich esse total oft scharf“ , sagte Franki. „Bekommst du da keinen Durchfall?“
„ Ich esse nie Schaf. Vielleicht mal an Ostern“, erwiderte ich und schaute ihn an.
„ Wieso isst du denn an Ostern scharf? Isst man da nicht eher etwas anderes?“ Franki zog die Augenbrauen fragend nach oben.
„ Ja, Ostereier“, prustete ich heraus und wir konnten einfach nicht mehr aufhören zu lachen.
Total bekifft liefen wir beide Arm in Arm zu mir nach Hause. Als ich die Wohnungstür aufschloss, hörte ich schon türkisches Geplapper aus dem Wohnzimmer. Ich wollte leise mit Franki die Treppe nach oben in mein Zimmer schleichen, damit mich in diesem Zustand niemand sieht, als ein Kopf durch den Eingang zum Wohnzimmer lugte. Es war Adem, einer von den hunderten Cousins von Kemal.
„Hallo! Wie gehn?“ begrüßte mich der Türke und drückte mir rechts und links und noch mal rechts einen Kuss auf die Wange. An Franki gewandt sagte er:
„ Servus Alder, ich Adem.“
Er reichte Franki die Hand.
„ Ich Franki“, antwortete dieser grinsend und ging weiter in Richtung Wohnzimmertür.
Das ganze Wohnzimmer, jeder einzelne Platz, sogar zwei Gartenstühle, die mitten im Raum standen, waren besetzt. Dort saßen außer Kemal, Ismet, Muharrem, seine Cousins Ali und Jusuf und noch einige andere Freunde oder Verwandte, die ich nicht kannte. Ich sagte Hallo in die Runde, stellte Franki vor und schwebte zur Sofalehne, auf die ich mich drauf plumpsen lies. Kemal holte noch zwei Gartenstühle herein, auf die Franki und ich uns setzen sollten. Ali schenkte mir eine Weinschorle ein und Franki gab er ein Bier:
„ Ok, Bier?“
„ OK. Bier gut“, antwortete Franki, nickte mit dem Kopf und prostete uns zu.
Ich hatte super-viel Durst und trank meine Schorle viel zu schnell. Auf dem Tisch standen Cracker, eine Knabberbox und Kemals weltberühmter türkischer Dipp, den ich in mich hineinschlang. Im Hintergrund lief so ein schreckliches türkisches Gedudel, das mich total nervös machte.
Nach der zweite n Weinschorle verlor ich ein bisschen die Orientierung und hörte das deutsch-türkische Stimmengewirr wie durch eine dicke Wand.
„ Geht? Ist alles klar?“ fragte Adem und schaute mich skeptisch an.
„ Ja, ja, alles bestens“, antwortete ich und atmete tief durch.
Auf einmal veränderten sich die Gesichter unserer Gäste in alte, böse Türken, mit faltigen, von der Sonne gegerbten Gesichtern, schwarzen Bärten und bösen, tief liegenden dunklen Augen. Ich konnte die Stimmen gar nicht mehr zuordnen und dachte, dass sie alle über mich reden würden. Es kam mir so vor, als ob sie einen Preis für mich aushandelten. Kemal war derjenige, der die Gebote annahm und den Preis in die Höhe trieb.
Wo war ich?
War ich auf einem anatolischen Markt im Mittelalter. Wollten mich die Osmanen als Sklavin versteigern? Ich will keine Sklavin sein. Ich will auch nicht mit irgendeinem fremden, alten türkischen Mann verheiratet werden! Hilfe! Warum hilft mit denn keiner?
Franki! Wo ist Franki? Franki?
Er sitzt da und lacht und wedelt mit Geldscheinen. Bekommt er das Geld für mich? Verkauft er mich? Warum nur? Ich will weg hier. Meine Beine sind so schwer. Ich kann nicht weglaufen. Kann mich nicht bewegen. Bestimmt sind meine Knöchel mit schweren Eisenketten zusammengebunden, damit ich nicht fliehen kann. Deshalb kann ich meine Beine nicht bewegen. Was soll ich denn jetzt machen? Ich zerre an den Eisenketten, aber sie geben nicht nach. Panik ergreift mich.
Und dann fange ich laut an zu schreien:
„ Neeeein! Raus aus Anatolien. Ich will nicht verkauft werden! Raaaauuuus hier! Raus hier!“
Alle starr en mich an.
Stille.
Warum schauen mich alle so an? Wo sind die alten Türken hin?
Franki fing laut an zu lachen und hörte gar nicht mehr auf. Er kippte seitlich vom Stuhl und lachte ununterbrochen weiter. Kemal sagte:
„ Geht´s dir nicht gut, Chris?“
„ Nein, ich glaube, nein. Mir geht´s nicht gut“, ich schüttelte den Kopf und war völlig
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