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Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Titel: Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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befreundet.«
    »Befreundet würde ich nicht sagen.« Harry legte vorsichtshalber ihre Plastikgabel hin. »Wir haben gesellschaftlich verkehrt, als Kelly noch lebte. Wir sind miteinander ausgekommen, aber das war auch alles.«
    »Sie versteht, warum du nicht ihre Freundin sein willst, aber es tut ihr weh. Sie gibt sich robust, aber sie ist sehr empfindsam.« Er nahm einen Schluck heißen Kaffee aus dem Styroporbecher.
    Harry hätte am liebsten erwidert, dass Boom Boom durchaus empfindsam sei, was sie selbst betraf, aber nicht gegenüber anderen. Und was war eigentlich mit ihren, Harrys, Gefühlen? Vielleicht sollte er besser mit Boom Boom über Harrys Empfindlichkeiten sprechen. Sie merkte, dass Flair rettungslos verknallt war. Boom Boom wickelte ihn in ihre emotionalen Ansprüche ein, die so uferlos waren wie ihre materiellen Ansprüche. Vielleicht brauchten die Männer Frauen wie Boom Boom, um sich bedeutend zu fühlen. Bis sie vor Erschöpfung umfielen.
    Da Harry schwieg, fuhr Fair zögernd fort: »Ich wünschte, es wäre anders gelaufen, oder vielleicht wünsche ich es auch nicht. Es war Zeit für uns.«
    »Vermutlich.« Harry spielte mit ihrem Kugelschreiber.
    »Ich bin dir nicht böse. Ich hoffe, du mir auch nicht.« Seine blonden Brauen beschirmten seine blauen Augen.
    Harry hatte seit der Kindergartenzeit in diese Augen geblickt. »Das ist leichter gesagt als getan. Immer, wenn Frauen über Emotionen reden wollen, werden die Männer rational, du jedenfalls. Ich kann unsere Ehe nicht einfach ausradieren und sagen, lass uns Freunde sein. Ich habe auch ein Ego. Ich wünschte, wir wären anders auseinandergegangen, aber was geschehen ist, ist geschehen. Ich möchte lieber gut als schlecht von dir denken.«
    »Schön, und was ist jetzt mit Boom Boom?«
    »Wo ist sie?« Harry wich der Frage einen Moment aus.
    »Die Brücke ist doch weggespült.«
    »Ach ja, das hatte ich vergessen. Sobald das Wasser zurückgeht, wird sie wohl eine Furt zum Durchwaten finden.«
    »Zum Glück sind wenigstens die Telefonleitungen in Ordnung. Ich hab heute Morgen mit ihr gesprochen. Sie hat eine furchtbare Migräne. Du weißt ja, wie niedriger Luftdruck ihr zusetzt.«
    »Ganz zu schweigen von Knoblauch.«
    »Genau.« Fair erinnerte sich, wie Boom Boom einmal eilends ins Krankenhaus geschafft worden war, nachdem sie den verbotenen Knoblauch zu sich genommen hatte.
    »Und wir dürfen an diesen kaltfeuchten Tagen auch ihr Rheuma im Rücken nicht vergessen. Oder ihre Neigung zu Hitzschlag, vor allem wenn irgendeine Art von Arbeit ansteht.« Harry lächelte übers ganze Gesicht, das Lächeln des Sieges.
    »Mach dich nicht lustig über sie. Du weißt, wie schwer sie es in ihrer Familie hatte. Der Vater war Alkoholiker, und die Mutter hatte eine Affäre nach der anderen.«
    »Tja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.« Harry langte mit ihrem Kugelschreiber hinüber, stieß ein Loch in den Styroporbecher und drehte ihn so herum, dass die Flüssigkeit auf Fairs Cordhose tropfte. Dann stand sie auf und schritt hinaus. Mrs Murphy und Tucker spurteten hinterher.
    Fair blieb wutentbrannt sitzen und wischte sich mit der linken Hand den Kaffee von der Hose, während er mit der rechten versuchte, den Strom aus dem Becher aufzuhalten.

 
9
     
    Der Bach umwirbelte die größeren Steine, kleine Strudel bildeten sich und lösten sich auf. Tucker ging am Ufer auf und ab, das glitschig war vom Schlamm, der sich abgelagert hatte. Das Wasser war zurückgegangen und floss wieder innerhalb seiner Ufer, aber der Wasserstand war immer noch hoch und die Strömung reißend. Nebel hing über den Weiden und den Bäumen, die nun kahl waren, denn die schweren Regengüsse hatten das leuchtende Herbstlaub fast vollständig heruntergefegt.
    Hoch auf dem Heuboden beobachtete Mrs Murphy durch eine Ritze in den Brettern ihre Freundin. Als sie Tucker aus den Augen verlor, brach sie ihre Unterhaltung mit Simon ab und eilte die Leiter hinunter. Leise fluchend ließ sie die Hoffnung, trocken zu bleiben, fahren und rannte über die Felder. Wasser bespritzte ihren sahnegelben Bauch, was ihre schlechte Laune noch verschlimmerte. Tucker konnte die dämlichsten Sachen anstellen. Als Mrs Murphy beim Bach anlangte, war die Corgihündin mittendrin und wippte auf der Spitze eines riesigen Gesteinsbrockens.
    »Komm da raus«, forderte Mrs Murphy sie auf.
    »Nein«, weigerte sich Tucker. »Riech mal.«
    Mrs Murphy hielt die Nase in die Luft. »Ich rieche Schlamm, Harz und abgestandenes

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