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Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Titel: Mrs Murphy 03: Mord in Monticello Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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sprach die vier Silben aus, als verkünde er ein Todesurteil.
    Kimball dachte nach. »In Ordnung, aber ich kann nicht umhin, Sheriff Shaw zu helfen.«
    »Natürlich nicht«, näselte Oliver, »ich kenne Sie zu gut, als dass mir das nicht klar wäre. Ich bin optimistisch und denke, sobald der Laborbericht da ist, kehrt hier wieder Ruhe ein. Und wir können die Überreste in einem christlichen Begräbnis zur letzten Ruhe betten.«
    Nachdem sie sich Gute Nacht gesagt hatten, sprang Kimball in seinen Wagen. Er sah Olivers Rücklichtern nach, als er hinter ihm zurücksetzte und dann davonbrauste. Plötzlich wurde er ganz melancholisch. Es mochte eine Vorahnung sein oder auch die Besorgnis über seine Meinungsverschiedenheit mit Oliver, der ihn ohne Weiteres feuern könnte. Außerdem brachte einen der Gedanke an Mord und Tod, egal, wie weit sie zurücklagen, wohl immer zum Grübeln. Das Böse kennt keine Zeit. Kimball schauderte erneut. Er schrieb es der unangenehmen klammen Kälte zu.

 
16
     
    Durch den schneidenden Wind war es auf dem Monticello Mountain, als herrschten nicht sieben, sondern gerade einmal null Grad. Mim kuschelte sich in ihre Daunenjacke. Eigentlich hatte sie ihren Zobelpelz anziehen wollen, aber Oliver Zeve hatte gewarnt, das würde ein schlechtes Licht auf die Freunde der Restaurierung werfen. Die Pelzgegner würden Krawall machen. Worauf sie verächtlich geschnaubt hatte. Seit Jahrhunderten wärmten sich die Menschen mit Pelzen. Sie gab allerdings zu, dass die Daunenjacke sie ebenfalls wärmte und obendrein leichter war.
    Die grüne Kuppel von Montalto am nördlichen Ende von Carter’s Ridge verschwand immer wieder aus dem Blick. Tief hängende Wolken krochen durch das Flachland und stiegen jetzt, da die Sonne herauskam, langsam höher.
    Mim bewunderte Thomas Jefferson. Sie las begierig alles, was er geschrieben hatte und was andere über ihn verfasst hatten. Sie wusste, dass er Montalto am 14. Oktober 1777 gekauft hatte. Jefferson hatte mehrere Entwürfe für ein Observatorium gezeichnet, das er auf Montalto bauen wollte. Er war voller Ideen, er zeichnete ohne Ende. Oft erinnerte er sich noch Jahre später an alte Entwürfe, die er dann fertigstellte. Er brauchte wenig Schlaf, sodass er mehr vollbringen konnte als die meisten anderen Menschen.
    Mim, die süchtig nach Schlaf war, fragte sich, wie er das durchhalten konnte. Vielleicht hatte er mit seinen Projekten die Einsamkeit bekämpfen wollen und sich deshalb um fünf Uhr morgens an den Schreibtisch gesetzt. Oder vielleicht waren seine Gedanken so schnell gerast, dass sie sich nicht abschalten ließen – und er hatte beschlossen, sie dann lieber kreativ einzusetzen. Andere Männer wären vielleicht herumgestreunt und hätten sich Ärger eingehandelt.
    Nicht, dass Jefferson nicht auch seine Portion Ärger oder Kummer zuteilgeworden wäre. Sein Vater starb, als Thomas vierzehn war. Seine geliebte freche ältere Schwester Jane starb, als er zweiundzwanzig war. Seine Frau starb am 6. September 1782, als er neunundzwanzig war, nachdem er sie in den vier letzten qualvollen Monaten ihres Lebens zu Hause gepflegt hatte. Nach ihrem Tod zog er sich drei Wochen in sein Zimmer zurück. Danach machte er stunden- und tagelange Ausritte, als könnte sein Pferd ihn forttragen vom Tod, von der Last seines erdrückenden Schmerzes.
    Mim war, als würde sie diesen Mann kennen. Ihre Sorgen waren nicht mit Jeffersons Kummer zu vergleichen, dennoch hatte sie das Gefühl, seine Verluste verstehen zu können. Sie verstand seine Leidenschaft für Architektur und Landschaftsgestaltung. Das mit der Politik war für sie schon schwerer zu verstehen. Als Gattin des Bürgermeisters von Crozet schüttelte sie allen Bewohnern der Gemeinde die Hand, bewirtete sie, lächelte ihnen zu … und alle wollten etwas von ihr.
    Wie konnte dieser hochintelligente Mann sich einem so undankbaren Beruf widmen?
    Eine Tonprobe im Hintergrund weckte sie aus ihrem Tagtraum. Little Marilyn holte ihrer Mutter einen Spiegel. Mim musterte sich kritisch. Nicht schlecht. Sie räusperte sich. Als ein Produktionsassistent auf sie zukam, stand sie auf.
    Mim, Kimball und Oliver sollten in der überregionalen Vormittagsshow Wake-up Call über die Leiche diskutieren.
    Mim solle alle Anspielungen auf Rassenmischung übergehen, hatte Samson Coles ihr am Telefon gesagt. Als sie Wesley Randolph anrief, hatte er ihr geraten, nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass Jefferson zur Todeszeit des Unglücklichen

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