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Mrs Murphy 04: Virus im Netz

Mrs Murphy 04: Virus im Netz

Titel: Mrs Murphy 04: Virus im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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alleinlebender Mann kränkt sie, und eine alleinlebende Frau erregt ihr Mitleid.« Er hielt seine Hand hoch, ehe sie widersprechen konnte. »Das ist sexistisch, aber das ist die Welt, in der wir leben.«
    Sie fuhr mit dem Zeigefinger über die glatte Fläche der Hightechkaffeemaschine. »Möchtest du heiraten? Halt, nein, nicht mich, so ist die Frage nicht gemeint, sondern ganz theoretisch, möchtest du heiraten?«
    »Nein. Im Augenblick, in diesem Abschnitt meines Lebens, jagt mir der Gedanke eine Heidenangst ein.« Er war aufrichtig bis dorthinaus. »Und du?«
    »Dito. Ich meine, ich war verheiratet und dachte, ich hätte das große Los gezogen. Die Ereignisse haben mich widerlegt.«
    »Das war seine Dummheit, nicht deine.«
    »Vielleicht, aber ich bin sehr unabhängig, und ich glaube, Fair und vielleicht die meisten Männer behaupten, dass sie diese Eigenschaft bewundern, aber das ist gelogen. Fair wollte mich, na ja, konventioneller, abhängiger, und, Blair, das bin ich einfach nicht.«
    »Ist dir schon mal aufgefallen, wie die Leute dir sagen, sie lieben dich, und dich dann ändern wollen?«
    Sie fühlte sich unendlich erleichtert. Er hatte ihr aus der Seele gesprochen. »Stimmt. So habe ich das noch nie gesehen, aber du hast recht. Ich bin, die ich bin. Ich bin nicht vollkommen, und ich bin beileibe kein Filmstar, aber ich komme zurecht. Ich will kein bisschen anders sein, als ich bin.«
    »Wie steht es mit Sex?«
    Sie schluckte. »Wie bitte?«
    Er warf den Kopf zurück und lachte schallend. »Harry, so direkt war das nicht gemeint. Wie ist die Einstellung der Leute zum Sex? Wenn du eine Affäre hast, giltst du dann in dieser Gegend als Flittchen?«
    »Nein, ich denke, diese Ehre gebührt Boom Boom.«
    »Uuhu.« Er stieß einen Pfiff aus. »Aber wenn du mit jemandem schläfst, deutet das nicht auf eine Bindung hin, auf eine Verpflichtung? Du kannst nicht ungeschoren davonkommen. Hier scheinen alle alles zu wissen.«
    Sie legte den Kopf schief. »Stimmt. Deshalb muss man erst wägen, dann wagen. Du könntest es dir viel eher erlauben als ich. Die berühmte doppelte Moral.«
    »Dieselbe doppelte Moral, die du eben auf Boom Boom angewendet hast?«
    »Ahhh – nein. Auf Boom Booms Grabstein wird stehen: ›Endlich schläft sie allein.‹ Sie übertreibt es. Aber von einem Mann würde ich genauso denken. Du hast ihn nie kennengelernt, aber Boom Booms verstorbener Mann war ein richtiges Tier. Er war witzig und alles, aber als Frau hast du bald gelernt, ihm nicht zu trauen.«
    »Tier! Ich fasse das als Beleidigung auf.« Tucker winselte und tappte wütend auf den Gang. Sie sah Mrs Murphy und ging zu ihrer Freundin. Sie stupste sie mit der Nase an. »Aufwachen.«
    »Ich schlaf nicht.«
    »Das sagst du immer. Du verpasst was Spannendes.«
    »Nein, tu ich nicht.«
    »Meinst du, sie gehen zusammen ins Bett?«
    »Ich weiß nicht. Heute Nacht jedenfalls nicht.«
    In der Sattelkammer räumten Blair und Harry ab. Sie packte die ungegessenen Sachen wieder in den Korb.
    »Der Korb gehört dir auch.«
    »Du bist schrecklich nett zu mir.«
    »Ich mag dich.«
    »Ich mag dich auch.«
    Er zog sie an sich und küsste sie auf die Wange. »Ich weiß nicht, was mit uns passieren wird, aber auf eins kannst du dich verlassen, ich bin dein Freund.«
    Harry gab ihm auch einen Kuss, umarmte ihn und ließ ihn dann los. »Ich nehm dich beim Wort.«

 
15
     
    Die Crozet National Bank, ein flacher Holz-und-Ziegel-Bau aus dem Jahre 1910, stand an der Ecke der Railroad Avenue in einer Reihe von Gebäuden, zu denen auch der alte Rexall’s Drugstore gehörte. Das Holzwerk war weiß, der Eindruck schmucklos und zweckmäßig.
    Dank der Sparsamkeit einer jahrzehntelangen Folge von guten Direktoren war wenig Geld auf das Interieur verschwendet worden. Die alten Hängelampen baumelten immer noch an der Decke. Bankierslampen mit grünen Schirmen standen auf schweren Holzschreibtischen. Die Kassierer arbeiteten an einem Marmortresen hinter Bronzegittern. Die Strenge verlieh der Bank etwas Gediegenes. Die einzigen Eindringlinge der Moderne waren die Computerterminals an allen Kassenschaltern und auf allen Angestelltenschreibtischen.
    Das Büro des Bankdirektors Hogan Freely befand sich im ersten Stock. Mrs Murphy, die Harry zur Bank begleitet hatte, stieg die Hintertreppe hinauf. Sie wollte einen Höflichkeitsbesuch abstatten. Als sie aber in Norman Cramers Büro am Ende des Stockwerks kam, beschloss sie, sich hinter dem Vorhang zu verstecken. Hogan

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