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Mr. Shivers

Mr. Shivers

Titel: Mr. Shivers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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boten den größten Schutz und Neuigkeiten, ganz egal, wie ausgedehnt sie waren, und er wusste, dass seine Gefährten dort schlafen würden, sollte es sie dorthin verschlagen.
    In den Ansiedlungen begegnete er vielen merkwürdigen Menschen. In einem Lager aß er zum ersten Mal ein seltsam zähes Fleisch, das er nicht gerade ungenießbar fand. Ein vor Schmutz starrender Mann setzte sich neben ihn, als er es verspeiste. »Sie haben darum gekämpft«, vertraute er ihm an.
    »Was?«, fragte Connelly.
    »Sie haben gekämpft, als wir ihn töteten. Haben darum gekämpft und ihn gefressen.«
    »Wer?«
    »Na, die Hunde«, erwiderte der Mann und deutete auf die Keule in Connellys Hand. »Sein Rudel. Wir haben ihn getötet und gebraten, und als wir fertig waren, balgten sich seine Brüder um die Reste. Fraßen sie auf.« Er grinste durchtrieben. »Fraßen alles auf.« Er lachte.
    Connelly musterte das Fleisch in seiner Hand. Drehte es um. Dann aß er auf und warf den Knochen weg.
    In einer Barackensiedlung sah er zu, wie ein Mann aus einer Kaffeedose eine Flöte bastelte und dann zur Begeisterung aller darauf spielte. In einer anderen kämpfte er mit einem Betrunkenen und schlug ihn besinnungslos, während der Rest der Siedlung zusah und applaudierte. Als er fertig war, verließ sein Gegner schluchzend wie ein Kind die Ansammlung der stinkenden Hütten. In wiederum einer anderen Stadt erwachte er eines Morgens und entdeckte, dass sich die Leute um eine Frau geschart hatten, die nie wieder aufwachen würde, weil sie einer Krankheit oder Sucht erlegen war. Keiner kannte ihren Namen, trotzdem begrub man sie unter Steinen und sang für sie.
    Eines Abends kam er zu einem Lager, das kaum mehr als eine Ansammlung von Zelten und Unterständen war. Vor einem Feuer saß ein junger Mann mit Augenklappe und einer verbundenen Hand. Connelly näherte sich langsam, wie er es immer tat, und machte deutlich, dass er nicht bewaffnet war. Der junge Mann stand auf und sagte: »Was wollen Sie hier?«
    »Mich ausruhen und etwas mit Ihnen unterhalten, sonst nichts.«
    »Nun, ich habe aber keine Lust auf eine Unterhaltung. Suchen Sie woanders.«
    »Ich habe etwas zu essen dabei.«
    »Ist ja toll. Mir egal. Wir wollen Sie hier nicht haben.«
    »Sie sind aber unfreundlich. All die anderen Orte, an denen ich war, waren okay.«
    »Nun, hier ist es eben anders. Ich …« Der junge Mann beugte sich vor und kniff das Auge zusammen. »Zum Teufel, Connelly?«
    »Ja.« Er sah genauer hin. »Hammond?«
    Hammond lachte bellend. »Verflucht noch eins, ich wusste doch, dass du nicht in die Grube gefahren bist. Verflucht, ich wusste es!« Er warf die Arme um Connelly, und sie wirbelten einander herum. »Wo hast du gesteckt?«
    »Hier und da. Eine Weile bin ich durch die Wälder gewandert. Ziehe von Stadt zu Stadt. Beinahe hätte ich dich nicht erkannt, du siehst … nun …«
    »Ja«, sagte Hammond. »Mich hat man ganz schön durch die Mangel gedreht, nachdem ich euch aus dem Gefängnis geholt hatte. Du hast an Gewicht verloren, Connelly. Du bist so dürr wie eine Schienenschwelle.«
    »So viel nun auch wieder nicht.«
    Hinter Hammond krochen Pike und Peachy aus Zelten. Pike grinste humorlos. »Natürlich!«, sagte er. »Natürlich, es ist Mr. Connelly. Ein Mann wie Sie stirbt nicht so einfach, Mr. Connelly, wenn er überhaupt je stirbt.«
    Peachy kam auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand, pumpte sie auf und ab. »Oh, verdammt, ich habe dich für tot gehalten. Das dachte ich wirklich. Ich hielt es für eine Schande, dass man dich aus dem Knast holt und du direkt danach stirbst.«
    »Da muss ich dich leider enttäuschen. Warum hängst du noch immer mit diesen Landstreichern herum?«
    »Diese Jungs haben mich herausgeholt. Ich stehe in ihrer Schuld. Man muss jedem Gutes erweisen, der einen ordentlich behandelt hat.« Er lächelte. Seine hellen Zähne leuchteten in der Nacht, seine schwarze Haut ließ den Rest von ihm beinahe unsichtbar erscheinen. »Ich muss sagen, ich bin froh dich zu sehen. Kommt mir merkwürdig vor, dass wir uns die ganze Zeit unterhalten haben, ohne uns je dabei anzuschauen.«
    »Ich bin auch froh, dich zu sehen. Es ist schön, deiner Stimme ein Gesicht zuordnen zu können.«
    »Ja«, sagte Pike. »Auch wenn es alles andere als leicht ist, mit einem Farbigen zu reisen, sind wir doch froh, ihn dabeizuhaben. Es ist nützlich, auf jemanden zurückgreifen zu können, der gesund ist.«
    Hammond sah Peachy an, aber der hielt seinen Blick zu Boden

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