Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
sich, dass es dafür sterben musste?«
»Wenn wir das wissen, wissen wir alles«, sagte die Katze leise.
25
Die Ergebnisse des Untersuchungsrichters lagen sauber getippt auf Rick Shaws Schreibtisch. Der Tote war weiß, männlich, Anfang dreißig. Seine Identität war unbekannt. Bekannt war jedoch, dass dieser Mann, der in der Blüte seines Lebens hätte stehen sollen, an Unterernährung und einem Leberschaden gelitten hatte. In akribischer Pflichterfüllung hatte Larry Johnson in seiner steilen Handschrift angefügt, dass Alkoholmissbrauch zwar zu dem Leberschaden beigetragen, die Krankheit des Organs aber auch andere Ursachen gehabt haben könne. Auch die jahrelange Einnahme gewisser Medikamente könne den Leberschaden verursacht haben.
Cooper stürmte ins Büro. Sie warf dem Sheriff neuen Papierkram auf den Schreibtisch. »Weitere Berichte von Samstagabend.«
Rick stöhnte und schob die Papiere beiseite. »Sie haben nichts zu dem Bericht des Untersuchungsrichters gesagt.«
»Todesursache war ein Schlag auf den Kopf. Sogar ein Kind kann so jemanden töten, der Schlag muss nur richtig treffen. Wir tappen noch immer im Dunkeln.«
»Könnte Rache das Motiv sein?«
Sie hatte es satt, Ideen hin- und herzuwälzen. Sackgassen frustrierten sie. Das Faxgerät piepste. Beinahe geistesabwesend ging sie hin. »Boss, kommen Sie mal.«
Rick trat zu ihr und sah langsam die Seiten aus dem Gerät gleiten. Es war der Polizeibericht über Blair Bainbridge.
Er hatte unter dem Verdacht gestanden, seine Geliebte ermordet zu haben, eine Schauspielerin. Man hatte ihn allerdings nicht lange verdächtigt. Der Mörder, ein besessener Fan, war von der Polizei aufgegriffen worden und hatte ein Geständnis abgelegt. Das Unheimliche daran war, dass die Leiche der Frau zerstückelt worden war.
»Scheiße«, lautete Cynthias Reaktion.
»Los, gehen wir«, lautete die von Rick.
26
Dicke Arbeitshandschuhe schützten Blairs Hände, während er Grabsteine aufrichtete, die Grasnarbe wieder an Ort und Stelle rückte und feststampfte. Die kahlen Bäume säumten den kleinen Friedhof wie trauernde Wächter. Blair brach seine Arbeit ab, als er den Polizeiwagen in die Zufahrt einbiegen sah. Schwungvoll zog er das Eisentor auf und lief Rock Shaw und Cynthia Cooper hügelab entgegen.
Ein kalter Wind wehte vom Yellow Mountain herüber. Blair bat Rick und Cynthia herein. Apfelsinenkisten mussten als Stühle herhalten.
»Wissen Sie, um diese Jahreszeit finden erstklassige Versteigerungen statt«, erklärte ihm Cooper. »Gucken Sie mal im Branchenverzeichnis nach. Ich habe mein Haus auch mithilfe solcher Versteigerungen möbliert.«
»Ich werde mich umsehen.«
Rick bemerkte, dass Blair sich einen schmalen Schnurrbart wachsen ließ. »Steht demnächst ein Job als Model an?«
»Wie haben Sie das erraten?« Blair lächelte.
Rick fuhr sich mit dem Finger unterhalb der Nase entlang. »Lassen Sie mich zur Sache kommen. Ich bin nicht zum Spaß hier, wie Sie sicher schon vermutet haben. In Ihren Polizeiakten steht, dass eine Schauspielerin, mit der Sie zusammen waren, brutal ermordet und zerstückelt wurde. Was haben Sie dazu zu sagen?«
Blair wurde blass. »Es war furchtbar. Ich dachte, ich würde eine kleine Erleichterung spüren, als die Polizei den Mörder fand. Habe ich wohl auch, denn da wusste ich, dass er niemanden mehr umbringen würde, aber das half nicht gegen die … Leere.«
»Gibt es jemanden in Crozet oder in Charlottesville, der von dieser Sache wissen könnte?«
»Nicht dass ich wüsste. Sicher, einige Leute kennen mein Gesicht aus Zeitschriften, aber hier kennt mich keiner. Es sieht wohl nicht gut für mich aus, wie?«
»Sagen wir, Sie sind ein unbekannter Faktor.« Rick verlagerte sein Gewicht. Die Apfelsinenkiste war nicht bequem.
»Ich habe niemanden umgebracht. Ich glaube, ich könnte aus Notwehr töten oder um jemanden zu beschützen, den ich liebe, aber ansonsten glaube ich nicht, dass ich es könnte.«
»Was der eine als Notwehr definiert, könnte ein anderer als Mord definieren.« Cynthia betrachtete Blairs schönes Gesicht.
»Ich bin bereit, in jeder Form mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Und ich habe mich geweigert, mit der Presse zu sprechen. Die machen alles nur noch schlimmer.«
»Möchten Sie mir nicht erzählen, was in New York passiert ist?« Ricks Stimme war fest, emotionslos.
Blair fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Wissen Sie, Sheriff, ich möchte das gerne vergessen. Deswegen bin ich
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