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Mr. Shivers

Mr. Shivers

Titel: Mr. Shivers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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müde.«
    »Ich habe, was ich wollte«, sagte Connelly.
    »Du hast die Dinge gern einfach, nicht wahr, Junge?«, fragte Dexy.
    Connelly zuckte mit den Schultern.
    »Nun, das werden sie aber nicht mehr lange bleiben.«
    Nina spuckte zwischen den Zähnen aus; der Schleimbatzen schoss durch eine Lücke und landete weit entfernt. Sie schnaubte. »Hier draußen ist es so kalt wie in der Hölle. Geh schon mal zum Haus zurück, Junge. Du siehst aus, als könntest du ein ganzes Jahr lang schlafen. Wir haben noch etwas zu besprechen.«
    Connelly stand auf und gehorchte. Als er zurückblickte, waren die Frauen verschwunden, aber er glaubte ihre Gestalten zwischen den Bäumen zu sehen, und falls ihm seine Müdigkeit keinen Streich spielte, schienen sie zu dritt zu sein.
    Er schlief vor dem Kamin, und am Morgen weckte ihn Dexy mit einem Frühstück. Wieder servierte sie ihm Hühnchen, dieses Mal mit Roggenbrot. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Nina stand auf und begab sich in das dritte Zimmer, um der Letzten beim Aufstehen zu helfen.
    »Ich sollte besser gehen«, meinte Connelly, als sie wieder herauskam.
    »Ja«, sagte sie.
    Draußen blieb er vor dem Müllhaufen stehen und stöberte darin herum. Er fand zwei alte, abgenutzte Stiefel und einen dicken schwarzen Mantel, der mit grauem Schlamm beschmutzt war. Er wusch ihn im Fluss ab und ließ ihn trocknen, bevor er ihn anzog. Sie gaben ihm einen kleinen Beutel mit getrockneten Lebensmitteln und eine Feldflasche, deren durchlässige Haut mit alten Binden primitiv geflickt worden war. Er schlang sie sich über die Schulter und machte sich auf den Weg.
    Der Nebel war zurückgewichen. Sonnenlicht funkelte auf der bewegten Flussoberfläche. Dexy und Nina traten aus dem Haus, um seinen Aufbruch zu beobachten. Er war sich nicht sicher, aber es hatte den Anschein, als würde sich ein dunkler Umriss hinter dem Fenster bewegen.
    »Ich danke Ihnen für Ihre Gastfreundschaft und Ihren Rat«, sagte er.
    »Wir haben dir keinen Rat gegeben«, erwiderte Nina. »Wir haben dir nur gesagt, wie es sein wird.«
    »Nun … Trotzdem vielen Dank.«
    »Nicht der Rede wert.«
    »Ich hoffe, ich sehe Sie wieder.«
    »Das wirst du nicht«, sagte Dexy. »Jungs wie du jagen immer irgendeiner Sache hinterher. Sie wissen nie, wann es besser für sie wäre aufzuhören.«
    »Vielleicht.«
    Nachdem sie sich verabschiedet hatten, ging er stromaufwärts und dann an einer Reihe von Hügeln vorbei nach Norden. Jedes Mal, wenn er sich umdrehte, rechnete er damit, dass der Rauch plötzlich verschwunden war. Aber er blieb und stieg in den Himmel. Beobachtete ihn vielleicht und runzelte die Stirn.

DREIUNDZWANZIG
    Es folgten Tage der Wanderschaft, Tage des ziellosen Umherstreifens. Von einem vorbeikommenden Motorradfahrer, der ihn bis nach Hawtache mitnahm und ihm den Weg nach Willison erklärte, erfuhr er, dass er sich in Colorado befand. Seine Reise wurde zu einem schnellen, verzweifelten Sprint von Stadt zu Stadt. Jedes Mal, wenn er die nächste erreichte, waren seine Vorräte erschöpft und sein Magen leer. Wenn er konnte, kaufte er Essen, wenn es nicht anders ging, lebte er von Abfällen. Er übernachtete in den kleinen, provisorischen Ansiedlungen, die im Hinterland wie Pilze emporschossen, und schlief in Straßengräben, wenn er keine finden konnte. Kinder hielten ihn für den Schwarzen Mann, einen großen umherirrenden Schamanen, der die Nebenstraßen entlangwanderte und sich von dem ernährte, was immer er finden konnte.
    Er erfuhr, dass die Stadt des Sheriffs den Namen Marion trug. Aus weggeworfenem Zeitungspapier und Holzkohle erstellte er eine primitive Karte und fing an, die Gegend rund um den Ort seiner Gefangennahme zu durchstreifen. Von dem grauen Mann war nichts zu hören, aber dann schnappte er etwas über ein paar Verwundete auf, die sich nach Norden schleppten, Männer, die Übles im Schilde führten. Über ihre Zahl konnten die Leute nur Vermutungen anstellen. Manche sagten vier, andere fünf oder drei. Connelly fragte sich, wie viele von seinen Gefährten wohl noch am Leben waren.
    Er blieb auf ihrer Spur, folgte den Verfolgern. Lernte zu überleben. Brachte sich selbst bei, wie man kleine Tiere fängt und tötet, und durch Ausprobieren fand er heraus, wie man sie ausweidet und kocht. Es war eine dreckige Arbeit, und manchmal war er versucht, sie roh hinunterzuschlingen.
    Die schiere Notwendigkeit führte ihn zurück zum Schienenstrang, aber nicht, weil er auf den Zug aufspringen wollte. Hobolager

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