Mrs Murphy 04: Virus im Netz
zusammengebunden mit einem dicken Seil, das Harry alle paar Jahre erneuerte. Das Hindernis war etwa einen Meter hoch. Es wirkte größer, weil es so sperrig war. Fair trieb Gin Fizz zu einem scharfen Galopp, hielt auf das Hindernis zu und schwebte hinüber.
Harry folgte ihm. Tucker sauste wohlweislich um das Ende herum.
»Wer hat in der Kategorie beim Wohltätigkeitsjagdrennen gewonnen?«, erkundigte sich Harry.
»Aysha, heftig unterstützt von ihrer Mutter und Norman. Man hätte meinen können, wir seien in Ascot.«
»Gut. Sag mal, hab ich dir schon erzählt, dass Aysha als Fremdenführerin in Ash Lawn war, als ich neulich dort gewesen bin?«
»Sie war auf dem William and Mary College, stimmt’s?«, erinnerte sich Fair, während er ins Schritttempo zurückfiel.
»Kerry war auch da, irgendein Kuddelmuddel bei der Einteilung, und Laura Freely. Die Aufsicht hatte Little Marilyn, aber der Höhepunkt des Tages war, als dieser Motorradfahrer aufkreuzte und vom Gelände eskortiert werden musste …« Sie sprach nicht weiter. Wenn sie Ash Lawn erwähnte, wurde Fair daran erinnert, dass sie mit Blair dort war, was eine eisige Reaktion zur Folge hätte.
»Ein Motorradfahrer?«
»So ein Hell’s-Angel-Typ.«
»In Ash Lawn?« Fair lachte. »Vielleicht ist er ein Nachkomme von James Monroe. Was hast du da überhaupt mit Blair gemacht?«
»Oh – Blair hatte es noch nicht gesehen. Er wollte etwas Entspannendes machen.«
Fair kniff die Lippen zusammen. »Oh.«
»Komm, Fair, hab dich nicht so. Er ist mein Nachbar. Ich mag ihn.«
»Ja, Fair, guck nicht so böse«, gab der Hund seinen Senf dazu.
»Hast du was mit diesem Kerl, oder was?« Harry und ihr Exmann waren seit dem Kindergarten unzertrennlich gewesen, und sie kannte seine Launen. Sie wollte nicht, dass Fair in eine von seinen männlichen Schmollereien verfiel. Männer gaben nie zu, dass sie schmollten, aber genau das tat er. Manchmal brauchte sie Tage, um ihn da herauszuholen. Sie beschloss, zum Angriff überzugehen. »Erstens, ich muss dir nicht antworten. Ich stell dir ja auch keine Fragen.«
»Weil ich mit niemandem zusammen bin.«
»Im Moment.«
»Das war einmal. Ich bin mit niemandem zusammen, und ich will keine außer dir. Ich gestehe meinen Fehler ein.«
»Mach einen Plural draus«, riet Harry sarkastisch.
»Na gut – ich gestehe meine Fehler ein und bereue sie. Du wirst darüber wegkommen, und wir werden -«
»Fair, mach mir keine Vorschriften. Ich hasse es, wenn du mir sagst, was ich zu tun, zu fühlen und zu denken habe. Damit hat unser ganzer Ärger angefangen, dabei will ich gar nicht sagen, dass ich nicht auch meine Fehler habe. Als Ehefrau war ich eine regelrechte Niete. Kann nicht kochen, will es auch nicht lernen. Kann nicht bügeln, aber Waschen krieg ich ganz gut hin. Ich halte das Haus sauber, aber manchmal ist mein Kopf in Unordnung, und ich hab deinen Geburtstag öfter vergessen, als ich zugeben mag. An unseren Hochzeitstag hab ich auch nie gedacht. Und je mehr du dich von mir zurückzogst, desto härter hab ich gearbeitet, damit ich nicht mit dir reden musste – ich hatte Angst zu explodieren. Ich hätte explodieren sollen.«
Er dachte darüber nach. »Ja – vielleicht.«
»Geschehen ist geschehen. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber sie bringt uns bestimmt nicht zusammen, wenn du mich bedrängst.«
»Du bist die einzige Frau auf der Welt, die so mit mir spricht.«
»Ich schätze, die anderen schmachten dich an, klimpern mit den Wimpern und sagen dir, wie wunderbar du bist. Mit gurrenden Stimmen, nehm ich an.«
Er unterdrückte ein Grinsen. »Sagen wir einfach, sie überschütten mich mit Aufmerksamkeit. Und ich muss es mir gefallen lassen. Ich kann sie deswegen nicht in der Luft zerreißen. Aber mit dir langweile ich mich nie, wie ich mich mit der, hm, konventionellen Sorte langweile.«
»Danke.«
»Gehst du mit mir am Samstag auf Mims Party?«
»Oh« – ihr Gesicht zeigte Verwirrung –, »eigentlich gern, aber ich bin schon verabredet.«
»Mit Blair?«
»Wenn du’s genau wissen willst: Ja.«
»Verdammte Scheiße!«
»Er hat mich zuerst gefragt, Fair.«
»Ich muss auf die Warteliste, um mich mit meiner Frau zu verabreden!«
»Deiner Exfrau.«
»Für mich fühlst du dich nicht nach Ex an.« Er war wütend. »Ich kann den Kerl nicht ausstehen. Neulich ist Mim über seine lockigen Haare aus dem Häuschen geraten. Na und? Lockige Haare? Eine feine Empfehlung für eine Beziehung.«
»Für Marilyn
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