Mrs Murphy 03: Mord in Monticello
Manifestation von Frühlingsgefühlen. Für Rick Shaw der Beweis, dass das Tier Mensch von Natur aus schlecht war.
Oliver Zeve kniff die Lippen zusammen. Ein Ton, der Macht und Klassenüberlegenheit ausdrückte, schlich sich in seine Stimme. »Sagen Sie, Sheriff, muss das wirklich sein?« Rick, seit Langem daran gewöhnt, dass gesellschaftlich Höherstehende ihn einzuschüchtern versuchten, sagte höflich, aber bestimmt: »Ja.«
Deputy Cooper marschierte während dieser Unterhaltung auf und ab. Gelegentlich fing sie einen Blick von Rick auf. Sie wusste, dass ihr Chef den Direktor von Monticello am liebsten an seinem maßgeschneiderten Hosenboden gepackt und zur Haustür hinausbefördert hätte. Ricks Gesichtsausdruck veränderte sich, als er mit Kimball Haynes sprach: »Mr Haynes, haben Sie sonst noch etwas herausgefunden?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Leiche vor dem Brand vergraben wurde. Es war keinerlei Asche oder ausgeglühte Holzkohle unterhalb der Stelle, wo wir ihn – äh, die Leiche – gefunden haben.«
»Könnte es nicht sein, dass das Feuer gelegt wurde, um die Tat zu vertuschen?« Rick kritzelte auf seinem Block herum.
»Sheriff, damit hätte sich der Mörder in Gefahr gebracht, falls er in Hütte Nummer vier gelebt oder auf dem Gut gearbeitet hat. Sehen Sie, solche Brände kamen leider sehr häufig vor. Sobald das Feuer erloschen war und die Leute die Ruinen betreten konnten, haben sie die kalte Asche weggeschaufelt und den Boden bis zu den harten Erdschichten abgetragen.«
»Warum?« Der Sheriff hörte auf zu kritzeln und schrieb jetzt mit.
»Aus Gefälligkeit. Bei jedem Regen hätten die Bewohner der Hütte den Rauch und die Asche gerochen. Und wollte man die Gelegenheit nutzen, um die Hütte nach dem Brand zu vergrößern und Verbesserungen vorzunehmen, brauchte man einen soliden, glatten Untergrund …«
»Stimmt.«
»Die Hütte anzuzünden hätte einzig dem Zweck gedient, es so aussehen zu lassen, als handelte es sich bei der Leiche um ein Brandopfer. Aber bei dem offensichtlich hohen Status des Opfers wäre das doch merkwürdig gewesen, oder? Was tat ein wohlhabender Weißer in einer brennenden Sklavenhütte? Es sei denn, er hat dort geschlafen und ist an Rauchvergiftung gestorben, und Sie wissen, was das bedeuten würde«, erklärte Kimball.
Oliver brauste auf: »Kimball, ich protestiere schärfstens gegen diese spekulative Beweisführung. Das sind alles nur Mutmaßungen. Reine Fantasie. Es würde sicher eine gute Story abgeben, aber es hat wenig mit den vorliegenden Fakten zu tun. Dass nämlich unter der Feuerstelle ein vermutlich zweihundert Jahre altes Skelett gefunden wurde. Solche Theorien führen zu nichts. Wir brauchen Tatsachen.«
Rick nickte ernst, dann sagte er spitz: »Und deswegen müssen die Überreste nach Washington ins Labor.«
Oliver fühlte sich in die Enge getrieben und versuchte, sich zu wehren: »Als Direktor von Monticello verwahre ich mich gegen die Entfernung irgendwelcher Objekte, ob lebend oder tot, menschlichen oder anderen Ursprungs, die auf Jeffersons Grund und Boden gefunden wurden.«
Der aufgebrachte Kimball konnte seinen bissigen Humor nicht zügeln. »Oliver, was wollen wir mit einem Skelett anfangen?«
»Es anständig beerdigen«, erwiderte Oliver mit zusammengebissenen Zähnen.
»Mr Zeve, ich habe Ihren Widerspruch zur Kenntnis genommen, aber die Überreste gehen nach Washington, und dort wird man uns hoffentlich Genaueres über Zeit, Geschlecht und Rasse sagen können«, erklärte der Sheriff gelassen.
Oliver verschränkte die Arme. »Wir wissen doch, dass es ein Mann ist.«
»Und wenn es eine Frau in Männerkleidern ist? Wenn eine Sklavin das kostbare Wams gestohlen -«
»Weste«, verbesserte Oliver.
»Was, wenn es so war? Wenn sie sich daraus ein Kleid oder sonst etwas machen wollte? Aber ich spekuliere nicht gern, und ich kann nichts als gegeben voraussetzen, solange ich keinen Laborbericht habe. Okay, ich denke auch, dass es das Skelett eines Mannes ist. Das Becken eines männlichen Skeletts ist schmaler als das eines weiblichen. Ich habe genügend Skelette gesehen, um das zu wissen. Aber was den Rest angeht, da tappe ich im Dunkeln.«
»Darf ich Sie dann auch bitten, nicht über die Möglichkeit zu spekulieren, dass das Opfer an Rauchvergiftung gestorben ist? Lassen Sie uns das Ergebnis abwarten.«
»Oliver, das war, äh, die Ausgeburt meiner Fantasie«, lenkte Kimball ein, da Oliver offenbar unbedingt austeilen wollte.
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