Mrs. Alis unpassende Leidenschaft
Abdul Wahid. »Du hast schon genug Schaden angerichtet.« Mehrere Paare, die auf den Tumult aufmerksam geworden waren, hielten mitten im Tanz inne und begannen, sich hinter die Tische zurückzuziehen.
»Der Alte ist verrückt!«, sagte Daisy Green mit schwacher Stimme. »Wir müssen die Polizei rufen.«
»Aber das ist doch völlig unnötig«, rief Mrs. Rasool und befreite den Arm ihres Schwiegervaters aus dem Griff eines finster dreinblickenden Posaunisten. »Er ist nur ein bisschen durcheinander. Seine Mutter und seine Schwester sind in so einem Zug gestorben. Bitte verzeihen Sie ihm!«
»Er ist weit weniger durcheinander als die meisten Leute hier«, warf Abdul Wahid mit tragender Stimme ein. »Er will allen sagen, dass diese Aufführung eine große Beleidigung für ihn ist.«
»Für wen hält der sich?«, sagte Roger. »Das ist eine wahre Begebenheit!«
»Genau, wer hat ihn denn nach seiner Meinung gefragt?«, höhnte einer in der Menge. »Scheiß Pakis!« Die Kellner warfen die Köpfe herum, und ein blasser, schmächtiger Mann duckte sich hinter seiner Frau.
»Das geht doch nicht!«, rief Alec Shaw unter seinem schwankenden Turban hervor.
Noch während der Geschehnisse selbst war dem Major klar, dass man ihn später hart bedrängen würde, den nun ausbrechenden Kampf in allen Einzelheiten zu beschreiben. Er sah, wie Abdul Wahid von einem kleinen Mann mit großen Füßen gestoßen wurde und auf einen Kellner fiel. Er sah, wie ein anderer Kellner einem der Tänzer mit seiner Handserviette quer übers Gesicht schlug, als wollte er ihn zum Duell fordern. Als mitten auf der Tanzfläche Randale ausbrach, hörte er Daisy Green, schon etwas heiser, »Leute, bleibt doch bitte zivilisiert!« rufen. Dann wurde es unübersichtlich – Frauen schrien, Männer brüllten, die Leute stürzten sich aufeinander und gingen zu Boden. Es wurde, wenig effektiv, auf Rücken eingedroschen und wahllos getreten.
Während die Dissonanz der Musik zunahm, beobachtete der Major erstaunt, wie sich ein dicker betrunkener Gast den Turban vom Kopf riss, seiner Freundin die Wasserpfeife reichte und sich in die wogende Menge der Angreifer warf, als wäre das Ganze ein Spiel. Der Pfarrer setzte ihm nach und wollte ihn an der Hose packen, wurde aber getreten, fiel nach hinten und kam auf Alma zu liegen. Dort verfing er sich so sehr in ihrem grünen Sari, dass Mortimer Teale ganz neidvoll dreinsah, und wurde schließlich von Alec Shaw gerettet, der beide hinter die Bar zerrte, die Lord Dagenham und Ferguson beschlagnahmt hatten, wie um einer Belagerung standzuhalten.
»Keine Gewalt, keine Gewalt!«, schrie Daisy, als zwei Streithähne aus dem Menschenknäuel flogen und auf einem Tisch landeten, der zu einem einzigen Haufen saucenverschmierter Teller zusammenbrach. Einige der schon leicht erschöpft wirkenden Kombattanten waren dazu übergegangen, nach dem Gegner eines anderen zu treten, während sie ihren eigenen mit den Armen umfingen, um Schläge abzuwehren.
Die meisten Gäste waren in die Ecken gedrängt worden, und der Major wunderte sich, dass diejenigen in Türnähe nicht einfach in die Nacht hinausliefen. Aber wahrscheinlich hatten sie noch kein Dessert gegessen und wollten ungern gehen, ehe im Vorraum die Gastgeschenke ausgelegt waren.
Vielleicht hätte sich der Kampf zu etwas wirklich Gefährlichem hochgeschaukelt, wenn nicht irgendwer hinter der Bühne den richtigen Schalter gefunden und die Musik abgestellt hätte. In der plötzlich eingetretenen Stille hob sich so mancher Kopf aus der brodelnden Masse, und Fausthiebe wurden mitten in der Bewegung abgebrochen. Der alte Mr. Percy, der das Gewühl mehrmals taumelnd umkreist und wahllos mit einem Plüschhuhn hineingedroschen hatte, schlug ein letztes Mal zu, und das Huhn zerbarst in einer Wolke aus Styroporkügelchen. Die mit Sauce beschmierten und jetzt obendrein mit weißem Styropor bedeckten Kämpfer bemerkten, dass sie albern aussahen, und das Handgemenge verlor an Schwung.
»Es tut mir unendlich leid«, sagte Mrs. Rasool zu Daisy, während sie und ihr Mann den älteren Mr. Rasool festhielten. »Mein Schwiegervater war erst sechs, als seine Mutter und seine Schwester getötet wurden. Es ging ihm nicht darum, Krawall zu schlagen.« Der alte Mann schwankte und wirkte so schwach und verletzlich wie Pergamentpapier.
»Er hat alles ruiniert!«, kreischte Daisy.
»Er ist offenbar sehr krank«, sagte Mrs. Ali. »Er muss hier raus.« Der Major sah sich nach einer frei zugänglichen
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