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Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Titel: Mrs. Alis unpassende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Simonson
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Waldgebiet unsichtbar gemacht.
    »Ja, der Blumenschmuck muss opulent sein, da ist mein Mann leider unerbittlich«, sagte Mrs. Rasool. »Kommen Sie, ich möchte Sie mit ihm bekannt machen.«
    Sie führte die drei durch den Raum zu einer großen Sitznische, die durch eine geschnitzte Holzverkleidung und einen Seidenvorhang teilweise abgeschirmt war. Als sie näher kamen, erhob sich ein dünner Mann mit spärlichem Haupthaar und einem steif gestärkten Hemd von seinem Platz an dem Tisch, an dem er mit einem älteren Paar gesessen hatte, und machte eine angedeutete Verbeugung.
    »Mr. Rasool, das hier sind unsere Gäste, Major Pettigrew und Miss DeVere«, verkündete Mrs. Rasool.
    »Herzlich willkommen«, sagte Mr. Rasool. »Darf ich Ihnen meine Eltern, die Gründer unseres Unternehmens, vorstellen? Mr. und Mrs. Rasool.« Die beiden alten Leute standen auf und verbeugten sich.
    »Sehr erfreut«, stieß der Major hervor, während er sich zum Händeschütteln mühsam über den breiten Tisch beugte. Die Rasools nickten mehrmals und murmelten eine Begrüßung. Den Major erinnerten sie mit ihren bezaubernd symmetrischen Runzeln an die zwei Hälften einer Walnuss.
    »Nehmen Sie doch bitte Platz«, sagte Mr. Rasool.
    »Müssen wir deinen Eltern die lange Besprechung wirklich zumuten?«, fragte Mrs. Rasool ihren Mann. Ihr schneidiger Ton und die hochgezogenen Augenbrauen vermittelten dem Major den Eindruck, dass die Anwesenheit der alten Leute ursprünglich nicht vorgesehen war.
    »Bei so wichtigen Kunden ist es meinen Eltern eine Ehre mitzuhelfen«, erwiderte Mr. Rasool, an den Major gewandt, dem Blick seiner Ehefrau ausweichend. Er rutschte neben seine Mutter auf die Sitzbank und winkte die Gäste zur anderen Nischenseite. »Setzen Sie sich zu uns!«
    »Mrs. Ali hat Ihnen hoffentlich erklärt, dass wir nur über ein sehr begrenztes Budget verfügen«, sagte Grace, während sie Zentimeter für Zentimeter weiterrutschte, als wäre die Bank aus Klettmaterial.
    Der Major bot Mrs. Ali mit einer Handbewegung an, ebenfalls auf der Bank Platz zu nehmen – nicht nur aus Höflichkeit, sondern auch, weil er es nicht ausstehen konnte, eingeengt zu sein –, aber Mrs. Rasool wies ihn an, sich neben Grace zu setzen, während sie selbst und Mrs. Ali sich auf den Stühlen an der Außenseite niederließen.
    »O bitte«, sagte Mr. Rasool, »wir müssen doch nicht gleich geschäftlich werden. Zunächst einmal sollten Sie unsere bescheidenen Gaben genießen. Meine Frau hat einige kleine Kostproben für Sie bestellt, und meine Mutter hat noch ein paar dazubestellt.« Er klatschte in die Hände, und zwei Kellner traten durch die Küchentür. Sie trugen Silbertabletts mit gewölbten silbernen Hauben. Ihnen folgten zwei Musiker, einer mit einer Handtrommel, der andere mit einer Sitar. Die beiden machten es sich auf niedrigen Hockern neben der Sitznische bequem und begannen, ein schwungvolles atonales Lied zu spielen.
    »Wir haben Musiker für Sie«, berichtete Mrs. Rasool. »Und die Dekoration, die wir besorgt haben, sagt Ihnen bestimmt zu.« Mit der Anwesenheit ihrer Schwiegereltern hatte sie sich inzwischen offenbar abgefunden. Nach Überzeugung des Majors war jedes Familienunternehmen von Verhandlungen zwischen den Generationen geprägt, aber die unübersehbare Kompetenz von Mrs. Rasool führte wahrscheinlich zu zusätzlichen Konfliktpunkten. Die alte Frau sprach jetzt mit erhobenem Zeigefinger rasend schnell auf Mrs. Rasool ein.
    »Meine Mutter besteht darauf, dass unsere Gäste erst einmal etwas zu sich nehmen«, erklärte Mr. Rasool. »Über Geschäfte zu reden, ohne vorher Gastfreundschaft zu erweisen, ist eine Beleidigung.« Die Mutter warf dem Major und Grace einen so finsteren Blick zu, als hätten sie schon jetzt irgendwie gegen den guten Ton verstoßen.
    »Nun ja, ein winziges Häppchen vielleicht«, sagte Grace und zog ein kleines Notizbuch und einen dünnen silbernen Kugelschreiber aus ihrer Handtasche. »Mittags esse ich nie viel.«
     
    Das Essen wurde rasch serviert – kleine Schüsseln mit dampfenden, farbenprächtigen Speisen, die nach vertrauten, aber dennoch nicht sofort benennbaren Gewürzen dufteten. Grace naschte sich durch sämtliche Schüsseln und spitzte bei den dunkleren, schärferen Gerichten abwägend die Lippen. Amüsiert beobachtete der Major, wie sie sich alles notierte und ihr das Schreiben zunehmend schwerfiel, als sie vom Essen und von mehreren Gläsern Punsch schläfrig geworden war.
    »Wie schreibt man

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