Mrs Murphy 04: Virus im Netz
Du bist genauso schlimm wie all die Klatschweiber hier, die versuchen, mich wieder an die Leine zu legen.«
»Besser an die Leine gelegt als mit Ketten gefesselt.« Er hielt inne. »Allerdings …«
»Hast du in letzter Zeit mit Art Bushey gesprochen?«
Da Art bekannt war für seinen Humor, der sich meistens um Sadomaso und andere sexuelle Themen drehte, war diese Frage naheliegend.
»Ja, ich stehe bei Art in Verhandlung wegen einem neuen Ford-Transporter. Ich möchte auf einen Dreivierteltonner umsteigen.«
»Dafür musst du aber eine Menge Kartoffelchips verkaufen.«
»Da hast du ein wahres Wort gesprochen.«
»Das Teilchen schmeckt köstlich. Lässt du dich von einer neuen Bäckerei beliefern?«
»Miranda. Sie meint, sie braucht Nadelgeld, wie sie sich ausdrückt, und sie bringt mir von jetzt an vorbei, was immer sie zaubert. Sie ist so eine gute Bäckerin, ich denke, diese Abmachung dürfte funktionieren.«
»Mach gleich nebenan eine Weight-Watchers-Klinik auf, und du bist ein gemachter Mann. Niemand kann Mirandas Kreationen essen, ohne Übergewicht mit sich rumzuschleppen.«
Aysha und Norman Cramer stießen die Tür auf. Harry trat beiseite.
»Hi.« Aysha sprudelte über. »Süßstoff, bitte. Ich steh heute am Telefon beim Wohltätigkeitstreffen der Junior League meinen Mann, ich wollte sagen, meine Frau. Wir werden Unmengen Kaffee trinken.«
»Norman, wie steht’s mit dir?« Market deutete auf ein süßes Teilchen.
Norman blinzelte. Er blinzelte ausgesprochen viel, fand Harry.
»Ich, äh, ja, ich probier mal eins.«
»Aber Liebster, ich will keine Speckwülste.« Aysha kniff ihn in die Seite.
»Liebelein, bloß ein klitzekleines Stückchen.« Er lächelte. Er hatte schöne, große weiße Zähne.
Laura Freely und Mim kamen herein.
Laura ging zu dem Regal mit den Kopfschmerzmitteln, während Mim Harry fragte: »Und wieso sind Sie nicht im Postamt? Sie sind fünf Minuten zu spät dran.«
»Weil Mirandas Gebäck mir aufgelauert hat«, erwiderte Harry.
Norman schluckte. »Die sind köstlich.«
»Führe mich nicht in Versuchung!«, verlangte Laura. »Und bringen Sie meinem Mann bloß keine in die Bank.« Sie nickte zur National Crozet Bank auf der anderen Straßenseite hinüber. »Hogan nimmt schon zu, wenn er Süßigkeiten auch nur ansieht.«
Mim schwankte, was das Gebäck anging. Der Duft verführte sogar ihre beachtliche Willenskraft. Die Zimtspiralen in den Teilchen glichen niedlichen Windrädchen. »Ach, was soll’s.«
Sie warf einen Dollar hin und nahm sich zwei Stückchen. »Bringt sie die zur Arbeit mit?«
Harry nickte. »Sie hat in den letzten Wochen eine Menge gebacken. Aber sie hat mir nicht gesagt, dass sie damit ein Geschäft machen will. Schätze, ich war ihr Versuchskaninchen.«
»Und du hast kein Pfund zu viel auf den Rippen«, bewunderte Aysha sie.
»Oh, danke.«
Laura legte ihr Kopfschmerzpulver auf die Theke. »Wenn Sie die ganze Farmarbeit machen würden, bräuchten Sie sich auch keine Sorgen um Ihr Gewicht zu machen. Harry kann vermutlich dreitausend Kalorien am Tag essen, ohne ein Gramm zuzunehmen.«
»Apropos Fett, wo ist Pewter?« Norman, der Katzen liebte, beugte sich über die Theke, um nach ihr zu sehen.
»Sie ist vorne rausgegangen, um mit Mrs Murphy zu tratschen. So, Leute, wird Zeit, dass ich die Post sortiere.«
Aysha lachte. »Wirf meine Rechnungen weg, ja?«
»Ich geb dir meine.« Harry grinste und ging.
Sie schloss den Vordereingang auf. Mrs Hogendobber war noch nicht hinten hereingekommen. Rob Collier hielt auf dem vorderen Parkplatz, bevor Harry die Tür zumachte. Sie ließ sie angelehnt und ging zu ihm.
»Bloß ein großer Sack heute.«
»Gott sei Dank. Sie haben uns vorige Woche fast umgebracht.«
Er bemerkte das Motorrad. »Wem gehört das?«
»Ich weiß seinen Namen nicht.«
»Kalifornische Nummernschilder. Weit weg von zu Hause.« Rob sprang aus dem Lieferwagen, den Sack über der Schulter, und begann in Erinnerungen zu schwelgen. Motorräder weckten bei Männern nostalgische Gefühle. »Hab ich Ihnen schon von der kleinen Vespa erzählt, die ich mal hatte? Die war richtig schnuckelig. Ich wollte Motorradfahren lernen, auf einem richtigen Motorrad. Ich war damals vierzehn, und ich hab Jake Berryhill fünfzig Mäuse gegeben für die alte Vespa von seinem Bruder. Die lief noch. Im ersten Monat bin ich nur im zweiten Gang gefahren. Dann hab ich den Dreh rausgekriegt, und ich hab die Vespa gegen eine 250er Honda getauscht. Ich hielt mich für
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