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Mrs Murphy 04: Virus im Netz

Mrs Murphy 04: Virus im Netz

Titel: Mrs Murphy 04: Virus im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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vorstellen.«
    Cynthia wusste, dass der Ausdruck »rough trade«, der aus der Homosexuellenszene stammte, wo er ursprünglich einen gewalttätigen oder sadistischen Sexpartner bezeichnete, in den heterosexuellen Sprachgebrauch übernommen worden war. Hier stand er für jemanden außerhalb des Klassensystems, jemanden mit dem Ruf eines Gesetzlosen, wie etwa ein Hell’s Angel. Der Ausdruck wurde für jeden Sexpartner verwendet, der einer niedrigeren Schicht angehörte als man selbst. Cynthia vermutete jedoch, dass auf Mike Huckstep eher die ursprüngliche Bedeutung zutraf.
    »Verkehren in der Anvil-Bar Heteros oder Schwule?«
    »Schwule.«
    »War Mike schwul?«
    »Nein. Ich hatte das nicht gewusst, sonst hätte ich ihn nicht eingestellt. Anfangs habe ich nichts gemerkt. Er hat seinen Job gut gemacht, konnte gut mit den Leuten. Er hat mit der Kundschaft geflirtet, einen Haufen Trinkgeld kassiert.«
    »Sie meinen, Sie haben nicht gemerkt, dass er nicht schwul war?«
    »Lady, es war viel schlimmer. Er hat seine Freundin angeschleppt, dieses flachbrüstige Weibsstück namens Malibu. Wo er die aufgetrieben hat, werde ich nie erfahren. Jedenfalls, er hat mich überredet, sie hier aushelfen zu lassen. Eine Frau hinter der Bar? Bei mir nicht. Aber sie hat sich angepasst, hat fleißig gearbeitet, und da hab ich sie an die Tür gestellt. Sie konnte die Kundschaft checken und den Eintritt kassieren.«
    »Sie nehmen Eintrittsgeld für die Bar?«
    »Am Wochenende. Am Wochenende lass ich immer eine Live-Band bei mir spielen.«
    »Haben die zwei Sie bestohlen?«
    »Nicht einen Penny. Nein, sie haben ganz was anderes gemacht. Mike hat sich einen reichen Typ geangelt. Ich glaub sogar, dass Malibu die Vorarbeit geleistet hat. Niemand hat sie ernst genommen. Sie war halt so eine Schwulenmama, Sie verstehen, was ich meine?«
    Cynthia kannte diesen Ausdruck für eine Frau, die sich gern mit schwulen Männern umgab.
    »Ich verstehe.«
    »Sie hat also Fragen gestellt, hat sich in die Häuser der Leute eingeschlichen, wenn sie ihre Adresse rauskriegen konnte oder wenn sie sie Mike gegeben hatten. Dann hat Mike es mit dem reichen Typ getrieben, und Malibu hat Fotos davon gemacht.«
    »Wie sie’s zu dritt getrieben haben?«
    »Nein«, brüllte er, »sie hat sich versteckt und Fotos gemacht, und dann haben sie das arme Schwein ausgenommen.«
    »Ich dachte, San Francisco wäre ein Mekka des schwulen Amerika.«
    »Wenn Sie in der Finanzwelt tätig sind, ist es so wenig ein Mekka wie Des Moines. Und einige ältere Herren – nun ja, sie haben eine andere Auffassung. Die haben große Angst, sogar hier.«
    »Und was ist nun passiert?«
    »Ein Stammkunde von mir, prima Kerl, alte San Franciscoer Familie, Mitglied vom Bohemian Club, Frau, Kinder, das ganze Pipapo, den haben Mike und Malibu sich vorgeknöpft. Er hat sich erschossen. Kopfschuss. Ein paar Freunde haben mir gesagt, sie vermuteten, dass Mike dahintersteckte. Schließlich hab ich zwei und zwei zusammengezählt. Er oder sie hat Wind davon gekriegt. Er ist nie wieder zur Arbeit erschienen. Ich hab ihn nach dem Tag, an dem George Jarvis sich umgebracht hat, 28. Januar 1989, nicht mehr gesehen.«
    »Und sie?«
    »Sie hab ich auch nicht mehr gesehen.«
    »Waren sie verheiratet?«
    »Das weiß ich nicht. Sie haben sich jedenfalls gegenseitig verdient.«
    »Noch eine Frage, Mr Kenton, und ich kann Ihnen gar nicht genug danken für Ihre Hilfe. Haben die zwei gedealt?«
    Frank zögerte mit der Antwort, um sich eine Zigarette anzustecken. »Deputy Cooper, damals, in den Siebziger- und Achtzigerjahren, da haben alle gedealt. Ihre eigene Mutter hat mit Drogen gehandelt.« Er lachte. »Okay, Ihre Mutter vielleicht nicht.«
    »Verstehe.«
    »Darf ich Sie um einen Gefallen bitten?«
    »Versuchen können Sie’s.«
    »Wenn Sie ein gutes Foto von dem verfaulten Drecksack haben, schicken Sie’s mir. Ich kenne eine Menge Leute, die Mike tot sehen möchten.«
    »Es ist ziemlich grauenhaft, Mr Kenton.«
    »Was er getan hat, auch. Schicken Sie mir die Bilder.«
    »Hm … Noch einmal vielen Dank, Mr Kenton.«
    »Nächstes Mal rufen Sie nach eins an.« Er legte auf.
    Cynthia trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.
    Es herrschte kein Mangel an Menschen, die Mike Huckstep umbringen wollten. Aber wären sie ihm hierher gefolgt, nachdem Jahre vergangen waren? Was hatte Huckstep von 1989 bis jetzt gemacht? War Malibu bei ihm gewesen? Wo war sie?
    Coop rief die Polizei in San Francisco an und sprach mit dem

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