Mrs Murphy 04: Virus im Netz
der angefüllt war mit köstlichen Hörnchen, Marmeladen und Gelees von Fortnum und Mason, mundgerechten Schinkenbiskuits, einem duftenden Stiltonkäse, einem kleinen Glas erlesenen französischen Senf und einer großen Packung Erdnussbutterplätzchen. Die Ecken waren mit Crackern und Pastetenkonserven ausgestopft. Noch ehe sie etwas sagen, ihm danken konnte, eilte er mit einem Paket Luxuskaffee in die Sattelkammer.
»Blair, ich hab hier bloß eine Kochplatte. Ich hab nichts, womit du Kaffee machen kannst, jedenfalls keinen anständigen.« Sie wollte sich schon entschuldigen, weil sie den Satz mit einem Adjektiv beendet hatte, aber dann dachte sie, na und! Was hat die Grammatik in der Umgangssprache verloren?
Er ging wortlos zu seinem Kombi und kam mit einer schwarzen Krups-Kaffeemaschine, einer elektrischen Kaffeemühle und einem kleinen Apparat zum Aufschäumen von Milch für Cappuccino zurück.
»Jetzt hast du was.« Er zeigte auf die Espressomaschine. »Das kommt in die Küche. Jetzt hast du alles, was du brauchst.«
»Blair« – ihr klappte der Unterkiefer herunter –, »das ist so, äh, ich weiß nicht, was ich sagen soll – danke.«
»Ich war ein Esel. Es tut mir leid. Wenn du meine Entschuldigung annimmst, brühe ich dir auf, was dein Herz begehrt. Wie wär’s mit einem starken kolumbianischen Kaffee für den Anfang? Dann können wir im Korb kramen und mit Espresso fortfahren oder mit Cappuccino, was du willst.«
»Klingt prima.« Harry rieb fest an einem Zügel. »Und ich nehm deine Entschuldigung an.«
Mrs Murphy ruhte, den Schwanz um sich gelegt, auf der Truhe mit dem Sattelzeug. Sie schien im Sitzen zu schlafen. Die Menschen fielen immer wieder auf diesen Trick herein. Es war die ideale Lauschpositur.
Tucker, die weniger raffiniert war, machte sich am Korb zu schaffen.
Blair breitete eine kleine Tischdecke über den wackligen Tisch in der Sattelkammer. Auf einem Bord erspähte er eine alte Kaffeebüchse, die Harry als Getreidemaß benutzte. Die füllte er mit Wasser, dann flitzte er nach draußen in den Regen, um Schwarzäugige Susannen zu pflücken. Als er zurückkehrte, war der Kaffee schon aufgebrüht.
»Du bist ja pitschnass.«
»Ist ein gutes Gefühl.« Seine haselnussbraunen Augen strahlten.
Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah auf den Tisch. »Ich bewundere Leute, die eine künstlerische Ader haben. Ich könnte aus lauter wertlosem Kram nicht so was Hübsches zaubern.«
»Dafür hast du andere Talente.«
Harry lachte. »Nenn mir eins.«
»Fishing for compliments«, murmelte Tucker.
»In deiner Gegenwart fühlt man sich einfach wohl. Du hast ein ansteckendes Lachen, und ich glaube, du verstehst mehr von Landwirtschaft als sonst irgendjemand, den ich kenne.«
»Blair«, lachte sie, »du bist nicht auf einer Farm aufgewachsen. Jeder, der das von der Pike auf kennt, versteht auch was davon.«
»Ich sehe doch die anderen Farmer in dieser Gegend. Ihre Weiden sind nicht so fett, ihre Zäune sind nicht so gut in Schuss, und sie nutzen Raum und Gelände nicht so logisch. Du bist die Beste.«
»Danke.« Sie biss in ein Schinkenbiskuit, das dick mit Senf bestrichen war. »Ich hab gar nicht gewusst, wie hungrig ich bin.«
Sie aßen, schwatzten und beendeten ihr Mahl mit einem sagenhaft guten Cappuccino.
Blair atmete den intensiven Duft von Leder, Sattelseife, Kieferspänen, den warmen Duft der etwas weiter entfernt stehenden Pferde ein.
»Dieser Stall strahlt Glück und Frieden aus.«
»Dad und Mom haben da viel Liebe hineingesteckt. Dads Familie ist unmittelbar vor dem Unabhängigkeitskrieg aus Ostvirginia hierhergezogen, aber dieses Stück Land haben wir erst um 1840 gefunden. Die reichen Hepworth, das war Moms Familie, sind in Ostvirginia geblieben. Die Minors, arme, bescheidene Bauern, nahmen, was sie konnten. Die Depression hat Großpapa und Großmama hart zugesetzt, und als Dad kam und alt genug war zuzupacken, gab es eine Menge zu tun. Als er feststellte, dass die Farm nicht genug abwarf, um davon zu leben, arbeitete er außerhalb und brachte Geld mit nach Hause. Nach und nach gelang es ihnen, die Dinge wieder ins Lot zu bringen, Äpfel, Heu, eine bescheidene Maisernte. Mom arbeitete in der Bücherei. Früh am Morgen und spät am Abend erledigten sie die Farmarbeit. Ich vermisse sie, aber wenn ich mich umschaue, sehe ich die Liebe, die sie hinterlassen haben.«
»Sie haben auch in dir eine Menge Liebe hinterlassen.«
Tucker legte den Kopf auf Harrys Knie. »Sag was
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