Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht
Vogelfutter in ihren Wagen laden.
»Coop.«
»He. Da hatten wohl zwei große Geister dieselbe Idee.«
»Mrs Murphy zertrümmert mir das Haus, wenn ich ihr keinen Thunfisch kaufe. Vorige Woche hat sie die Armlehne vom Sofa heruntergerissen. Ich hab sie noch nicht wieder festgemacht.«
»Wegen Thunfisch?«
»Nein. Weil ich sie zu Hause gelassen und Tucker mit nach Montpelier genommen habe. Da ist sie richtig fies geworden.«
Hätte Cynthia eine solche Geschichte vor fünf Jahren gehört, sie hätte sie für ein Märchen gehalten. Unterdessen hatte sie jedoch Harrys Katze und Hund und auch andere Tiere in Crozet kennengelernt. Die Geschichten waren wahr. Mrs Murphy hatte sie sogar einmal bei einem Mordfall in Monticello auf ein Schädelfragment hingewiesen. Es hätte blinder Zufall sein können, aber andererseits -
»Eines Tages schaffe ich mir eine Katze an, aber ich habe unmögliche Arbeitszeiten. Vielleicht brauche ich vor der Katze einen Ehemann. Der kann sich dann um die Katze kümmern, wenn ich im Dienst bin.«
»Hoffentlich hast du mehr Glück als ich.«
»Macht es dich nicht wahnsinnig, dass alle Welt versucht, dich und Fair wieder zusammenzubringen – Fair inklusive?« Cynthia lachte.
Harry stützte die Ellbogen auf den Haltegriff des Einkaufswagens. »Mangelnde Fantasie. Sie glauben nicht, dass sich noch mal ein akzeptabler Mann nach Crozet verirrt.«
»Blair Bainbridge.« Cynthia sprach von dem Model, das vor ein paar Jahren die Farm neben Harrys gekauft hatte.
»Durch seinen Beruf ist er immer so lange unterwegs. Und ich glaube, Marilyn Sanburne die Jüngere hat ihn im Visier.«
»Drolliger Ausdruck.«
»Ich bemühe mich, nicht gemein zu sein.« Harry trat unbeabsichtigt gegen den Wagen und fiel fast auf die Nase, als er von ihr wegrollte.
»Wie lange brauchst du noch für deine Einkäufe?« Cynthia deutete auf Harrys umfangreiche Liste.
»Eine Dreiviertelstunde. Warum?«
»Wenn du Nudeln kaufst, koche ich sie.«
»Im Ernst?«, fragte Harry bereitwillig. Da sie keine begnadete Köchin war, ließ sie sich gern zum Essen einladen oder bekochen.
»Dann können wir uns austauschen.« Cynthia legte den Finger an die Lippen, das »Pst«-Zeichen.
Harry verstand. »Sei in einer Stunde bei mir.«
Als sie flugs in den nächsten Gang einbog, erblickte sie Boom Boom, die ein Ohr gegen Dosen mit gebackenen Bohnen presste.
»Ich bin jetzt in diesem Gang.« Harry musste einfach sticheln. »Es sei denn, die Bohnen erzählen dir was.«
»Du musst etwas gegen deinen Feindseligkeitspegel tun. Ich möchte dich ehrlich und wahrhaftig mit zu ›Lifeline‹ nehmen.«
»Ich tu was gegen meinen Feindseligkeitspegel.« Harry ahmte Boom Booms reifen, verständnisvollen Tonfall nach, den sie für Augenblicke gesellschaftlichen Hochmuts reservierte. Sprach’s und schob ihren Wagen weiter.
»Was meinst du damit?« Boom Boom stemmte die Hände in die Hüften. »Harry, komm wieder her.«
Harry bog in den nächsten Gang, ohne zurückzublicken. Boom Boom lief ihr aufgebracht hinterher. »Was meinst du damit?«
»Nichts«, rief Harry über die Schulter, während sie in einem Affenzahn Waren in ihren Wagen warf.
Boom Boom, die sich nie einen emotionalen Leckerbissen entgehen ließ, nahm die Kurve zu eng und rammte einen Ständer mit Toilettenpapier, das über den Fußboden, in ihren Wagen und auf ihren Kopf purzelte. Harry blieb stehen und lachte. Sie konnte nicht dagegen an. Dann wendete sie ihren Wagen, warf ein paar Rollen hinein und sagte zu der wutschnaubenden Boom Boom: »Wisch und weg, Boom.«
»Ach, halt den Mund, Harry.«
»Ha!«
Cynthia johlte, als Harry ihr den Vorfall im Supermarkt schilderte. Sie fischte mit einer Holzgabel ein paar Nudeln aus dem kochenden Wasser. »Noch nicht ganz durch.«
Harry deckte den Tisch. Mrs Murphy ruhte als Tafelaufsatz in der Mitte. Tucker blickte betrübt auf das karierte Tischtuch.
»Da.« Harry warf der Corgihündin einen grünen Hundeknochen zu.
»Wie kannst du den Fraß essen?« Murphy zog die Vorderpfoten unter die Brust.
»Ich fresse alles, was mich nicht zuerst frisst.«
»Sehr komisch. Der Witz hat soo ’nen Bart.« Die Katze zuckte mit dem rechten Ohr.
»So, fertig.« Cynthia stellte die Nudeln auf den Tisch. »Isst sie mit uns?«
»Na ja, wenn sie dich stört, setze ich sie auf den Boden, aber Nudeln mit Butter isst sie zu gern, und sobald sie etwas abgekühlt sind, mache ich ihr einen Teller zurecht.«
»Harry, du verwöhnst die
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