Mrs Murphy 04: Virus im Netz
Sanburne.« Harry konnte sich diese Bemerkung nicht verkneifen. Sie wünschte, sie wäre ein besserer Mensch, aber sie weidete sich an Fairs Unbehagen.
»Dann bitte ich um Thanksgiving, Weihnachten und Silvester.«
»Und was ist mit dem Labor-Day-Wochenende?«, neckte sie ihn.
»Da hab ich eine Laminitis-Konferenz in Lexington«, sagte er. Er meinte die Hufkrankheit.
»Ich hab bloß Spaß gemacht.«
»Ich nicht. Reservierst du die Termine für mich?«
»Fair, lass es uns einfach nehmen, wie es kommt. Ich sage Ja zur nächsten Sommerparty – irgendwer muss ja eine geben –, und von da sehen wir weiter.« Sie seufzte. »Wenn man bedenkt, wie die Tage verfliegen, sollte ich auch für Thanksgiving zusagen.«
»Tempus fugit«, stimmte er zu. »Weißt du noch, wie Mrs Heckler uns ihre Glückwünsche vorgesungen hat?«
»Ja.« Sie wurde wehmütig. »Ist es nicht komisch, an was wir uns erinnern? Ich erinnere mich an den alten Pullover, den Dad zu jedem Schultreffen angezogen hat.«
»Sein Crozet-Football-Pullover.« Fair lächelte. »Ich glaube nicht, dass er ein einziges Spiel verpasst hat. Dein Dad war ein guter Sportler. Er hatte Auszeichnungen in Football, Baseball, und hat er nicht auch Basketball gespielt?«
»Ja. Ich glaube, damals haben alle alles gemacht. Das war besser. Und gesünder. Heute träumen Zehntklässler von einem Übernahmevertrag. Spielt denn niemand mehr zum Vergnügen? Dad hat es ganz bestimmt aus Spaß getan.«
»In welchem Jahr hat er seinen Abschluss gemacht?«
»Fünfundvierzig. Er war zu jung für den Krieg. Das hat ihn sein Leben lang gewurmt. Er hat ein paar von den Jungs gekannt, die nicht mehr nach Hause gekommen sind.«
»Gott sei Dank ist mein Vater aus dem Koreakrieg zurückgekehrt – es scheint, dass sich niemand an den Krieg erinnert, außer denen, die gekämpft haben.«
»Ich bin auch froh, dass er zurückgekommen ist. Wo wärst du sonst?« Sie lenkte Poptart neben Gin Fizz und boxte Fair in den Arm.
»Hiebe aus Liebe? Mutter, kannst du ihm nicht mit den Fingern durch die Haare fahren oder so was?«, empfahl Tucker. Tucker hatte zu viel ferngesehen. Sie behauptete, das tue sie, um die Gewohnheiten der Menschen zu studieren, aber Mrs Murphy sagte, die könnte sie zur Genüge direkt vor ihrer Nase studieren. Tucker liebte Fernsehen, weil sie dabei so schön einschlafen konnte.
»Tucker, jaul nicht so laut«, bat Harry.
»Du bist unmöglich!« Der Hund rannte vor ihnen her. Tucker konnte Mrs Murphy in der Tür zum Heuboden sitzen sehen. »Der Inbegriff von Romantik.«
Mrs Murphy lachte. »Du oder Mom?«
»Was weißt du schon von Liebe«, erwiderte der Hund.
»Ich weiß, dass sie einen in alle möglichen Schwulitäten bringt.«
7
Harry bemerkte sie als Erste, weil sie an diesem Montagmorgen zu Fuß zur Arbeit ging. Wie ein Rabe mit zusammengelegten Flügeln hockte die Harley vor dem Postamt. Obwohl Harry von Tucker und Mrs Murphy begleitet wurde, wollte sie nicht mit diesem Mann im Postamt allein sein, auch wenn Blair ihn nicht für gemeingefährlich hielt.
Sie spähte in Markets Laden.
»Hallo.«
»Hallihallo«, rief Market ihr zu.
Als die Vordertür geöffnet wurde, raste Pewter hinaus, wobei ihr Hängebauch hin- und herschwabbelte. Sie und Mrs Murphy rannten augenblicklich um die Rückseite der Häuser herum. Tucker kämpfte mit sich, ob sie sich ihnen anschließen oder dableiben sollte. Schließlich folgte sie den Katzen.
»Wo ist der Motorradfahrer?«
»Der was?« Market wischte sich die Hände an seiner Schürze ab und ging um die Theke herum zu Harry.
»Der Hell’s Angel, dem die Harley gehört. Wenn er in deinem Laden war, wäre er dir aufgefallen.«
»So einer war heute Morgen nicht hier. Allerdings haben wir erst halb acht, vielleicht macht er gerade seinen morgendlichen Verdauungsspaziergang, und ich werde das Vergnügen noch haben.« Market bot ihr ein süßes Teilchen mit Zimtfüllung an. »Ist er wirklich ein Hell’s Angel?«
»Er sieht jedenfalls so aus.«
»Sieh an, du Tugendbold, woher kennst du ihn denn? Hast du dich in Motorradfahrerkneipen rumgetrieben?«, zog Market sie auf.
»Er kam neulich nach Ash Lawn gedonnert, als ich Blair herumgeführt habe.«
»Ein Hell’s Angel mit Kultur. Harry, du willst mich wohl auf den Arm nehmen.«
Harry hob die Stimme, als sie ihre Unschuld beteuerte. »Nein, wirklich nicht.«
»Vielleicht ist es eine Überraschung von Fair.«
»So siehst du aus.«
»Blair?«
»Market, was soll das?
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