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Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Titel: Mrs Murphy 03: Mord in Monticello Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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hatten keine Ahnung, wie schwer es war, ausgeschlossen zu sein, während andererseits von einem erwartet wurde, liebenswürdig zu Leuten zu sein, die so entsetzlich langweilig waren, dass sie besser nie hätten geboren werden sollen. Ansley war zu jung für so ein Leben. Frauen um die sechzig oder siebzig mochten sich damit abfinden. Vielleicht machte es einigen sogar Spaß, als Schmuckstück zu dienen, die unbesungene Hälfte des sprichwörtlichen Ehegespanns zu sein. Ihr nicht.
    Sie wollte mehr. Wenn sie Warren verließ, würde er anfangs gekränkt sein und sich sodann den gewieftesten Scheidungsanwalt Virginias nehmen, mit dem ausdrücklichen Ziel, sie in die Knie zu zwingen. Reiche Männer, die ein Scheidungsverfahren laufen hatten, waren selten großzügig, es sei denn, sie waren diejenigen, die in flagranti erwischt wurden.
    Ansley hatte eine Stinkwut im Bauch. Wesley Randolph hatte einmal zu oft mit seinen Vorfahren angegeben, namentlich mit Thomas Jefferson. Warren war zwar nicht ganz so schlimm, tutete aber in dasselbe Horn. Brauchten sie das, weil sie selbst nicht viel leisteten? Hatten sie diese Vorfahren deshalb nötig? Wäre Warren nicht das Kind reicher Eltern gewesen, würde er vermutlich von Sozialhilfe leben. Ihr Mann war nicht entscheidungsfähig. Er konnte nicht selbstständig denken. Und nun, da Poppa nicht mehr da war, um ihm zu sagen, wie und wann er sich den Hintern abwischen sollte, war Warren in Panik geraten. Ansley hatte ihren Mann noch nie so niedergeschlagen gesehen.
    Sie kam nicht auf den Gedanken, dass er vielleicht niedergeschlagen war, weil sie ihn betrog. Sie dachte, sie und Samson seien zu schlau für ihn.
    Ansley kam auch nicht auf den Gedanken, dass das Leben eines Reichen nicht unbedingt besser war als das eines Armen, abgesehen vom leiblichen Wohl.
    Warren war vollkommen unselbstständig, wie ein Kleinkind, das laufen lernt. Er würde noch oft auf die Nase fallen. Aber er gab sich wenigstens Mühe. Er vertiefte sich in die Familienpapiere, er sah die Bücher durch, er ließ Sitzungen mit Anwälten und Wirtschaftsprüfern über sich ergehen, in denen es um seinen Wertpapierbestand, die Grundsteuer, die Erbschaftssteuer und wer weiß was noch alles ging. Ansley hatte so lange darauf gewartet, dass er sein eigener Herr wurde, dass sie nicht erkennen konnte, wie er sich bemühte.
    Sein Gesichtsausdruck, als sie ihm sagte, dass Kimball die Familienpapiere aus den Jahren 1790 bis 1820 gelesen hatte, bereitete ihr bittere Genugtuung.
    »Wie konntest du das tun, obwohl ich dir gesagt habe, du sollst ihn und alle anderen heraushalten – wenigstens so lange, bis ich zu einer klaren Entscheidung gekommen bin. Ich bin noch – unsicher.« Er schien eher erschüttert als wütend.
    »Weil ich finde, dass du egoistisch bist, und dein Vater war das auch. Es hat ohnehin nicht viel gebracht.«
    Er faltete die Hände wie zum Gebet und stützte das Kinn auf die Fingerspitzen. »Ich bin nicht so dumm, wie du denkst, Ansley.«
    »Ich habe nie gesagt, dass du dumm bist«, antwortete sie hitzig.
    »Das brauchtest du gar nicht.«
    Da die Söhne in ihren Zimmern waren, hielten sie die Stimmen gesenkt. Warren machte auf dem Absatz kehrt und ging in den Stall. Ansley setzte sich hin und beschloss, die Familienpapiere zu lesen. Als sie einmal angefangen hatte, konnte sie nicht mehr aufhören.

 
36
     
    Das trübe Licht, das die Regenwolken durchließen, verblich langsam, als die Sonne hinter den Bergen unterging. Dann wurde es schnell dunkel, und Kimball war froh, dass er von den Randolphs gleich nach Hause gefahren war. Er wollte seinen erfolgreichen Nachforschungen den letzten Schliff geben, bevor er sie Sheriff Shaw und Mim Sanburne präsentierte. Er hoffte, sie auch im Fernsehen präsentieren zu können, denn die Medien würden bestimmt nach Monticello zurückkehren. Oliver würde darüber natürlich nicht erbaut sein, aber diese Geschichte war zu gut, um sie geheim zu halten.
    Ein Klopfen an der Tür holte ihn von seinem Schreibtisch.
    Er ging verwundert öffnen. »Hallo. Kommen Sie doch herein und -«
    Er sprach seinen Satz nicht zu Ende. Blitzschnell wurde eine 38er mit kurzem Lauf aus einer tiefen Manteltasche gezogen, und Kimball wurde einmal in die Brust und einmal in den Kopf geschossen.

 
37
     
    Aus dem ersehnten Kinoabend mit Fair war ein Arbeitsabend in Harrys Stall geworden. Der Regen prasselte auf das gefalzte Blechdach, während Fair und Harry auf Knien die gummibeschichteten Ziegel

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