Mrs. Alis unpassende Leidenschaft
seine Passagiere aussteigen.
»Gibt’s da Comichefte?«, fragte George.
»Ich habe kein Geld. Also sei brav, dann backe ich dir daheim vielleicht einen Kuchen«, sagte Amina.
»Viel Glück!«, rief der Major durchs Fenster. Amina war, George an der Hand, vor dem Laden stehen geblieben. Als sie sich zu ihm umdrehte, wirkte ihr Gesicht bleich und ängstlich. Er hatte das Gefühl, dass sie nicht nur wegen eines Bewerbungsgesprächs in den Laden ging. Aber worum auch immer es sich handelte – vor Mrs. Ali schien sie mehr Angst zu haben als vor dem Clubsekretär.
Er war nach Hause gefahren und hatte Tee gemacht, sich aber noch keine Tasse eingeschenkt, als sein Unbehagen darüber, die merkwürdige junge Frau und ihren Sohn vor Mrs. Alis Tür abgesetzt zu haben, von der entsetzlichen Vermutung überlagert wurde, dass dies der dritte Donnerstag im Monat war.
Er ging zum Kalender und sah nach, und seine Befürchtung bewahrheitete sich. An jedem dritten Donnerstag im Monat zog die Verkehrsgesellschaft nachmittags sämtliche Busse für irgendwelche mysteriösen anderen Fahrten ein. Nicht einmal der Gemeinderat hatte es geschafft, auf die Frage, wohin die Busse abgeordert wurden, eine klare Antwort zu bekommen. Die Verkehrsgesellschaft sprach immer nur von einer »Versorgungsreduktion«, mit deren Hilfe eine »erhöhte Präsenz in unterversorgten Gebieten« erreicht werden solle. Da der Bus an normalen Tagen nur alle zwei Stunden nach Edgecombe kam, hatten der Major und mehrere andere die Ansicht geäußert, das Dorf sei selbst unterversorgt, doch das Problem war nicht gelöst worden. Während seine Nachbarin Alice vorgeschlagen hatte, man solle auf den Stufen des Rathauses protestieren, hatten er und die meisten anderen Meinungsführer im Dorf klein beigegeben und auf die Annehmlichkeit ihrer Autos zurückgegriffen. Alec hatte sich sogar einen Wagen mit Vierradantrieb gekauft und behauptet, er betrachte ein solches Gefährt jetzt, da man sich in einem Notfall nicht mehr auf die Busse verlassen könne, als eine wichtige Anschaffung für die ganze Gemeinde.
Der Major war überzeugt, dass Amina die Wahrheit gesagt hatte, als sie George gegenüber behauptete, sie habe kein Geld. Ein Taxi konnte sie sich garantiert nicht leisten. Widerwillig, aber auch ein wenig neugierig stülpte er die Teehaube über die Kanne und griff nach seinem Mantel. Er musste den beiden zumindest anbieten, sie in die Stadt zurückzubringen.
Durch die Schaufensterscheibe konnte er drinnen Mrs. Ali erkennen, die am Tresen lehnte, als wäre ihr nicht gut. Der Neffe stand stocksteif da – nichts Ungewöhnliches, aber er starrte dabei über die Schulter des Majors hinweg auf irgendeinen fernen Punkt außerhalb des Ladens. Amina hatte den Blick auf ihre knallroten Turnschuhe gesenkt; ihre Schultern hingen so kraftlos hinunter, dass sie fast bucklig wirkte. Das war kein Bewerbungsgespräch. Der Major wollte sich wieder davonschleichen, da wurde er plötzlich lauthals angesprochen.
»Huhu, Major!« Er drehte sich um und sah Daisy, Alma, Grace und Lord Dagenhams Nichte Gertrude in Daisys Mercedes, eingezwängt zwischen so vielen prallen, überquellenden Einkaufstüten und Schachteln, dass sie vier Porzellanfigürchen in einer Geschenkbox glichen.
»Was für ein Glück, dass wir Sie entdeckt haben – Sie sind unser Mann!«, sagte Daisy, während die vier Damen ausstiegen, so gut es ging, ohne die Einkäufe auf der Straße zu verteilen. Die Szene hatte nur wenig Würdevolles. Der Major hielt Alma die Autotür auf und versuchte, den Anblick ihrer dicken Knie zu meiden, als er sich bückte, um einen großen gelben Satinturban zu retten, der um ein Haar in eine Pfütze gerollt wäre.
»Alec ist also bereits komplett ausstaffiert«, sagte er.
»Wir sind ja so froh, dass wir Sie gesehen haben«, sagte Daisy noch einmal. »Wir konnten es kaum erwarten, Ihnen von dem aufregenden neuen Plan zu erzählen, den wir uns ausgedacht haben.«
»Es geht um Sie!«, rief Alma, als sollte sich der Major darüber freuen.
»Major, wir haben darüber nachgedacht, ob die Volkstänze ausreichen, um das Thema des Abends abzudecken«, sagte Daisy. »Und als wir heute Morgen bei Lord Dagenham frühstückten, haben wir uns etwas Wunderbares einfallen lassen.«
»Es war ein so schönes Frühstück, Gertrude«, sagte Alma zu Lord Dagenhams Nichte. »Ein wirklich herrlicher Start in den Tag.«
»Danke«, erwiderte Gertrude. »Ich bin es ja eher gewöhnt, im Stall nur
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