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Mr. Shivers

Mr. Shivers

Titel: Mr. Shivers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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will nicht einmal, dass jemand überhaupt weiß, dass ich mit ihm gesprochen habe.«
    »Erzähl es uns«, sagte Hammond. »Wir sind nur an dem Mann interessiert.«
    Der Junge fröstelte im Wind und sagte: »Wir haben ein Schwein geschlachtet.«
    Und dann erzählte er ihnen alles.
    Der Junge hat schon früher beim Schlachten zugeschaut, aber er konnte sich nie an die Schreie gewöhnen.
    Man kann unmöglich sagen, warum genau die Sau eigentlich schreit. Sie haben ihr nichts getan oder sie aufgeschreckt, und trotzdem versteht das Tier, als es sich umdreht und die Männer mit dem Seil in der Hand im Tor stehen sieht. Etwas stimmt nicht. Es sieht die Männer an, und selbst mit seinem primitiven Verstand erkennt es Mord in ihren Bewegungen.
    Die Männer überwältigen die Sau, und der Junge hilft dabei, versucht sie in der Ecke festzuhalten, und sie binden das Seil um ihren Hals und führen sie hinaus und binden ihr die Beine zusammen. Das ist eine gefährliche Arbeit. Ihre Hufe sind scharf und so hart wie Stein, und ihre Zähne können Finger durchbeißen. Aber die Männer machen das nicht das erste Mal. Sie kennen das Tier besser, als es sich selbst kennt. Wenn es nach ihren Händen beißt, reißen sie es zurück, und wenn es austritt oder sich windet, sind sie schon da, um es festzuhalten. Die Männer vollenden ihren tödlichen Tanz mit der Sorgfalt eines Liebhabers, und der Vater des Jungen wendet sich an ihn und sagt: »Sieh genau zu.«
    Der Junge sieht zu.
    Die Kreatur kreischt und schreit, ihre Brust bäumt sich auf, Rotz läuft aus ihrer Schnauze. Die Männer schlingen Schnüre um die Vorderbeine und spreizen sie, um die Kehle zu entblößen, und der Vater des Jungen tritt vor. Das Messer in seiner Hand funkelt, und auch seine Augen funkeln in jener seltsam stumpfen Weise. Er sieht das Tier einen Augenblick lang an, dann stößt der Arm schnell und sicher nach unten und durchbohrt den Tierhals. Die Bewegung kennt keinen Zweifel, keine Fragen. Sie weiß, wohin sie muss.
    Die Fontäne aus Blut ist sagenhaft, genau wie ihre Farbe. Kein Mensch käme je auf die Idee, dass so viel Blut aus einem Tier kommt oder dass es so rot sein könnte. Sie ist ein emporschießender Geysir, ein stärkerer und wilderer Strom als beim Urinieren, unregelmäßiger in seinen Bewegungen als jeder Angriff oder Sex. Sie pumpt im Einklang mit dem Herzen des Tieres und spritzt alles hinaus, und noch immer schreit die Kreatur. Das Blut vermengt sich mit dem Staub, rot auf rot, und es ist schwer zu sagen, wo die Erde beginnt und das Blut aufhört.
    Und noch immer schreit die Sau, brüllt in ihren Todeszuckungen, ein uralter Laut. Die Männer halten das Tier fest, aber jetzt sehen sie alle zu und lassen die Sekunden verstreichen. Die Schreie werden schwächer. Bald keucht das Tier, der Atem pfeift aus der erschlaffenden Brust. Die Blutpfütze breitet sich aus, und noch immer kommt Blut aus der winzigen Öffnung im Hals, sanfte Spritzer, die unregelmäßig werden.
    Aus der Flut wird ein Tröpfeln. Es ist schwer zu sagen, wann das Tier stirbt. Die Männer denken nicht darüber nach. Sie sammeln Heu und schichten es über die Kreatur, dann zünden sie es an, um die Borsten zu entfernen.
    Der Junge betrachtet das Feuer und fragt sich, ob das Tier tot ist. Nach dem ganzen Geschrei könnte es nun ja vielleicht noch im Inneren weiter schreien.
    »Das dauert nicht lange«, sagt eine Stimme neben ihm.
    Der Junge zuckt zusammen und dreht sich um. Neben ihm steht ein Mann. Er ist groß und schlank, die Haut hängt schlaff von Hals und Kinn. Seine ungebändigten weißblonden Haarbüschel heben sich wie wirre Gipfel von seinem Kopf ab. Ein staubiger schwarzer Mantel hängt von seinen Schultern, grau an einigen Stellen und ledrig an anderen, und sein Mund hat ein seltsames Aussehen, als wäre er in die Länge gezogen, als würden schmelzende Flüsse aus den Mundwinkeln quer über sein Gesicht strömen. Er betrachtet das Feuer seltsam gedankenverloren.
    »Was?«, fragt der Junge.
    »Es ist kein besonders haariges Tier«, sagt der Mann. »Ich bezweifle, dass man es oft abflammen muss.«
    Der Junge fragt sich, wo er herkommt. Der Mann scheint aus dem Nichts gekommen zu sein. Dann fällt sein Blick auf die Füße des Mannes, und er sieht die Spuren, die zur Straße führen. Er kam zu uns, denkt der Junge, aber er kam lautlos.
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, sagt der Vater des Jungen, der sich plötzlich des Fremden auf seinem Grund und Boden bewusst ist.
    »Ich

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