Mrs. Alis unpassende Leidenschaft
weiteste Reise hat mich auf die Isle of White geführt.«
»Aber das weiß ja niemand«, warf Alma ein.
»Mrs. Khan ist der Meinung, dass wir jemanden brauchen, der die Begrüßung übernimmt und sich um die Hüte und Mäntel kümmert«, sagte Daisy. »Dr. Khan und sie selbst können es nicht machen, weil sie als Gäste kommen. Deshalb haben sie Sie vorgeschlagen.« Mrs. Ali wurde blass, und der Major spürte die Wut in ihm hochkochen.
»Meine Tante arbeitet nicht auf Partys …«, begann der Neffe einzuwenden, doch da räusperte sich der Major so laut, dass der junge Mann erstaunt verstummte.
»Sie steht dafür nicht zur Verfügung«, sagte der Major und fühlte, dass er rot wurde. Alle starrten ihn an, und er war hin- und hergerissen zwischen dem Drang, zur Tür hinauszulaufen, und dem starken Bedürfnis, für seine Freundin einzutreten.
»Ich habe Mrs. Ali bereits gebeten, als mein Gast am Ball teilzunehmen«, erklärte er.
»Das ist aber ungewöhnlich«, sagte Daisy und machte eine Pause, als erwartete sie allen Ernstes, dass er sich die Sache noch einmal überlegte. Mrs. Alis Neffe sah den Major an, als wäre der ein exotischer Käfer, den er in der Badewanne entdeckt hatte. Alma konnte nicht verbergen, dass sie schockiert war. Grace wandte sich ab und wirkte plötzlich unglaublich fasziniert von irgendeiner Schlagzeile im Ständer mit den Lokalzeitungen. Mrs. Ali errötete, reckte aber das Kinn und sah Daisy offen an.
»Mrs. Ali wird dem Ganzen so oder so eine dekorative Note verleihen«, sagte Gertrude und beendete mit ihrer unverblümten, aber von allen dankbar aufgenommenen Bemerkung das peinliche Schweigen. »Es wird uns eine Freude sein, sie als eine Art Botschafterin bei uns zu haben, die sowohl Pakistan als auch Cambridge repräsentiert.« Sie lächelte, und der Major überlegte, ob er den Charakter der rothaarigen jungen Frau möglicherweise unterschätzt hatte. Sie strahlte eine gewisse Autorität aus und verfügte über ein diplomatisches Geschick, das Daisy vielleicht irgendwann in den Wahnsinn treiben würde. Auf diesen Tag freute er sich schon jetzt.
»Dann gibt es hier nichts mehr für uns zu tun«, sagte Daisy beleidigt. »Wir müssen die Pläne überarbeiten und den Major anrufen und einen Tag vereinbaren, an dem wir sein Haus nach Uniformen und so weiter durchforsten.«
»Ich rufe Roger an. Dann kann ich den Major mit ihm zusammen bearbeiten«, schlug Gertrude vor und warf ihm einen verschwörerischen Blick zu. »Meine Aufgabe ist es nämlich, mehr junge Leute für den Unterhaltungsteil zu gewinnen, und als Neumitglied ist er bestimmt ganz scharf darauf, dabei zu sein.«
»Ich verstehe einfach nicht, warum es so schwer ist, die Männer zum Mitmachen zu bewegen«, sagte Alma, während die Damen den Laden verließen und auf dem Weg zum Auto lautstark ihre Pläne diskutierten.
»Danke für Ihre Geistesgegenwart, Major«, sagte Mrs. Ali. Zu seiner Verwunderung schien sie auch ihn zur Tür zu drängen. »Brauchen Sie noch irgendetwas, bevor Sie gehen? Ich muss den Laden für eine Weile abschließen.«
»Ich wollte nur fragen, ob ich Amina in die Stadt zurückbringen soll«, sagte der Major. »Heute Nachmittag fahren keine Busse.«
»Das wusste ich nicht«, sagte Amina. Sie sah Mrs. Ali an. »Wenn der Major uns heimbringt, gehe ich jetzt wohl besser.«
»Nein, du musst bleiben, wir haben noch nicht über alles geredet«, sagte Mrs. Ali.
»Sie soll zu ihrer Mutter zurückfahren«, stieß Abdul Wahid leise, aber heftig hervor.
»Meine Mutter ist vor zwei Monaten gestorben«, sagte Amina, nur an ihn gewandt. »Dreißig Jahre in derselben Straße, Abdul Wahid, und nur sechs Leute kamen zum Begräbnis. Und was glaubst du, warum?« Ihre Stimme zitterte, aber sie hielt den Blick standhaft auf ihn gerichtet.
Um das quälende Schweigen zu brechen, fragte der Major: »Wo ist George?«
»Wir haben ihn nach oben gebracht«, antwortete Mrs. Ali. »Ich habe ihm ein paar Bücher zum Anschauen gegeben.«
»Tut mir leid, dass deine Mutter diese Schande ertragen musste«, sagte der Neffe. »Aber ich habe damit nichts zu tun.«
»Das haben deine Verwandten auch gesagt.« An den eingefallenen Wangen des Mädchens liefen jetzt Tränen hinab und hinterließen nasse Spuren. Sie hob ihre Sporttasche auf. »George und ich gehen jetzt und werden dich nie wieder belästigen.«
»Warum bist du überhaupt hergekommen?«, fragte er sie.
»Ich musste mich selbst davon überzeugen, dass du mich nicht
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