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Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Titel: Mrs. Alis unpassende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Simonson
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hohen Böschungen und lauschigen Cottages entlang der weniger stark befahrenen Straßen. An einer Kreuzung entdeckte sie einen alten runden Briefkasten, und der Major brachte den Wagen zum Stehen, damit sie den Brief aufgeben konnte. Als sie mit dem Umschlag in der Hand, den Kopf nachdenklich geneigt, ein paar Sekunden lang stehen blieb, hielt er die Luft an. Noch nie waren ihm die Folgen eines Briefeinwurfs so bewusst gewesen wie jetzt – die Unmöglichkeit, das Kuvert dem Eisenmaul des Kastens wieder zu entreißen, die Unausweichlichkeit, mit der das Schreiben seinen steten Weg durch das Postwesen nimmt; wie es von einer Tasche in die nächste und von Briefträger zu Briefträger wandert, bis der letzte Mann schließlich in seinem Postauto vor der Tür hält und einen kleinen Stapel durch den Briefschlitz schiebt. Plötzlich fand er es schrecklich, dass geschriebene Worte nicht zurückgenommen, Gedanken nicht wie in einem Gespräch von Angesicht zu Angesicht korrigiert werden konnten. Als sie den Brief einwarf, schien sich der Nachmittag zu verfinstern.
     
    Die Frage, wie ein zwangloses Gespräch zu beginnen sei, in dem ein junger Mann dazu überredet werden sollte, von einem Fremden Rat in Bezug auf lebensverändernde Entscheidungen anzunehmen, quälte den Major mehrere Tage lang. Es gab ohnehin nur wenige Gelegenheiten, selbst wenn man die richtigen Worte fand. Abdul Wahid stand immer sehr früh auf und verließ das Haus, ohne auch nur eine Tasse Tee zu sich genommen zu haben. Meist kehrte er spät zurück, hatte dann schon im Laden gegessen und schlich sich sofort in sein Zimmer, wo er etwas aus dem kleinen Stapel religiöser Bücher las. Dass er wieder da war, ließ sich oft nur an einem kleinen Dankeschön auf dem Küchentisch erkennen: Tütchen aus Pergamentpapier mit irgendeiner neuen Teemischung, ein Päckchen einfache Butterkekse, ein Säckchen Äpfel. Davon abgesehen, waren das einzig Auffällige der Anblick seiner Schuhe, die er abends ordentlich vor der Hintertür abstellte, und der schwache, limonenlastige Duft eines Rasierwassers im Badezimmer, das Abdul Wahid jeden Morgen makellos geputzt zurückließ. Der Major suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, mit ihm ins Gespräch zu kommen, hielt von nun an, um das Mrs. Ali gegebene Versprechen zu erfüllen, die Teekanne stets bereit und sorgte dafür, dass immer ein Kessel mit warmem Wasser auf dem Herd stand, während er in seiner eigenen Spülküche herumschlich und darauf hoffte, seinen Gast abfangen zu können, sobald der durch die Hintertür hereinkam.
    An einem regnerischen Abend bekam der Major seine Chance. Abdul Wahid hielt sich ein wenig länger in der hinteren Diele auf, weil er seine triefende Regenjacke ausschütteln und aufhängen musste. Seine Schuhe waren völlig durchnässt, vermutete der Major, denn er hörte, dass er sie mit zerknüllten Zeitungsseiten aus dem Altpapierkorb ausstopfte. Er schob den Kessel an eine heißere Stelle auf dem Herd, stellte die Teekanne in die Tischmitte und holte zwei große Tassen aus dem Schrank.
    »Möchten Sie einen schönen heißen Tee mit mir trinken?«, fragte er, als Abdul Wahid in die Küche trat. »Ist ja ziemlich stürmisch da draußen.«
    Abdul Wahid zögerte. »Ich möchte Ihnen keine Umstände machen, Major.« Er zitterte vor Kälte. Der dünne Pullover, den er über dem Hemd trug, war kaum die passende Kleidung, dachte der Major. »Ihre Gastfreundschaft ist schon mehr, als ich verdient habe.«
    »Sie würden mir einen großen Gefallen erweisen, wenn Sie sich kurz hinsetzen würden. Ich war den ganzen Tag allein und könnte ein wenig Gesellschaft gebrauchen«, sagte der Major und machte sich daran, das Kaminfeuer zu schüren, so als wäre die Sache bereits entschieden. Als er sich über die rauchenden Scheite beugte, wurde ihm bewusst, dass der Hinweis auf seine Einsamkeit der Wahrheit entsprach. Trotz seiner Versuche, mit Erledigungen, Golfspielen, Besuchen und Treffen einen ausgefüllten Alltag beizubehalten, gab es manchmal Tage wie diesen, verregnet und bestimmt von dem nagenden Gefühl, etwas zu vermissen. Wenn der Matsch in den Blumenbeeten stand und die Wolken das Licht dämpften, fehlte ihm seine Frau. Dann vermisste er sogar Roger und das durchs Haus hallende Getrampel schmutziger, treppauf, treppab laufender Jungs. Jetzt tat es ihm leid, dass er seinen Sohn und dessen Freunde so oft geschimpft hatte – er hatte die Lebensfreude, die aus dem Lärmen sprach, unterschätzt.
    Abdul

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