Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist
zerstückelt.«
»Wie hast du’s erfahren?« Tucker blinzelte bei dem Gedanken an den grausigen Anblick.
»Unglücklicherweise hat Courtney es als Erste gehört. Market hat sie gleich morgens geschickt, um für die Fahrer von den Farmen aufzumachen, die um fünf Uhr früh anrücken. Der Rettungsdienst ist vorbeigerast – Rick Shaw auch. Officer Cooper, im zweiten Dienstwagen, kam reingelaufen, Kaffee holen. So haben wir’s erfahren. Courtney hat Market angerufen, und er ist sofort zum Laden gekommen. Da draußen läuft ein Wahnsinniger rum, der Leute umbringt.«
»Du meinst, so was wie ein Massenmörder?« Tucker war plötzlich sehr um Harrys Sicherheit besorgt.
Mrs Murphy murmelte: »Ich mochte Maude gern.«
»Ich auch.« Tucker ließ den Kopf hängen. »Warum töten die Menschen sich gegenseitig?«
Pewter lachte ein raues Lachen. »Dass sich bloß keiner an Courtney und Market ranmacht. Dem kratz ich die Augen aus.«
Harry fiel auf, dass die drei Tiere miteinander beschäftigt waren.
»Wer immer es war, er hat ’ne Menge zu verbergen«, dachte Mrs Murphy laut.
»Ja, er muss verbergen, dass er geistesgestört ist, und er wird wieder töten, bei Vollmond, wette ich«, sagte Pewter.
»Nein, das meine ich nicht.« Mrs Murphys Augen verengten sich zu Schlitzen.
Tucker kannte Mrs Murphy, seit sie ein sechs Wochen altes Hündchen gewesen war. Sie wusste, wie Mrs Murphy dachte. »Dieser Mensch ist hinter was her – oder hat was zu verdecken. Es muss nicht jemand sein, der Spaß am Töten hat.«
»Findet ihr es nicht sonderbar, dass er oder sie die Toten herumliegen lässt? Versucht ein Mörder nicht, die Leiche zu vergraben?« Pewter fand, dass dazu eigentlich die Geier da seien, aber Menschen waren eben anders.
»Das ist mir an Kellys Leiche aufgefallen.« Mrs Murphy übersah eine Raupe, so stark konzentrierte sie sich. »Der Mörder zeigt die Leichen …« Ihre Stimme verlor sich, weil Market Shiflett aus seinem Laden trat und Harry zuwinkte.
»Harry, Harry!«
Harry vernahm die Angst in seiner Stimme und rannte zum Laden. »Was ist?«
»Es ist schrecklich, einfach schrecklich.«
Harry legte ihren Arm um ihn. »Fehlt dir was? Soll ich den Doktor holen?« Sie meinte Hayden McIntire.
Market wehrte kopfschüttelnd ab. »Mir fehlt nichts, Harry. Es ist wieder ein Mord geschehen – Maude Bly Modena.«
»Was?« Die Farbe wich aus Harrys Gesicht.
»Ich lass mein Mädchen nicht mehr aus dem Haus. Da draußen geht ein Monster um!«
»Wie ist das passiert, Market?« Erschüttert legte Harry ihre Hand ans Schaufenster, um sich zu stützen.
»Die Ärmste war auf die Bahngleise gefesselt, wie in einem Stummfilm. Der Mann hat sie gesehen – der Bremser vom Frühzug, nehm ich an –, aber zu spät, zu spät. Ach, die Ärmste.« Seine Unterlippe zitterte.
»Wer weiß sonst noch davon?« Harrys Gedanken bewegten sich mit Lichtgeschwindigkeit.
»Warum fragst du?« Market wunderte sich über die Frage.
»Ich bin nicht sicher, Market, ich … weibliche Intuition.«
»Weißt du etwas?« Er hob die Stimme.
»Nein, verdammt, ich weiß gar nichts, aber ich werde es herausfinden. Das muss aufhören!«
»Also« – Market rieb sich das Kinn –, »Courtney weiß es, Rick Shaw und Officer Cooper, und natürlich Clai und Diana vom Rettungsdienst. Die Leute im Zug wissen es, einschließlich der Fahrgäste. Der Zug hat gehalten. Eine Menge Leute wissen es.«
»Ja, ja.« Ihre Stimme verlor sich.
»Woran denkst du?«
»Ich wünschte, dass es nicht schon so viele Leute wüssten. Sonst hätte man vielleicht noch auf einen Hinweis stoßen können.«
»Tja.« Drinnen klingelte das Telefon. »Ich muss ran. Lass uns zusammenhalten, Harry.«
»Worauf du dich verlassen kannst.«
Market öffnete die Tür, und Pewter flitzte hinein, wobei sie sich über die Schulter verabschiedete.
Unglücklich schloss Harry die Tür zum Postamt auf. Mrs Murphy und Tucker blieben zurück.
»Kommt rein.«
Mrs Murphy sah Tucker an. »Denkst du, was ich denke?«
Tucker erwiderte: »Ja, aber wir wissen nicht, wo.«
»Verdammt!« Mrs Murphy sträubte aufgebracht ihre Schwanzhaare und stolzierte ins Postamt.
Tucker folgte ihr, während Harry zum Telefon griff und zu wählen begann. »Es könnte meilenweit von hier sein.«
»Ich weiß!«, maulte Mrs Murphy. »Und wir verlieren die Witterung – falls eine da ist.«
»Sie hat voriges Mal ein bisschen gehalten. An dem Tag war es genauso heiß wie heute.«
Mrs Murphy lehnte sich an die
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