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Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Titel: Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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immer so hoch.«
    »Halt die Schnauze.« Mrs Murphy steckte den Kopf aus dem Postbehälter.
    »So was Ungehobeltes.« Pewter zog die Schnurrhaare zurück.
    »Ich hab Tucker gemeint, aber du kannst ruhig auch die Schnauze halten. So schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe.«
    »Warum hast du gesagt, ich soll die Schnauze halten? Ich hab nichts getan.« Tucker war gekränkt.
    »Das sag ich dir später«, erwiderte die Tigerkatze.
    »Es ist kein Geheimnis. Ozzie hat es vermutlich unterdessen in drei Bezirken ausgeplappert – in unserem, in Orange und in Nelson. Vielleicht weiß es ganz Virginia, weil Bob Berryman seine Viehtransporte überallhin liefert und Ozzie ihn begleitet«, jaulte Tucker.
    »Tu, was du nicht lassen kannst.« Mrs Murphy wusste, dass Tucker reden würde.
    »Sagt, was hat Ozzie geplappert, und warum seid ihr zu der Betonfabrik gegangen?« Pewters Pupillen wurden groß.
    »Ozzie hat gesagt, da wäre ein komischer Geruch. Und so war es.« Tucker gefiel die Wendung des Gesprächs.
    Pewter spottete: »Natürlich war da ein komischer Geruch, Tucker. Aus einem Mann wurde Hackfleisch gemacht, und an dem Tag waren drückende sechsunddreißig Grad. Das können sogar Menschen riechen.«
    »Das war es nicht.« Mrs Murphy kroch aus dem Postbehälter, enttäuscht, weil Harry das Interesse an dem Spiel verloren und ihre ganze Aufmerksamkeit Fair zugewandt hatte.
    »Rettungsdienstgerüche«, tippte Pewter aufs Geratewohl.
    »Es roch nach Schildkröte.«
    »Was?« Die Schnurr haare der dicken Katze schnellten wieder vor.
    Mrs Murphy sprang auf den Schalter und setzte sich neben Pewter. Wenn Tucker schon quatschte, konnte sie sich ebenso gut beteiligen. »Ja. Als wir ankamen, war die meiste Witterung verflogen, aber dieser leichte Amphibiengeruch war noch da.«
    Pewter zog die Nase kraus. »Ich hörte Ozzie was von einer Schildkröte sagen, aber ich habe nicht richtig hingehört. Es war so viel los.« Sie seufzte.
    »Habt ihr schon mal Fischbällchen gerochen?« Pewters Gedanken kehrten zum Futter zurück, ihrem Lieblingsthema. »Die riechen vielleicht gut. Mrs Murphy, hat Harry keine Leckerbissen mehr?«
    »Doch.«
    »Meinst du, sie gibt mir was?«
    »Ich geb dir was, wenn du versprichst, dass du uns alles erzählst, was du über Kelly Craycroft hörst. Absolut alles. Und ich verspreche, dass ich mich nicht über dich lustig mache.«
    »Versprochen.« Die dicke Katze schwabbelte feierlich.
    Mrs Murphy sprang vom Schalter und lief zum Schreibtisch. Die untere Schublade stand einen Spalt offen. Sie quetschte ihre Pfote hinein und angelte ein Stückchen gedörrtes Rindfleisch heraus. Sie warf es Pewter zu, die es augenblicklich vertilgte.

 
10
     
    Bob Berryman lachte während des Films mehrmals laut auf. Er war allein. Außer Bob kannten Harry und Susan keinen Menschen im Kino. Charlottesville, gedrängt voll mit lauter neuen Leuten, war eine neue Stadt für sie geworden. Man konnte nicht mehr in die Stadt fahren in der Erwartung, Freunde zu treffen. Nicht dass die neuen Leute nicht nett waren – nein, das waren sie durchaus –, aber es war schon verdrießlich, sich an dem Ort, wo man geboren und aufgewachsen war, plötzlich wie ein Fremder vorzukommen.
    Die neuen Einwohner strömten in solchen Scharen in den Bezirk, dass ihnen die Aufnahme in die etablierten Klubs und die Übernahme der etablierten Gepflogenheiten nicht schnell genug ging. Folglich schufen die neuen Leute ihre eigenen Klubs und Gepflogenheiten. Früher hatten die vier wichtigen gesellschaftlichen Zentren – der Jagdklub, der Country Club, die Kirchen der Schwarzen und die Universität – der Gemeinde Stabilität gegeben wie die vier Ecken eines Quadrats. Jetzt zog es die jungen Schwarzen fort von den Kirchen, der Country Club hatte eine sechsjährige Warteliste für neue Mitglieder, und an der Universität studierten fast nur noch junge Leute von außerhalb. Und was den Jagdklub anging, so konnten die meisten neuen Leute nicht reiten.
    Auch das Straßennetz war den neuen Belastungen nicht mehr gewachsen. Der Staat Virginia schacherte nun darum, einen großen Teil der Landschaft mit Umgehungsstraßen zuzupflastern. Die Bewohner, alte wie neue, opponierten erbittert gegen die Zerstörung ihrer Umwelt. Den Leuten vom Verkehrsamt wäre inzwischen in einem Raum voller Skorpione wohler gewesen, denn die Sache wurde brenzlig. Die naheliegende Lösung, die zentrale Durchgangsstraße, die Route 29, auszubauen oder eine Direktverbindung oberhalb der

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