Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
Fetzen Fleisch.
»Was gefunden?«
»Nein, zu spät.« Tucker hob den Kopf. »Wie konnte die Leiche sonst auf den Friedhof gelangen? Wenn der Mörder nicht über diese Weiden gegangen ist, dann hätte er – oder sie – direkt vor Gottes und Blairs Augen durch Blairs Zufahrt gehen müssen. Paddy hat recht. Er ist hier durchgekommen. Wenn es nicht Blair selbst war.«
Mrs Murphy warf den Kopf herum und sah ihrer Freundin ins Gesicht. »Du glaubst doch nicht, dass er es war, oder?«
»Ich will’s nicht hoffen. Aber wer weiß?«
Die Katze sträubte ihr Fell, ließ es wieder zusammenfallen, dann machten sie sich auf den Heimweg. »Weißt du, was ich glaube?«
»Nein.«
»Ich glaube, morgen bei der Arbeit wird es unerträglich. Die fette Nudel quatscht bestimmt pausenlos von dem Kopf in dem Kürbis. Ihr Name und ihr Bild waren in der Zeitung. Gott sei uns gnädig.« Mrs Murphy lachte.
24
»… und die Maden hatten ein Festessen, das sag ich euch.« Pewter hockte auf der Haube von Harrys Transporter, der hinter dem Postamt parkte.
Mrs Murphy, die sich neben sie gesetzt hatte, hörte sich die endlose Eigenloblitanei an. Tucker saß auf der Erde.
»Ich hab gehört, du bist in die Speisekürbisse getürmt«, rief Tucker hinauf.
»Ist doch klar, du Schwachkopf, ich wollte das Beweisstück nicht beschädigen«, prahlte Pewter. »Junge, Junge, ihr hättet hören sollen, wie die Leute gekreischt haben, als sie merkten, dass er echt war. Ein paar haben sogar gekotzt. Ich hab von meinem Aussichtspunkt alle beobachtet, jeden Einzelnen. Mrs Hogendobber war entsetzt, aber sie hat einen Magen aus Eisen. Armer Danny, den hat’s vielleicht gegraust! Susan und Ned sind gleich zu ihm gerannt, aber er wollte lieber zu seinen Freunden. So sind sie nun mal in diesem Alter. Oh, Big Marilyn, die hat’s überhaupt nicht gegraust. Sie war fuchsteufelswild. Ich dachte, nach der Leiche im Bootshaus würde sie jetzt durchdrehen, aber nein, sie war bloß wütend, scheißwütend, sag ich euch. Fitz stand da mit offenem Mund. Little Marilyn hat gebrüllt, sie hätte das Gesicht schon mal gesehen – was davon noch vorhanden war. Harry hat keine Miene verzogen. Sie stand da wie ein Stein und hat bloß geguckt. Ihr wisst ja, wie sie ist, wenn was Schreckliches passiert. Ganz ruhig und starr. Oh, Boom Boom ist umgekippt, Titten voraus in den Sand, und Blair hat’s auch umgehauen. Das war vielleicht ein Abend! Ich hab gleich gemerkt, dass mit dem Kürbis was nicht stimmte. Ich hab danebengesessen. Menschen brauchen immer so lange, bis sie sehen, was unsereinem sofort ins Auge springt.« Pewter stieß einen überlegenen Seufzer aus.
Mrs Murphy schlug mit dem Schwanz. »Dich hat’s aber auch ein klitzekleines bisschen gegraust.«
Pewter drehte den Kopf herum. Sie blähte die Brust, nicht gewillt, sich von ihrer besten Freundin, die zugleich ein Quell der Qual sein konnte, piesacken zu lassen. »Ganz bestimmt nicht.«
In der Nähe fiel eine Tür zu. Die Tiere drehten sich um und sahen Mrs Hogendobber durch die Gasse schreiten. Als sie sich den Tieren näherte, öffnete sie den Mund, um ihnen etwas zu sagen, machte ihn jedoch wieder zu. Sie würde sich ganz schön dämlich vorkommen, wenn sie ein Gespräch mit Tieren beginnen würde. Was sie allerdings nicht davon abhielt, Selbstgespräche zu führen. Sie lächelte den Tieren zu und ging ins Postamt.
»Warum ist Harry mit dem Wagen gekommen?«, fragte Pewter.
»Sie war gestern total am Ende«, antwortete Tucker.
Mrs Murphy leckte sich die rechte Vorderpfote und putzte sich dann damit die Ohren. »Pewter, hast du eine Theorie?«
»Ja, wir haben es hier eindeutig mit einem Fall von Wahnsinn zu tun.«
Mrs Murphy befeuchtete die andere Pfote. »Das glaube ich nicht.«
»Und wieso nicht, du Klugscheißer?«, fauchte Pewter.
Mrs Murphy ignorierte die Beleidigungen. »Wenn ein Mensch Zeit hat, einen Mord zu planen, kann er ihn als Unfall oder natürlichen Tod tarnen. Wenn einer in der Hitze der Leidenschaft tötet, gibt es eine Schusswunde oder eine Stichwunde, stimmt’s?«
»Stimmt«, antwortete Tucker, während Pewters Augen sich zu Schlitzen verengten.
»Murphy, das wissen wir alles.«
»Dann wissen wir auch, dass es im Affekt geschah und dass keine Leidenschaft im Spiel war. Jemand in Crozet ist von dem Toten überrascht worden.«
»Eine grässliche Überraschung.« Tucker folgte dem Gedankengang ihrer Freundin. »Aber wer? Und was hatte das Opfer bloß so Schreckliches an
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