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Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Titel: Mrs. Alis unpassende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Simonson
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kümmern muss – sie sich um ihre Mutter, und ich – na ja, du wirkst zwar gesund, aber Onkel Bertie hat auch immer gesund gewirkt. Niemand weiß, wann ich mal eingreifen und mich um alles kümmern muss.«
    »Deine Besorgnis macht mich sprachlos vor Dankbarkeit«, sagte der Major.
    »Du bist sarkastisch.«
    »Und du geldgierig.«
    »Das ist nicht fair, Dad«, sagte Roger. »Ich bin nicht wie Jemima.«
    »Ach wirklich?«
    »Ich bitte dich doch nur, dass du mir, wenn du die Gewehre verkaufst, etwas von dem Geld abgibst, das du doch gar nicht brauchst«, fuhr Roger fort. »Du hast keine Ahnung, wie teuer es ist, in London nach oben zu kommen. Die Kleidung, die Restaurants, die Partys am Wochenende – heutzutage muss man investieren, wenn man weiterkommen will, und es ist, ehrlich gesagt, ziemlich peinlich, nicht mal mit Sandy richtig mithalten zu können.« Er setzte sich hin und ließ die Schultern hängen. Einen Augenblick lang sah er aus wie ein zerzauster Teenager.
    »Vielleicht musst du deine Erwartungen ein wenig herunterschrauben«, erwiderte der Major ehrlich besorgt. »Es geht im Leben nicht immer nur um schicke Partys und darum, sich mit reichen Leuten zu treffen.«
    »Genau das sagen sie den Leuten, die sie nicht einladen«, entgegnete Roger trübsinnig.
    »Ich würde niemals an einer Festivität teilnehmen, wenn ich um die Einladung hätte betteln müssen«, sagte der Major und beteuerte sich selbst sofort, dass er nichts unternommen hatte, um seine eigene Einladung zu bekommen. Es war, wie er sich erinnerte, eine ganz spontane Geste Lord Dagenhams gewesen.
    Sandy kam die Treppe herunter, und sie hörten auf zu reden. Ein Hauch von Eau de Cologne und Lippenstift frischten die Luft im Zimmer auf, und der Major nahm sich vor, die Fenster häufiger zu öffnen. Er gab sich große Mühe, das Haus blitzsauber zu halten, aber vielleicht entstand eine gewisse Muffigkeit ganz von selbst, wenn man allein lebte.
    »Wenn wir noch mit den Malern reden wollen, bevor sie gehen, sollten wir jetzt losfahren«, sagte Sandy.
    »Stimmt«, pflichtete ihr Roger bei.
    »Habt ihr Abdul Wahid gesagt, dass ihr wahrscheinlich hierbleibt?«, fragte der Major. Roger und Sandy tauschten einen zaghaften Blick aus. Der Major kam sich vor wie ein kleiner Junge, dessen Eltern nicht wollen, dass er ein Gespräch unter Erwachsenen mit anhört.
    »Ja, ich habe ihm gesagt, dass wir eine Bleibe brauchen, während das Cottage renoviert wird«, sagte Roger. »Und er hat verstanden, dass es nicht gerade bequem wäre, wenn wir alle hier wohnen würden, wegen gemeinschaftlich zu benutzender Badezimmer und so weiter.«
    »Da hast du völlig recht«, erwiderte der Major. »Ich habe Abdul Wahid gesagt, dass ihr beide euch unten im Pub viel wohler fühlen werdet.«
    »Moment mal!«
    »Bitten Sie den Wirt um das blaue Zimmer«, sagte der Major zu Sandy. »Es ist mit einem Himmelbett ausgestattet, und ich glaube auch mit einem von diesen Whirlpools, auf die ihr Amerikaner so versessen seid.«
    »Ich werde mich nicht in den verdammten Pub einquartieren«, sagte Roger mit wutverzerrtem Gesicht. Es zeugte zwar nicht von Edelmut, sich am Missbehagen eines Menschen vom eigenen Fleisch und Blut zu ergötzen, aber Roger war einfach zu dreist gewesen und brauchte eine ordentliche Quittung.
    »Allerdings dröhnt der Whirlpool bis hinunter zur Bar …«, sagte der Major, als würde er intensiv über das Thema nachdenken. Er bemerkte, dass Sandy es kaum noch schaffte, ernst zu bleiben; ihre Lippen zuckten vor zurückgehaltenem Lachen, und sie taxierte ihn mit den Augen.
    »Du kannst von meiner Verlobten nicht verlangen, dass sie dieses Haus mit irgend so einem komischen Ladengehilfen aus Pakistan teilt!«, fauchte Roger.
    »Das verstehe ich durchaus«, sagte der Major. »Aber leider hatte ich ihn bereits bei mir aufgenommen und kann ihn nicht einfach hinauswerfen, nur weil meinem Sohn das nicht passt.«
    »Er könnte ein Terrorist sein – was wissen wir denn?«
    »Herrgott noch mal, Roger! Fahr zu deinen Malern, bevor sie wegmüssen, um den Vatikan aufzupeppen oder was auch immer!«, rief der Major in barscherem Ton, als er beabsichtigt hatte.
    Er trug das Tablett mit dem Teegeschirr in die Küche zurück. Vom Wohnzimmer her war ein gedämpftes Streitgespräch zu hören. Dann steckte Roger den Kopf zur Tür herein und sagte, Sandy und er würden jetzt fahren, aber auf jeden Fall zurückkommen und im Haus übernachten. Der Major antwortete mit einem

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