Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mr. Shivers

Mr. Shivers

Titel: Mr. Shivers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
Vom Netzwerk:
Sie sich.«
    Er tat es. Er fuhr sich über das Gesicht, verbarg seine Tränen und verschmierte Staub über Wangen und Augen. Im schwindenden Licht sah er aus wie ein vorzeitlicher Krieger, der mit bemaltem Gesicht auf die Schlacht wartet.
    »Damit da keine Missverständnisse aufkommen«, fuhr Monk fort. »Wir wollen ihn töten, ja. Dieses Ding muss sterben. Und wir werden dafür sorgen. Wir kommen nachts. Finden ihn. Wir erwischen ihn alle, sorgen dafür, dass er nicht entkommen kann. Dann schlagen wir zu. Und … und wir nehmen uns dazu die Zeit, die wir brauchen.« Wieder wischte seine pummelige Hand ihm den Schweiß aus den Augen.
    »Und wir brauchen viel Zeit«, sagte Hammond.
    »Ja.« Lotties Stimme bebte. »Ja, das tun wir.«
    Connelly sah die Frau an, dann die anderen. Sie machten nicht den Eindruck, als wären sie Mörder. Sie sprachen die Worte aus, aber er erkannte darin eher Verzweiflung als Entschlossenheit. Das waren keine Ungeheuer oder Maschinen, sondern gequälte Menschen, die sich an die Chance klammerten, die Dinge wieder ins Lot bringen zu können. Aber hier, an diesem Ort, beschlichen sie im vorletzten Augenblick Zweifel, und zwar einen nach dem anderen. Jeden, ausgenommen vielleicht Pike … Und dann war auch Connelly sich nicht mehr sicher.
    Wir kommen damit schon klar, versicherte er sich selbst. Wir haben keine Wahl.
    »Wir haben uns gerade erst kennengelernt«, sagte Monk, »und doch kennen wir einander.«
    »Laden Sie uns ein, sich Ihnen anzuschließen? Jedenfalls für den Augenblick?«, fragte Pike.
    »Ich wüsste nicht, was dagegen spricht. Je mehr wir sind, desto größer die Chance, ihn zu erwischen.«
    »So ist es«, bestätigte Pike. Und er spuckte ins Feuer und sah zu, wie seine Spucke brutzelte. Dann umklammerte er seinen schweren Wanderstock und wartete.
    Als der Abend hereinbrach, lastete ihr Vorhaben schwer auf ihnen. Ihr Blick wurde ausdruckslos, und in diesem Augenblick waren sie alle nur eine Person, ein trauerndes Herz und eine rachsüchtige Hand. Aber doch hatten sie alle das Gefühl, dass sie in ihrem Leid allein waren, denn sie hatten einen Verlust erlitten, der die Welt zu einem grauen und stummen Ort machte, ohne Menschen und völlig brachliegend.
    »Wann sollen wir gehen?«, sagte Roonie leise. »Wann sollen wir gehen?«
    Monk schaute in den Himmel. »Ich weiß nicht viel darüber, wie man tötet. Es ist fast Nacht. Ich vermute, dieser Augenblick ist so gut wie jeder andere.«
    »Das würde ich auch sagen«, meinte Pike.
    Zuerst regte sich keiner. Still saßen sie da, bis der Himmel dunkel wurde, als hätte sich eine Glocke über das Land gestülpt, die sie einsperrte und das Licht blockierte. Dann warfen sie Erde auf das Feuer, standen wortlos auf und gingen nach Westen, strichen geistergleich über die leeren Felder und gehorchten gedankenlos dem blutroten Lied in ihrem Inneren.

ACHT
    Es waren keine zwei Meilen. Innerhalb weniger Minuten kam eine Gruppe von Gebäuden in Sicht, die sich gegen das schwache Licht der sterbenden Sonne abzeichnete. Irgendetwas stimmte nicht mit dem Licht aus der Ferne, als würde es durch verschmiertes Glas fallen, aber sie schenkten dem keine Beachtung.
    »Wo wird er sein?«, fragte Hammond.
    »In der Kneipe«, sagte Monk. »Hoffe ich.«
    Sie teilten sich auf und näherten sich der Stadt in einem engen Halbkreis. Abgesehen von ein paar erleuchteten Fenstern entdeckten sie kein Lebenszeichen, weder von Menschen noch von Tieren. Am Stadtrand bewegten sie sich wie Jäger im Wald an den Gebäuden vorbei, suchten nach Deckung und Schatten. Noch immer regte sich nichts.
    »Der ganze verdammte Ort ist tot«, erklärte Roosevelt.
    »Scheint so«, sagte Pike.
    »Was, zum Teufel, ist hier los?«
    »Keine Ahnung.«
    Aus einem Gemischtwarenladen ertönte ein Krachen, dann rannte ein Mann aus der Hintertür, schwer beladen mit Lebensmitteln und Alkohol. Er trug einen Overall und einen schäbigen Strohhut, außerdem hatte er keine Schuhe. Als er sie sah, blieb er stehen, dann wandte er sich zur Flucht, aber einer der Zwillinge schnappte sich seinen Arm und hielt ihn fest.
    »Loslassen!«, rief er. »Loslassen!«
    »Was soll der Unsinn?«, fragte Pike, als er näher kam.
    »Loslassen! Lasst mich los, ihr Mistkerle!«
    Als sie kämpften, rutschte dem Mann eine Flasche aus dem Arm und zersplitterte am Boden. Er kreischte auf wie ein Kind und kniete weinend darüber. »Ihr habt sie zerbrochen! Ihr habt sie zerbrochen! Warum habt ihr das getan?«
    »Sei

Weitere Kostenlose Bücher