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Mr. Shivers

Mr. Shivers

Titel: Mr. Shivers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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Mr. Connelly«, sagte Pike. »Wenn sie auch nicht so verblüffend wie die Ihren sind.«
    »Und zwar?«
    »Anscheinend kam unser Mann schon zuvor durch Marion. Ich vermute, die Stadt war ein sicherer Hafen für ihn, in dem der Sheriff ihm Schutz bieten konnte; aber vielleicht war es auch nur eine unterhaltsame Falle, um mit uns zu spielen.«
    Connelly sah Pike stirnrunzelnd an. »Das habe ich schon einmal gehört.«
    »Dass Sie diesem Mann vor so langer Zeit geglaubt haben, schien richtig gewesen zu sein«, räumte Pike ein. »Korsher? War das sein Name?«
    »Ja.«
    »Ja. I-ich wollte dem grauen Mann unbedingt etwas antun … und war nicht bereit zuzuhören.« Pike rieb sich den Bart, nahm die Mütze ab, setzte sie wieder auf. »Aber jetzt höre ich zu, und Sie sollten es auch: Da war dieser junge Mann, dem Hammond vor nicht einmal einer Woche begegnete, der eine Geschichte von seiner Großmutter gehört hatte. Eine Geschichte von einer anderen Gruppe Männer, die genau durch diese Städte und Dörfer kamen und mit Rache im Herzen nach einem Mann suchten. Der Junge wusste nicht mehr, ob der Mann, den sie suchten, vernarbt war oder nicht, oder ob er dasselbe Ding war, das wir jetzt suchen, aber ich glaube schon. Er erzählte uns, dass man sie später alle tot auffand«, sagte er tonlos. »Man hatte sie umgebracht, oben in den Bergen. Minenarbeiter fanden sie. Nun, alle bis auf einen. Einen fand man nie. Einen jungen blonden Mann, seine Leiche tauchte nie wieder auf. Aber der Rest starb bei dem Versuch.«
    »Wie lange ist das her?«, fragte Connelly.
    »Sechzig Jahre. Siebzig. Vielleicht auch hundert. Es sei eine Geschichte, sagte der Junge, bloß eine Geschichte … Aber hier draußen scheinen Geschichten keine Spielereien zu sein. Es fühlt sich an, als würde die Zeit an einigen Stellen festsitzen und stagnieren und gären. Es ist ein Gefühl, das einen beschleicht.« Er schaute ins Feuer. »Die Straße ist nicht wie andere Orte.«
    »Was meinen Sie damit? Es ist doch bloß eine Straße«, sagte Peachy. »Bloß eine Straße, oder?«
    »Bist du dir sicher? Ich glaube, dass jeder unterwegs ein paar seltsame Dinge gesehen hat, ja, aber … aber manchmal führt die Straße durch Orte, die nicht … nicht normal sind.« Pike kratzte sich im Gesicht. »Die Straße ist mehr als nur Erde. Oder Steine. Sie ist größer als das. Und wo sie größer ist, führt sie an andere Orte. Oder diese Orte klammern sich an die Straße. Sie klammern sich daran wie ein Mistelzweig an einen Ast und wollen verzweifelt all denen auffallen, die vorbeigehen. Vielleicht sind sie sogar verzweifelt genug, um jemanden von der Straße zu locken.«
    »Wir sind da gewesen«, sagte Connelly. »Stimmt, wir waren an diesen Orten.«
    »Und haben die Wahrheit der Dinge gesehen«, behauptete Pike.
    »Das ist schon zuvor geschehen«, sagte Hammond.
    »Ja. Aber Ihre Neuigkeiten machen uns Mut, Mr. Connelly. Sie sagen, dass dieses Ding getötet werden kann, und ich glaube Ihnen. Sie sagen, dass das nicht einfach werden wird. Ich stimme dem zu. Und doch fühle ich, dass wir alle, alle von uns, die hier sind, genug Kraft haben, um es zu tun. Größere Willenskraft als jene, die zuvor versagt haben.«
    »Ich glaube, ich verstehe es nun, jedenfalls ein bisschen«, sagte Connelly. »Dieser … dieser Mann und die Welt, in der er sich bewegt. Sie sind ineinander verschlungen. Er ist ihr Tod, das Ende von allem, was darin lebt. Aber seht doch, was aus der Welt geworden ist: Sie ist alt und zerbrochen und sterbend. Und da ist er. Verrückt und irrsinnig. Ein Tier. Eine wilde Bestie. Wenn er zur Ruhe kommt, kommt sie zur Ruhe. Die Welt stirbt, und er mit ihr.« Connelly befeuchtete sich die Lippen. »Wenn wir den Tod dieser Welt töten … nun ja. Vielleicht verändern wir sie.«
    »Aber was kommt danach?«, fragte Hammond.
    Connelly zuckte mit den Schultern. »Alles ist besser als das hier. Alles.«
    Der Regen wurde stärker. Sie verlagerten das Feuer unter einen Baum, Scheit für Scheit, aber dann schüttelte Pike den Kopf und sagte: »Es reicht. Ich bin müde. Ich gehe in mein Zelt, und ich rate Ihnen allen, das Gleiche zu tun.«
    »Wie geht es dir?«, fragte Hammond, nachdem er weg war. »Ich meine, wie geht es dir wirklich?«
    »Okay, glaube ich.«
    »Monk ist nicht einfach so gegangen. Oder zumindest glaube ich das nicht.«
    »Was ist passiert?«
    »Nach dem Kampf am Gefängnis waren wir alle durcheinander«, erzählte Hammond. »Ich verlor einen Finger

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