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Mrs Murphy 04: Virus im Netz

Mrs Murphy 04: Virus im Netz

Titel: Mrs Murphy 04: Virus im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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dann schaltete sie es wieder aus. Die Werbung für eine Hämorrhoidensalbe störte die sanfte Stimmung des schwindenden Lichtes, das zuerst scharlachrot war und dann in ein verschwommenes, mit indigoblauen Streifen durchsetztes Rosa überging.
    Sie verlangsamte das Tempo an der Abzweigung nach Sugar Hollow. Diese Gegend im Westen von Albemarle County war bei Motorradfahrern und Campern sehr beliebt. Der Hohlweg führte zu einem dunstigen Einschnitt im Berg. Egal, wie heiß der Tag war, die bewaldeten Wege waren immer kühl und einladend. Man konnte mit dem Auto ein paar Kilometer auf dem Hohlweg bis zu einem Parkplatz fahren und dann spazieren gehen.
    Ein Dröhnen veranlasste Harry, so heftig auf die Bremse zu treten, dass Tucker und Mrs Murphy vom Sitz purzelten.
    »He!« Die Katze krallte sich auf den Sitz zurück. Ein verschwommenes schwarzes Gebilde schlitterte vor ihnen, legte sich in die Kurve und raste dann die dämmrige Straße entlang, die von Sugar Hollow wegführte.
    Harry blinzelte dem Motorrad hinterher. Es war die schwarze Harley, der Fahrer in schwarzes Leder gezwängt, und das an einem so heißen Tag. Sie hatte sich das Motorrad genau angesehen, als Blair den Mann aus Ash Lawn hinauskomplimentiert hatte. Es gab kein zweites Motorrad dieser Art in der Gegend, außerdem hatte es kalifornische Nummernschilder.
    Harry verzog das Gesicht. »Sieht aus, als hätte er Malibu in Sugar Hollow auch nicht gefunden.«

 
6
     
    Eine Kaltfront schob riesige Wolken über die Berge, zusammen mit einer erfrischenden Brise. Obwohl es erst Anfang August war, lag ein Hauch von Herbst in der Luft. In ein, zwei Tagen würde die Schwüle zurückkehren, doch fürs Erste gönnte Mutter Natur, überraschend wie immer, Mittelvirginia eine Atempause.
    Harry und Fair lenkten ihre Pferde zurück zum Stall. Die Schwarzäugigen Susannen schwankten im Verein mit wilden Möhren und dem hohen, purpurfarbigen Wasserdost auf dem Feld. Tucker lief nebenher. Mrs Murphy hatte beschlossen, Simon zu besuchen, das Opossum, das auf dem Heuboden wohnte. Da oben wohnte auch eine große schwarze Schlange, um die Mrs Murphy immer einen weiten Bogen machte. Die Eule schlief hoch in der Kuppel. Katze und Eule konnten sich nicht riechen, aber da sie einen unterschiedlichen Tag-und-Nacht-Rhythmus hatten, ließen sich schroffe Worte meistens vermeiden.
    Tucker, die selig war, weil sie die Menschen für sich hatte, hielt gut mit, bei jedem Tempo. Corgis, robust und erstaunlich schnell, fühlen sich bei Pferden ebenso wohl wie bei Rindern. Diesen Wesenszug hatte Harry bremsen müssen, als Tucker ein Welpe war, sonst hätte ein rascher Tritt dem Dasein des Hundes womöglich ein Ende bereitet, obwohl die Rasse behände genug ist, um auszuweichen. Tucker trottete munter an der Seite von Poptart, der großen grauen Stute. Sie hoffte, dass ihre Mutter mit Fair flirten würde. Tucker liebte Fair, aber Harry hatte Flirten am Tag ihrer Scheidung abgelegt. Tucker wusste, dass Harry normalerweise offen und aufrichtig war, aber ein kleiner Flirt könnte nicht schaden. Sie wünschte, die zwei würden wieder zusammenfinden.
    »… direkt über die Ohren. So was Komisches hast du noch nicht gesehen, und als sie aufsetzte, hat sie so laut ›Scheiße‹ geschrien« – Fair grinste beim Erzählen –, »dass die Jury es nicht überhören konnte. Little Marilyn hat kein Band errungen.«
    »War ihre Mom dabei?«
    »Mim und die alte Garde. Vollzählig. Zungenschnalzend und außer sich. Man sollte meinen, sie wäre vernünftig genug, sich von ihrer Mutter zu lösen und ihre eigenen Wege zu gehen.«
    Harry erwiderte nachdenklich: »Dreiunddreißig Jahre sind eine lange, lange Reifezeit. Sie hätte in dem Haus bleiben können, wo sie mit ihrem Exmann gewohnt hat, aber sie hat gesagt, die Farben der Wände würden sie an ihn erinnern. Drum ist sie wieder in das Nebengebäude auf Mims Farm gezogen. Das könnte ich nicht.«
    »Manchmal tut sie mir leid. Du weißt schon, sie hat alles und nichts.«
    »Mir tut sie auch leid, bis ich meine Rechnungen bezahlen muss; dann bin ich zu neidisch für Mitleid.« Eine tiefe Wolke zog über ihren Kopf hinweg. Harry hatte das Gefühl, hinauflangen und eine Handvoll Zuckerwatte greifen zu können. »An einem Tag wie heute pfeif ich aufs Geld. Die Natur ist vollkommen.«
    »Ja, das ist wahr.« Fair erspähte vor ihnen die alte Palisade, die Harry und ihr Vater vor fünfzehn Jahren errichtet hatten: große, stabile Akazienstämme,

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