Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist
Wände, außerdem Seekarten, Schwimmwesten und sehr große Salzwasserfische. Mim hatte nie auch nur einen Katzenwels, geschweige denn einen Seglerfisch gefangen, aber sie hatte ihre Dekorateure beauftragt, ihr imposante Fische zu besorgen. Was diese auch taten. Als Mrs Murphy der ausgestopften Trophäen zum ersten Mal ansichtig wurde, geriet sie in Verzückung. Die Vorstellung von einem so großen Fisch war zu schön, um wahr zu sein.
Mim hatte auch das Wort TROCKENDOCK über die Bar pinseln lassen. Die großen goldenen Lettern wurden von geschickt installierten Docklaternen angestrahlt. Dazu ein paar verstreute Fischernetze, eine Glocke, eine Boje, und die Bar war komplett. Richtig komplett war sie, als Mim sie bei einem Schwung Martinis mit ihren Bridgefreundinnen einweihte, den einzigen drei Frauen in Albemarle County, die sie entfernt als gesellschaftlich gleichwertig betrachtete. Sie hatte sogar Streichholzbriefchen und kleine Servietten mit der Aufschrift TROCKENDOCK bedrucken lassen, und sie freute sich riesig, dass die Mädels das bemerkten, als sie ihre Martinigläser auf die polierte Bar knallten.
Mim hatte größeren Erfolg darin, die Mädels an die Bar als sie auf ihr Pontonboot zu lotsen, an dessen Seite ebenfalls goldene Lettern prangten: Mim’s Vim. Mim wusste, dass die bevorstehende große Hochzeit die Trumpfkarte dafür war, ihre Bridgekumpaninnen an Bord zu locken, wo sie sie endlich mit ihren Fähigkeiten als Kapitän beeindrucken konnte. Es befriedigte nicht, etwas zu tun, wenn man nicht dabei gesehen wurde. Wenn die Bridgemädels bei der Hochzeit gute Plätze wollten, würden sie an Bord von Mim’s Vim gehen. Mim konnte es kaum erwarten.
Little Marilyn hätte sehr gut noch ein wenig auf dieses Ereignis warten können, aber als gehorsame Sklavin ihrer Mutter erschien sie in Maudes Laden, um Körbchen zu kaufen, die mit nautischen Partygeschenken für die Mädels gefüllt werden sollten.
»Hast du je gesehen, wie Mim ihre Jacht gesteuert hat?« Harry lachte schallend.
»Diese Kapitänsmütze, das ist zu viel.« Maude hielt sich beim bloßen Gedanken daran den Bauch.
»Ja, aber es ist das einzige Mal, dass sie ihr Diadem absetzt.«
»Diadem?«
Harry kicherte. »Klar, die Königin von Crozet.«
»Du bist gemein.« Maude wischte sich die vor Lachen tränenden Augen.
»Wenn du mit diesen Schwachköpfen aufgewachsen wärst, wärst du auch gemein. Meine Mutter pflegte zu sagen: ›Der Teufel, den du kennst, ist besser als der Teufel, den du nicht kennst.‹ Da ich Mim kenne, weiß ich, was ich zu erwarten habe.«
Maude senkte die Stimme. »Wer weiß. Inzwischen frage ich mich, ob überhaupt einer von uns weiß, was er zu erwarten hat.«
6
Der Bericht des Coroners lag aufgeschlagen auf Rick Shaws Schreibtisch. Das Eigentümliche an Kellys Leiche war eine Reihe Narben auf der Arterie, die zum Herzen führte. Sie wiesen auf winzige Herzanfälle hin. Kelly, fit und vierzig, war nicht zu jung für Herzanfälle, aber diese mussten so minimal gewesen sein, dass er sie nicht bemerkt hatte.
Rick las die Seite noch einmal. Der völlig zertrümmerte Schädel gab wenig her. Sofern eine Kugelverletzung vorhanden gewesen war, gab es keine Spur mehr davon. Die Männer, die sich die Mischmaschine vorgenommen hatten, hatten keine Kugeln gefunden.
Ein großes Stück Magen war intakt. Abgesehen von einem Big Mac ergab es nichts.
In den Haarproben war eine Spur Zyanid. Gut, wenn ihn das getötet hatte, warum hatte der Mörder die Leiche dann so verstümmelt? Die Entdeckung einer solchen Todesursache warf nur noch mehr Fragen auf.
Rick schlug die Mappe zu. Dies war kein Unfalltod, aber er wollte ihn nicht als Mord melden – noch nicht. Sein inneres Gefühl sagte ihm, dass, wer immer Kelly getötet hatte, gerissen war – gerissen und ungemein kaltblütig.
Cynthia Cooper klopfte an.
»Herein.«
»Was meinen Sie?«
»Ich decke meine Karten vorerst nicht auf.« Rick schlug mit der Hand auf den Bericht. Er langte nach einer Zigarette, besann sich aber. Aufzuhören war die Hölle. »Haben Sie was rausgekriegt?«
»Alle sind überprüft worden. Marie Williams war am Montagabend genau da, wo sie gesagt hat, und Boom Boom auch, sofern wir ihrem Personal glauben können. Boom Boom sagt, sie habe gedacht, ihr Mann sei geschäftlich auswärts, und habe auf seinen Anruf gewartet. Kann sein, kann auch nicht sein. Aber war sie allein? Fair Haristeen sagt, er habe spät am Abend operiert, solo. Alle anderen
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