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Mr. Shivers

Mr. Shivers

Titel: Mr. Shivers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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einen Bleistift«, schlug Nina vor.
    »Es ist sogar noch länger her, dass ich einen Stift hielt«, sagte Connelly, aber er versuchte es. Die beiden alten Frauen sahen ihm beim Essen zu.
    »Der Junge hat nun schon eine Weile am Abgrund gelebt, Nina«, sagte Dexy mit ihrer brüchigen alten Stimme.
    »O ja. Eine lange Zeit.«
    »Er ist allein aufgebrochen, und jetzt weiß er nicht, wo es weitergeht.«
    »Hat nicht die geringste Vorstellung. Da stimme ich zu.«
    Connelly schaute auf und erkannte, dass ihn die beiden alten Frauen musterten. Nina kicherte nicht mehr, Dexys Gesicht erschien nicht länger alt und verwirrt. Im Feuerschein hätten sie genauso gut aus Holz geschnitzt sein können.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Hm … Wollen wir doch mal sehen«, sagte Nina. »Der fahrende Ritter, der auf seiner Suche durch den Wald wandert. In früheren Zeiten wäre er auf einem weißen Pferd geritten. Das gibt’s nicht mehr.«
    »Das stimmt. Die Dinge ändern sich«, sagte Dexy. Sie musterten ihn von oben bis unten, studierten ihn wie eine seltsame Anomalie. Plötzlich erschienen sie nicht mehr so alt oder zerbrechlich.
    »Was geht hier vor?«, fragte Connelly.
    »Glaubst du, wir kennen Männer wie dich nicht?«, fragte Dexy. »Wir haben Männer wie dich schon zuvor gesehen. Würden wir sie alle in einer Reihe aufstellen, würde sie bis zum Fluss reichen.«
    »Der Mann auf der Suche«, sagte Nina beinahe herablassend. »Der auszog, um das Ungeheuer zu erschlagen.«
    »Welches Ungeheuer jagst du, weißer Junge?«, fragte Dexy. »Welchen Dämon willst du töten?«
    »Es gibt einen, nicht wahr?«, fragte Nina.
    Connelly blickte von der einen zur anderen, immer hin und her. »Habt ihr von Mr. Shivers gehört?«
    Das überraschte sie. Ihre Brauen hoben sich; die Haut ihrer Gesichter zerknitterte wie Wachspapier. Nun schienen sie ihn nicht mehr so geringschätzig zu behandeln.
    »Ah«, sagte Nina leise und nickte. »Also der.«
    »Wer seid ihr?«, fragte Connelly.
    »Oh, wir?« Nina lachte wieder. »Wir sind bloß drei schwarze Schlampen, die an einem Fluss sitzen und sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    »Wir sind alt«, sagte Dexy. »Uns gibt es einfach schon eine Weile, Süßer. Ein oder zwei Dinge wissen wir.«
    »Wir alle«, ergänzte Nina.
    »Ihr alle? Wer ist denn sonst noch hier?«
    Nina zeigte auf die geschlossene Tür. »Unsere Schwester natürlich. Sie liegt da und träumt, wie sie es immer tut. Immer schon getan hat. Es ist besser, sie nicht zu wecken. So gefällt ihr das.«
    »Und Sie wissen … Sie wissen über den Mann mit den Narben Bescheid?«
    »Das weiß doch jeder«, sagte Dexy. »Alle Menschen tragen dieses Wissen in sich, auch wenn sie über dessen Existenz nicht nachdenken wollen. Aber jeder weiß es. Wir wissen nur ein bisschen mehr.«
    Connelly schüttelte den Kopf. Das Ganze war ihm unbegreiflich: Wie konnte er halb tot aus dem Gefängnis stolpern und dann an diesen Ort gelangen, wo er wieder mit derselben Sache konfrontiert wurde? Vor Wochen hätte er für die geringste Neuigkeit über den grauen Mann gekämpft, aber jetzt schien ihm jeder Zoll Boden zu gehören, auf den Connelly seinen Fuß setzte.
    »I-ich muss jetzt gehen«, sagte er. »Das mache ich. Ich … ich danke Ihnen für die Mahlzeit, aber ich habe genug von alldem.«
    »Du wirst nicht gehen«, sagte Dexy ganz ruhig.
    »Und warum nicht?«
    »Weil du uns Fragen stellen willst. Weil du Bescheid wissen willst.«
    Er drehte sich an der Tür um und schüttelte wieder den Kopf. »Nein. Nein, das will ich nicht, nie wieder. Haben Sie auch nur eine … Wissen Sie überhaupt, was ich durchgemacht habe? Wissen Sie das?«
    »Ja«, sagte Nina.
    »Wir haben eine gewisse Vorstellung davon, Süßer«, sagte Dexy.
    »Nein, das haben Sie nicht!«, brüllte er. »Wagen Sie es nicht, mir das zu sagen! Tun Sie das nicht!«
    Aus dem hinteren Teil des Hauses kam ein Geräusch. Ein leiser Aufprall. Dexy und Nina sahen sich furchterfüllt an, dann stand Nina auf. »O mein Gott«, sagte sie. »O mein Gott, er hat sie aufgeweckt. Dass diese Jungs auch immer einen solchen Lärm machen müssen. Einen solchen Krach.« Sie schürzte den Rocksaum, öffnete die Schlafzimmertür und schlüpfte hinein, aber bevor sie sich wieder schloss, roch Connelly abgestandene Luft und den widerlichen Geruch von Galle und Verfall. Er hatte keine Ahnung, wer dort schlief, aber er glaubte auch nicht, es wissen zu wollen.
    »So«, sagte Dexy. »Ich hoffe, du bist

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