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Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Titel: Mrs Murphy 03: Mord in Monticello Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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schluckte –, »wer weiß? Statt von der Vergangenheit zu leben, muss ich womöglich mit ihr leben.«
    »Ich lebe lieber in der Gegenwart«, erwiderte Tiffany, obwohl ihr Drang, ihr Gesicht im Zustand von vor zwanzig Jahren zu erhalten, auf das Gegenteil schließen ließ.
    Als sie dem Postamt den Rücken gekehrt hatten, lehnte sich Mim an den Schalter. »Ein scharfes Weib.«
    »Sie hat Samson durchschaut, das steht fest.«
    »Harry« – Mim wandte sich Miranda zu –, »Miranda, habt ihr irgendwas rausgefunden?«
    »Bloß, dass Medley Orion nach 1826 bei Martha Jefferson Randolph gelebt hat. Sie hat ihr Handwerk weiter ausgeübt. Sie hatte eine Tochter, aber ihren Namen wissen wir nicht.«
    »Wie steht es mit der Suche nach dem Opfer? Dass er womöglich hinkte, müsste doch weiterführen. Irgendwer muss doch gewusst haben, dass ein hinkender Mann Medley Orion besuchte. Und er war kein Händler.«
    »Es ist verblüffend.« Miranda lehnte sich an die andere Seite des Schalters. »Aber ich bin es in Gedanken immer wieder durchgegangen, und ich glaube, es hat etwas mit uns zu tun. Mit der Gegenwart. Jemand kennt diese Geschichte.«
    Mim klopfte mit ihrer Post auf den Schalter. »Und wenn wir es herausfinden, platzt eine Bombe.« Sie griff sich einen Brieföffner vom Schalter und öffnete ihre private Post. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf einen Brief, der aus einem neutralen, in Charlottesville abgestempelten Umschlag fiel. Auf das Papier waren Buchstaben aufgeklebt. »Lass die Toten die Toten begraben.« Mim wurde bleich, dann las sie es laut vor.
    »Da haben wir’s«, sagte Harry. »Eine Bombe.«
    »Ich verbitte mir so eine billige Dramatik!« Mim knallte den Brief auf den Schalter.
    »Billig oder nicht, wir sollten lieber vorsichtig sein«, bemerkte Miranda leise.

 
35
     
    Warren zum Trotz erlaubte Ansley Kimball Haynes, die Familienpapiere zu lesen. Sie öffnete sogar den Tresor. Als sie von Lulus Ärger mit Samson gehört hatte, war sie zu dem Schluss gekommen, dass Frauen zusammenhalten müssten. Zumal sie absolut nichts Unrechtes in Lulus Verhalten sah.
    Als sie später darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass sie sich mit Lulu verbunden fühlte, weil sie Samson gemeinsam hatten. Ansley wusste, dass ihr der bessere Teil von ihm gehörte. Samson, ein eitler, gut aussehender Mann, legte im Bett Lebensfreude und Fantasie an den Tag. Als junger Mann war er pausenlos in die Bredouille geraten. Am häufigsten wurde erzählt, wie er einmal in betrunkenem Zustand mit seinem Motorrad einen Lattenzaun durchbrochen hatte. Als er sich aufrappelte, hatte er geflucht: »Die blöde Stute hat den Zaun verweigert.« Warren war an diesem Tag auf seiner schnittigen Triumph 750cc mitgefahren.
    Sie mussten wilde junge Draufgänger gewesen sein, forsch, aber liebenswürdig und zu allen Schandtaten bereit. Warren hatte die Wildheit mit seinem Juraexamen abgelegt, Samson hatte einen kleinen Rest davon behalten, wirkte aber in Gesellschaft seiner Frau eher eingeschüchtert.
    Ansley fragte sich, was geschehen würde, wenn Lucinda dahinterkäme. Lucinda war für sie wie eine Schwester. Eigentlich hätte sie Lucinda als ihre Rivalin hassen müssen. Aber warum sollte sie? Sie wollte Samson ja nicht für immer und ewig, sie wollte nur ab und zu mal seinen Körper.
    Je mehr sie darüber nachdachte, weshalb sie Kimball Zugang zu den Papieren gewährte, umso klarer wurde ihr, dass Wesleys Tod eine Pandorabüchse geöffnet hatte. Ansley hatte unter der Fuchtel des alten Herrn gestanden, Warren ebenso, und mit den Jahren hatte sie die Achtung vor ihrem Mann verloren, weil sie ihn vor seinem Vater kuschen sah. Wesley hatte durchaus seine Qualitäten gehabt, aber zu seinem Sohn war er zu hart gewesen.
    Schlimmer war, dass die Männer Ansley immer aus dem Geschäft ausgeschlossen hatten. Sie war kein Dummkopf. Sie hätte etwas über Landwirtschaft oder Pferdezucht lernen können. Sie hätte vielleicht sogar neue Ideen einbringen können, aber nein, sie wurde potenziellen Kunden immer nur als hübscher Köder hingehalten. Sie servierte Getränke, sie hielt die Ehefrauen bei Laune. Auf hohen Absätzen stand sie eine Cocktailparty nach der anderen durch. Ihre Achillessehne wurde immer kürzer. Sie kaufte sich für jede elegante Wohltätigkeitsveranstaltung an der Ostküste und in Kentucky ein neues Kleid. Sie spielte ihre Rolle, bekam aber nie gesagt, dass sie ihre Sache gut machte. Die Männer nahmen sie als selbstverständlich und

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