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Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Titel: Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Hogendobbers Fesseln. Mrs Hogendobber verscheuchte sie, aber Tucker kam wieder. Schließlich ließ Mrs Hogendobber sie lecken. Sie war an diesem stickig heißen Morgen ohnehin verschwitzt. Was machten da schon nasse Fesseln?
    »Würden Sie mir sagen, was hier vorgeht?«
    »Ja. Jedes Mordopfer hat eine Postkarte ohne Unterschrift erhalten. In einer Computerschrift. Sieht aus wie eine richtige Handschrift, ist aber keine. Vorn auf jeder Postkarte war eine Fotografie von einem berühmten Friedhof. Der Text lautete: ›Schade, dass du nicht hier bist.‹ Sie haben heute Morgen eine bekommen.«
    Mrs Hogendobbers Hand flatterte an ihren gewaltigen Busen. »Ich?«
    Harry nickte. »Sie.«
    »Was habe ich getan? Ich habe noch nie einen Joint zu Gesicht bekommen, geschweige denn Stoff verkauft.«
    »Oh, Mrs H., ich weiß nicht, ob es irgendwas mit Rauschgift zu tun hat, aber der Mörder hat erfahren, dass Sie den zweiten Satz Bücher gesehen haben. Auf dem Treffen bei Josiah.«
    Mrs Hogendobbers Augen wurden schmal. Es mochte ihr an Sinn für Humor mangeln, aber es mangelte ihr nicht an einer raschen Auffassungsgabe. »Ach, dann hat Maude nicht nur das Finanzamt betrogen. Der Ordner ist auch ein Konto ihres Umsatzes mit ihrem Partner, wer immer das war.« Sie hielt sich auf beiden Seiten an der Hollywood-Schaukel fest. »Jemand auf Josiahs Party. Das ist absurd!«
    »Ja – aber es ist wahr. Sie sind in Gefahr.«
    Überaus gefasst stand Mrs Hogendobber auf und begleitete Harry ins Postamt. Sie erholte sich genügend, um sagen zu können: »Ich habe immer gewusst, dass Sie die Postkarten lesen, Harry.«
    Als Rick Shaw mit Officer Cooper kam, scheuchte er alle ins Hinterzimmer.
    »Harry, benehmen Sie sich normal. Wenn Sie Leute kommen hören, gehen Sie nach vorn und sprechen mit ihnen.« Er betrachtete die Postkarte.
    »Wie sieht’s mit Fingerabdrücken aus?«, fragte Officer Cooper.
    »Ich schicke die Karten ins Labor. Aber der Mörder ist gewieft. Keine Fingerabdrücke. Keine auf den Postkarten, keine auf den Leichen, nichts. Dieses Manns- oder Weibsbild muss unsichtbar sein. Wir lassen von den Computerfirmen in der Stadt überprüfen, ob sich an der Schrift etwas erkennen lässt. Leider sind Computer nicht wie Schreibmaschinen, die sich aufspüren lassen. Ein maschinengeschriebener Brief ist fast wie ein Fingerabdruck. Elektronisch Gedrucktes ist, hm, homogenisiert. Wir geben uns Mühe, aber in diesem Punkt haben wir nicht viel Hoffnung.«
    Officer Cooper beobachtete Mrs Murphy, die versuchte, sich in eine Kleenexschachtel auf dem Bord zu zwängen.
    »Er oder sie hält uns zum Narren. Der Mörder schickt eine Warnung, auch wenn die Opfer nicht merken, dass es eine Warnung ist«, sagte Harry.
    »Ich hasse die Typen, die mit solchen ausgefeilten Feinheiten daherkommen.« Rick zog ein Gesicht. »Ein ordentlicher Mord im Familienkreis ist mir allemal lieber.« Er schwenkte seinen Stuhl herum, sodass er Mrs Hogendobber gegenübersaß. »Sie werden hier schleunigst verschwinden, Madam.«
    »Ich bin bereit hinzunehmen, was Gott für mich bereithält.« Sie streckte das Kinn vor. »Ich war bereit, in Mims See zu ertrinken. Das hier ist auch nichts anderes.«
    »Die Wege des Herrn sind unergründlich, aber meine nicht«, entgegnete Rick. »Sie können Verwandte besuchen, und wir sorgen dafür, dass Sie heil und gesund ankommen. Wir werden die Behörden vor Ort verständigen, damit sie Ihr Wohlergehen im Auge behalten, und wir werden keinen Menschen über Ihren Verbleib unterrichten. Wenn Sie die Stadt nicht verlassen, stecken wir Sie ins Gefängnis. Wir werden Sie gut behandeln, aber, meine liebe Mrs Hogendobber, Sie werden nicht das dritte Opfer dieses kalten, berechnenden Mörders werden. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja.« Mrs Hogendobbers Antwort klang nicht kleinlaut.
    »Schön. Sie gehen mit Officer Cooper nach Hause und packen. Sie können entscheiden, was Sie tun werden, und Sie sagen es niemandem außer mir.«
    »Nicht mal Harry?«
    »Nicht mal Harry.«
    Mrs Hogendobber nahm Harrys Hand und drückte sie. »Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Ich schließe Sie in meine Gebete ein.«
    »Danke.« Harry war gerührt. »Und ich Sie in meine.«
    Als Mrs Hogendobber und Officer Cooper durch die Hintertür hinausgegangen waren, zerknüllte Harry einen Postsack.
    »Er wird wissen, dass ich es weiß und dass Sie es wissen«, sagte der Sheriff. »Er wird nicht wissen, ob es sonst noch jemand weiß. Weiß es sonst noch

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