Mr. Shivers
Kopf war voller Blut. Roosevelt hechtete ebenfalls in Deckung; sein Bündel fiel zu Boden.
»Herrgott!«, rief Monk.
Connelly eilte zur Tür und fing an, den Draht zu lösen, mit dem sie sie verriegelt hatten. Laute Pistolenschüsse peitschten auf, im Dach erschienen weitere Löcher. Etwas flog an Connellys Kopf vorbei. Roonie schrie auf, hielt sich den Unterarm.
»Aus dem Weg!«, brüllte Pike. »Geht aus dem verdammten Weg!«
»Schießt doch!«, hörte sich Connelly sagen. »Um Gottes willen, warum schießt denn keiner zurück!«
Die Schrotflinte brüllte wieder auf, dieses Mal offensichtlich nach Connellys Stimme ausgerichtet. Splitter flogen durch die Luft, ein Luftzug traf seinen Rücken, als Schrotkugeln Holz durchbohrten. Es war, als wäre eine heiße Welle an ihm vorbeigerauscht.
»Der Revolver!«, schrie Hammond. »Rosie, der Revolver!«
Roosevelt erwachte zum Leben, kroch über den Boden und griff nach seiner Tasche, kramte mit zitternden Fingern darin herum. Über ihnen lachte jemand hämisch. Ein Klicken verkündete, dass ein tödlicher Mechanismus einrastete, dann kam die nächste Salve. Jeder suchte wieder Deckung, als Schüsse Löcher in den Güterwagen und die Luft bohrten. Roosevelt taumelte zurück in die Ecke, der Revolver entglitt ihm und drehte sich auf dem Boden.
Connelly blickte auf und sah, wie die Waffe neben Lottie zum Liegen kam. Sie starrte sie voller Entsetzen und ohne zu begreifen an.
»Lottie!«, schrie er. »Um Himmels willen, tun Sie doch was!«
Sie sah ihn an, dann wieder die Waffe. Unsicher griff sie danach. Connellys Finger tasteten wieder nach dem Draht.
»Arschlöcher«, murmelte einer der Männer auf dem Zug. Im Dach gab es mittlerweile so viele Löcher, dass Connelly die beiden nun deutlich sehen konnte. Patronenhülsen regneten golden funkelnd durch die Decke. Unten starrte Lottie den Revolver in ihrer Hand an, dann blickte sie unsicher nach oben.
»Scheiße, Lottie, schießen Sie! Schießen Sie!«, brüllte Hammond.
Sie erschauderte, dann hob sie die Waffe und gab sorgfältige Schüsse auf die Decke ab, zielte trotz ihrer Angst ganz genau. Drückte einmal ab, dann ein zweites Mal, ein drittes Mal. Oben schrie jemand schmerzerfüllt auf; es polterte dumpf, als die Männer versuchten, aus der Gefahrenzone zu kommen und trotzdem auf dem Dach zu bleiben.
Der letzte Draht löste sich, und die Wagentür glitt auf. Der beißende Rauch ließ Connelly zurückzucken, dann stählte er sich und zog sich in die Höhe, schaute über den Dachrand hinweg.
Zwei Männer lagen auf dem Wagendach; einer von ihnen war verletzt und hielt sich die Innenseite seines Oberschenkels, ganz in der Nähe seines Schritts. Der Verletzte hielt einen 38er in der Hand, mit der anderen Hand drückte er auf den ständig größer werdenden Flecken auf seinem Bein. Der andere Mann hatte eine Schrotflinte und versuchte, zwei neue Patronen hineinzuschieben. Er schaute auf, entdeckte Connelly, versuchte die Schrotflinte zuzuklappen und ihm den Kolben ins Gesicht zu rammen. Connelly war schneller, griff zu und schnappte sich seinen Knöchel, um ihn vom Wagen zu befördern. Er zog und fühlte, wie der Mann wegrutschte; die Wut auf seinen verzerrten Zügen verwandelte sich in Entsetzen. Connellys Schulter schien durch die Anstrengung aus dem Gelenk springen zu wollen, und er fühlte, wie Hammond seine Taille ergriff, um ihn gegen den Zug zu drücken. Die Dachkante des Güterwaggons grub sich in seinen Leib, als er dort an seiner Seite hing, und irgendwo schrie jemand laut.
Connelly biss die Zähne zusammen und verdoppelte die Anstrengungen. Der Mann mit dem Gewehr rutschte noch ein Stück weiter nach vorn. »Nein! Nein!«, brüllte er, während seine Finger versuchten, irgendwo Halt zu finden. Seine Nägel gruben sich in das zersplitterte Holz, während die andere Hand noch immer idiotischerweise die Schrotflinte festhielt. Die Dachkante grub sich tiefer in Connellys ächzende Rippen. Der Mann mit dem 38er sah ihn benommen an. Seine Hand zitterte, aber er hob den großen Revolver und fuchtelte damit vor Connellys Gesicht herum. Connelly zerrte ohne nachzudenken weiter, und als die Schüsse den Zuglärm übertönten, glaubte er tot zu sein.
Er öffnete die Augen und sah, wie der Bauch des Mannes vor ihm aufplatzte. Rot leuchtende Blutfontänen schossen wie Feuerwerk in die Luft und beschrieben einen großen Bogen. Weitere Löcher wurden in das Wagendach gestanzt, unten schrie Lottie auf. Der verletzte
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