Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
war Harry froh über die Ablehnung. Mrs Hogendobber wendete in der Zufahrt, und Harry eilte in die Scheune. Mrs Murphy und Tucker liefen weit voraus.
Ihre dicke Stalljacke hing an einem Sattelhaken. Harry warf sie sich über, vertauschte die Turnschuhe mit hohen Gummistiefeln und pflanzte sich ihre Giants-Kappe auf den Kopf. Sie nahm die Stallhalfter und Leitzügel und ging zur Westweide. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht. Mrs Murphy blieb in der Scheune, aber Tucker kam mit.
Tomahawk und Gin Fizz, froh, ihre Mutter zu sehen, trabten herbei. Kurz darauf war die kleine Familie in der Scheune versammelt. Der Regen wurde stärker und prasselte auf das Blechdach. Ein steifer Wind blies schneidend von Nordosten.
Während Harry Kleie mit heißem Wasser vermischte und Grünfutter abmaß, durchstreifte Mrs Murphy den Heuboden. Da alle drei beim Betreten der Scheune so viel Lärm gemacht hatten, waren die Mäuse vorgewarnt. Die große alte Eule hockte in den Dachsparren. Mrs Murphy konnte die Eule nicht leiden, was auf Gegenseitigkeit beruhte, da sie sich die Mäuse streitig machten. Grobe Worte fielen jedoch selten. Sie hatten sich die Devise »leben und leben lassen« zu eigen gemacht.
Ein rosa Näschen über gesträubten Barthaaren lugte hinter einem Heuballen hervor. »Mrs Murphy?«
»Simon, was machst du hier?« Mrs Murphys Schwanz stellte sich senkrecht.
»Das Gewitter kam so schnell. Weißt du, ich hab mir überlegt, dies wäre ein guter Platz zum Überwintern. Dein Mensch hat doch wohl nichts dagegen, oder?«
»Solange du vom Getreide wegbleibst, macht es ihr wohl nichts aus. Aber hüte dich vor der Schlange!«
»Die ist schon im Winterschlaf … oder tut zumindest so.« Simons Barthaare zuckten verschmitzt.
»Wo?«
Simon gab durch Zeichen zu verstehen, dass die 1,20m lange Kletternatter sich unter dem Heu an der Südseite des Heubodens, der wärmsten Stelle, zusammengeringelt hatte.
»Guter Gott, ich hoffe bloß, dass Harry nicht den Ballen hochhebt und sie entdeckt. Sie würde einen Herzschlag kriegen.« Mrs Murphy ging zu der Stelle. Sie konnte eine Schwanzspitze sehen, mehr nicht.
Sie kam zurück und setzte sich neben Simon.
»Die Eule hasst die Schlange«, bemerkte Simon.
»Ach, die meckert doch über alles.«
»Wer?«
»Du«, rief Mrs Murphy nach oben.
»Ich meckere nicht, aber du kletterst andauernd hier rauf und reißt dein großes Maul auf. Das erschreckt die Mäuse.«
»Für dich ist es zu früh zum Jagen.«
»Das ändert nichts daran, dass du ein großes Maul hast.«
Die Eule plusterte ihr Gefieder auf, dann drehte sie einfach den Kopf weg. Sie konnte ihren prächtigen Kopf fast um 360 Grad herumdrehen, was die anderen Tiere sehr faszinierte. Vom Standpunkt der Eule hatten Vierbeiner ein äußerst enges Gesichtsfeld.
Mrs Murphy und Simon kicherten, dann kletterte Mrs Murphy die Leiter wieder hinunter.
Als Harry fertig war, tollten Mrs Murphy und Tucker ungeduldig zum Haus.
Nebenan rannte Blair, kalt und durchnässt bis auf die Haut, ebenfalls in sein Haus. Er war, einen knappen Kilometer von jedem Unterstand entfernt, vom Regen überrascht worden.
Bis er sich abgetrocknet hatte, war der Himmel durchzogen von rosagelben Blitzen. Es war ein ungewöhnliches Herbstgewitter. Als Blair in die Küche trat, um sich eine Suppe heiß zu machen, warfen ihn ein ohrenbetäubender Knall und ein blendender rosa Blitz zurück. Als er sich erholt hatte, sah er aus dem Transformatorenkasten an dem Mast neben seinem Haus Rauch aufsteigen. Der Blitz hatte in den Transformator eingeschlagen. Das elektrische Knistern hielt ein paar Sekunden an, dann erstarb es.
Blair rieb sich die Augen. Sie brannten. Das Haus war jetzt stockfinster, und er hatte keine Kerzen. Es gab so viel zu tun, um das Haus überhaupt bewohnbar zu machen, dass er noch nicht dazu gekommen war, Kerzen oder eine Taschenlampe zu kaufen, von Möbeln ganz zu schweigen.
Er dachte daran, zu Harry hinüberzugehen, entschied sich aber dagegen, weil er fürchtete, wie ein Trottel dazustehen.
Als er aus dem Küchenfenster sah, zuckte wieder ein beängstigender Blitzstrahl zur Erde und schlug in einen Baum ein, der auf halbem Wege zwischen Blairs Haus und dem Friedhof stand. Eine Sekunde lang glaubte Blair eine einsame Gestalt auf dem Friedhof stehen zu sehen. Dann hüllte die Finsternis wieder alles ein, und der Wind heulte wie der Teufel.
7
Äste lagen auf der Weide wie ausgerissene Arme und Beine. Als Harry an ihrem Zaun
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