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Mrs Murphy 04: Virus im Netz

Mrs Murphy 04: Virus im Netz

Titel: Mrs Murphy 04: Virus im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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nehmen Sie’s ihnen nicht krumm, dass Sie nicht mit ihnen befreundet sein können wie mit Frauen. Wenn ein Mann daherkommt, will er mehr als Freundschaft. Das wissen Sie.«
    Harry sah zu, wie Jim Sanburne und Herbie die zwei Männer, die sie für ihre Freunde hielt, endlich trennten. Fairs Nase blutete, und Blairs Lippe war aufgeplatzt. Boom Boom Craycroft eilte zu Blair, um ihm beizustehen, aber er schüttelte sie ab.
    »Ich weiß es, und ich hasse das.«
    »Dann können Sie ebenso gut die Männer hassen.«
    »Sie wissen, dass ich sie nicht hasse.«
    »Dann müssen Sie sich zwischen diesen beiden entscheiden oder ihnen sagen, was Sie für sie empfinden.« Sie hielt inne. »Was empfinden Sie für sie?«
    Harry zögerte. »Ich weiß nicht. Ich habe Fair mit Leib und Seele geliebt, bedingungslos. Ich liebe ihn immer noch, aber ich weiß nicht, ob ich noch einmal so lieben kann wie früher.«
    »Vielleicht ist Vertrauen das Wort, auf das es ankommt.«
    »Ja.« Sie wischte sich mit der rechten Hand über die Augen. Warum war das Leben so kompliziert?
    »Blair?«
    »Er ist zärtlich. Äußerst sensibel, und ich habe ihn sehr gern – aber ich habe Angst. Ach, Mim, ich weiß einfach nicht, ob ich das durchhalten kann, noch einmal jemanden zu lieben.«
    »Wen Sie auch lieben, er wird Ihnen wehtun. Sie werden ihm wehtun. Wenn Sie lernen, zu verzeihen, durchzuhalten – dann haben Sie etwas Reelles.« Sie befühlte ihren Hermes-Schal. »Ich wünschte, ich könnte das besser erklären. Sie wissen, dass Jim mich nach Strich und Faden betrogen hat.«
    »Ach -« Harry schluckte.
    »Sie brauchen nicht höflich zu sein. Er hat es getan. Und die ganze Stadt hat’s gewusst. Aber Jim war ein großer, gut aussehender, wilder armer Junge, als ich ihn kennenlernte, und ich habe meinen Reichtum dazu benutzt, ihn zu beherrschen. Weiber vernaschen, das war seine Rache. Ich war drauf und dran, mich scheiden zu lassen, aber dann konnte ich es doch nicht. Als ich erfuhr, dass ich Brustkrebs habe, ich glaube, da habe ich Jim wiederentdeckt. Wir waren offen zueinander und haben geredet. Nach jahrzehntelanger Ehe haben wir endlich einfach geredet und uns gegenseitig verziehen, und – wir sind immer noch zusammen. Und wenn eine reiche Pute wie ich sich dem Leben und der Liebe stellen kann, dann sehe ich nicht, wieso Sie das nicht können.«
    Harry saß eine ganze Weile schweigend da. »Ich verstehe, was Sie meinen.«
    »Sie müssen sich zwischen den beiden Männern entscheiden.«
    »Blair hat seine Absichten eigentlich nie deutlich erklärt.«
    »Mir geht es im Moment gar nicht um seine Gefühle. Es geht mir um Ihre. Entscheiden Sie sich.«

 
14
     
    Noch genervt von dem gestrigen Abend, wachte Harry früh auf und stellte fest, dass es regnete. Da der Regen dringend nötig war, störte das Grau sie kein bisschen. Sie schlüpfte in ihr uraltes Smith-College-T-Shirt, eine abgeschnittene Jeans und Turnschuhe und eilte zum Stall.
    Nachdem sie die Pferde gefüttert hatte, hängte sie einen Zügel an einen Sattelhaken im Mittelgang, nahm ein Stück Sattelseife, einen kleinen Eimer Wasser, einen Schwamm und ein Tuch und begann mit der Reinigungsprozedur. Rhythmische Betätigungen halfen ihr immer, mit sich und den Ereignissen in ihrem Leben ins Reine zu kommen.
    Mrs Murphy kletterte auf den Heuboden, um Simon zu besuchen. Da er ein Nachttier war, schlief er fest, also sprang sie auf eine Boxentür und von da auf eine alte, aber gut gepflegte Truhe mit Sattelzeug. Die Holztruhe, die auf vier Hohlziegeln stand, war blau und golden gestrichen und trug in der Mitte die Initialen M.C.M., Mary Charlotte Minor.
    Nach der Scheidung hatte sie den Namen Haristeen beibehalten. Es war schon schwer genug, seinen Nachnamen bei der Heirat abzulegen; ihn dann aber wieder anzunehmen war für alle schlichtweg verwirrend. Jedenfalls behauptete das Harry, aber Susan Tucker erklärte, sie würde ihren Ehenamen beibehalten, weil sie mit Fair noch nicht fertig sei. Alle Welt hatte eine Meinung zu Harrys Gefühlslage, und niemand scheute davor zurück, sie ihr unter die Nase zu reiben.
    Sie hatte gestern Abend genug Emotionen und bohrende Fragen gehabt. Jetzt wollte sie in Ruhe gelassen werden. Von wegen.
    Blair hielt in der Zufahrt zum Stall. Sie hatte die Lichter im Stall an, daher wusste er, wo sie war. Er duckte sich unter den Regentropfen und trug einen Weidenkorb in den Gang.
    »Dies ist sozusagen eine Entschuldigung.« Er ließ den Deckel des Korbes aufschnappen,

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