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Mrs Murphy 04: Virus im Netz

Mrs Murphy 04: Virus im Netz

Titel: Mrs Murphy 04: Virus im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Fenster.
    Kerry sah auf. »Mrs Hogendobber, ich wünschte, Sie könnten es.«
    Mrs Hogendobber klopfte sie auf den Rücken. »›Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen … Denn so ihr liebet, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner?‹«
    Kerry fasste sich genügend, um zu bemerken: »Heute würde man Zocker sagen.«
    »Na also, ich wusste doch, dass es Sie aufrichten würde. Mir hilft die Bibel immer in Zeiten der Not.«
    »Ich glaube, es lag ebenso sehr an Ihnen wie an Ihrem Zitat. Ich wünschte, ich wäre so klug und ausgeglichen wie Sie, Mrs Hogendobber.« Sie nahm ein Papiertuch aus dem Handschuhfach. »Glauben Sie, dass ich Hogan Freely umgebracht habe?«
    Miranda sagte: »Nein.« Sie wartete, bis Kerry sich die Nase geputzt hatte. »Sie scheinen mir einfach nicht der Typ zu sein. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie Norman im Liebeswahn töten, aber Hogan, nein.« Sie hielt inne. »Wenn man lange genug lebt, meine Liebe, dann sieht man alles. Man sieht immer noch vieles zum ersten Mal, einen abtrünnigen Exfreund inklusive. Nach einer Weile weiß man, worüber man sich aufregen und was man am besten auf sich beruhen lassen sollte. Er hat Aysha geheiratet. Lassen Sie ihn. Die Heilige Schrift lesen und zum Herrn beten hat noch niemandem geschadet. Sie werden dort Trost finden, und früher oder später wird der richtige Mann in Ihr Leben treten.« Sie holte Atem. »Es ist so heiß. Sie braten ja in dem Auto. Kommen Sie rüber ins Postamt, ich mache Ihnen einen Eistee. Ich habe auch Plätzchen mit Schokosplittern, und welche mit Macadamianüssen.«
    »Danke. Ich bin völlig daneben. Ich glaube, ich fahre nach Hause, und vielleicht befolge ich Ihren Rat und lese die Bibel.« Sie wischte sich die Augen. »Danke.«
    »Und dass Sie sich’s nicht anders überlegen.« Miranda lächelte, dann ging sie zum Postamt.
    Kerry fuhr los.
    Mrs Hogendobber wartete, bis niemand anders im Gebäude war, bevor sie Harry von dem Vorfall berichtete. In Crozet, einer Stadt mit nur 1733 Einwohnern, entging einem nicht viel. Ein paar Leute hatten gesehen, wie Kerry Norman durch den Flur folgte. Boom Boom Craycroft sah, wie er sie aus dem Bankgebäude stieß, und fünfzehn Personen, die kamen und gingen, sahen Mrs Hogendobber Kerry auf dem Parkplatz trösten. Variationen dieser Vorfälle machten die Runde. Mit jeder Schilderung wurden Kerrys Unglück und vermutete Schuld weiter ausgeschmückt, bis sie am Ende selbstmordgefährdet war. Normans Entschlossenheit ihr gegenüber hatte für viele einen Anflug von Heroismus.
    Als Little Marilyn nach Ash Lawn fuhr, um Aysha abzulösen, war die Erzählung zu einer Seifenoper herangereift, aber vielleicht ist das tägliche Leben ja eine Seifenoper.
    In Ash Lawn taten alle doppelten Dienst, weil Laura Freely bis Jahresende nicht wiederkommen würde. Die Anstrengung, einen Plan auszuarbeiten und Ottoline an Lauras Stelle einzusetzen, machte Marilyn, die für die Fremdenführungen zuständig war, fix und fertig.
    Marilyn kämmte sich die Haare und machte sich frisch, als Aysha mit einer Besuchergruppe durch war. Es kamen noch mehr, aber Marilyn hatte ungefähr zehn Minuten, bevor sie eine neue Gruppe zu einer Führung holte.
    Aysha schilderte ihre Version der Norman-Kerry-Episode. Ihre Schadenfreude brachte Marilyn Sanburne jr. in Rage.
    »Sie ist die Verliererin. Du bist die Siegerin. Sei wenigstens so anständig, sie zu ignorieren.«
    Aysha schob energisch die Schultern zurück und straffte das Kinn, das Vorspiel zu einer Äußerung von emotionaler Bedeutsamkeit, gefärbt mit ihrer eingebildeten Überlegenheit. »Wer bist du, mir meine Verhaltensweisen vorzuschreiben?«
    »Ich war mal deine beste Freundin. Jetzt bin ich da nicht mehr so sicher.«
    »Du stehst auf ihrer Seite. Ich hab’s gewusst. Ach, wie Frauen doch die Opfer lieben, und Kerry stellt sich als wahre Märtyrerin der Liebe dar – sie ist eine Mörderin, um Himmels willen!«
    »Das kannst du nicht wissen, und du brauchst dich nicht daran zu weiden.«
    »Tu ich gar nicht.«
    »Auf mich wirkst du ganz schön hämisch«, entgegnete Marilyn. »Hör auf damit.«
    Aysha senkte die Stimme, ein Zeichen, dass das, was sie mitzuteilen hatte, ungeheuer, wahrhaftig und schrecklich wichtig war und dass sie es nur für sich behalten hatte, weil sie eine richtige Lady war. »Sie hat auf Hogan Freelys Trauerfeier meinen Mann geküsst.«
    Da weder Harry noch Cynthia

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