Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht
und Alfalfa, und lauschte auf die piepsenden Mäuse. Sie hatten in der hinteren Ecke des Heubodens einen Heuballen ausgehöhlt und Bindfäden, Papierstückchen, sogar Bleistiftstummel hineingeschleppt, bis die Behausung richtig eingerichtet und kuschlig war. Mrs Murphy wusste, dass regelmäßig eine Maus herauskam, über den Heuboden und seitlich eine Box hinunter und dann zwischen den Gitterstäben hinaus huschte. Das Ziel war gewöhnlich die Futterkammer oder die Sattelkammer. Die Mäuse hatten ein Loch in Harrys verblasste jägergrüne Stalljacke gefressen. Mrs Hogendobber hatte sie ihr geflickt, denn für Harry war Stallarbeit ohne diese Jacke unvorstellbar.
Harry warf Tomahawk, Gin Fizz und Poptart halbe Futterrationen vom Heuboden herunter, was bei den Tieren unten endloses Gejammer hervorrief. Wenn die Pferde nicht ins Freie gebracht und ordentlich bewegt werden konnten, schränkte Harry die Futtermenge ein. Sie fürchtete Koliken wie die Pest. Ein Pferdedarm konnte verstopfen oder, schlimmer noch, sich verdrehen, und dann wälzte sich das Tier in seiner Qual auf der Erde und verendete manchmal sehr schnell. Normalerweise konnte eine Kolik aber wirksam behandelt werden, wenn sie früh genug erkannt wurde.
Die drei Pferde – zwei Wallache und eine Stute –, aufsässig, da bei guter Gesundheit, konnten sich eine Kolik nicht vorstellen, und so schimpften und stöhnten sie, knallten ihre Futtereimer scheppernd gegen die Wand und riefen einander zu, was für ein schrecklicher Mensch Harry sei, sie um ihr Futter zu betrügen.
Mrs Murphy wollte ihnen gerade sagen, sie sollten still sein und sich glücklich schätzen, als eine Maus aus dem Nest geflitzt kam. Die Katze sprang auf und in die Luft, eine perfekte Flugbahn zum Zuschlagen, doch als die listige Maus einen Schatten sah und dann die Katze roch, lief sie im Zickzack und schaffte es bis zur Boxenwand.
Mrs Murphy konnte nicht seitlich an der Box hinunter, weshalb sie sich auf den Balken darüber begab und sich genau in dem Moment in Poptarts Box hinunterfallen ließ, als die Maus zwischen den Gitterstäben aufkreuzte. Mrs Murphy stieß sich mit dem Hinterteil ab, sauste zu dem Boxengitter, griff mit den Pfoten das Ende eines Gitterstabes, dann rutschte sie in die Box zurück, weil ihre Krallen an dem Eisen keinen Halt fanden.
»Verdammt!«, fluchte sie laut.
»Du kriegst die Mäuse nie, Murph.« Poptart kaute ruhig ihr Heu. »Sie warten, bis du aufkreuzt, und rennen dann wie verrückt. Sie frisst gerade Körner in der Futterkammer und lacht über dich.«
»Ach, wie nett von dir, mir das zu sagen«, fauchte Murphy. »Ich sehe nicht, dass du irgendetwas tust, um den Stall von Geschmeiß zu befreien. Überhaupt, Poptart, sehe ich nicht, dass du irgendwas tust, außer dich vollzufressen.«
Gelassen und über die Schmähung erhaben, senkte die große Stute den Hals, bis sie Murphys Nase berührte. »He, Kurze, du bist in meiner Box gefangen, also hüte deine Zunge.«
»Jaja.« Damit sprang die Katze auf den breiten grauen Rücken des Pferdes. Poptart drehte sich erschrocken längsseits der Gitterstäbe. Mit einer einzigen fließenden Bewegung schwang sich Mrs Murphy durch das Boxengitter und landete auf der Sattelkiste davor.
Poptart blinzelte durch die Gitterstäbe, als Mrs Murphy jubelte: »Du bist vielleicht größer, aber ich bin schlauer!«
Das Pferd, mit einem starken Sinn für Humor ausgestattet, kicherte und machte sich dann wieder über die Wiesengras-Alfalfa-Mischung her, die köstlich schmeckte.
Die Katze trabte in die Futterkammer. Und richtig, sie konnte die Maus hinter dem Futterbehälter hören. Harry kleidete ihre Futterbehälter mit Weißblech aus, weil Mäuse sich durch fast alles hindurchfressen konnten. Doch Körner schwappten über, und die Mäuse hatten ein kleines Loch in die Wand gefressen. Sie holten sich ein paar Körner und liefen dann in ihr Loch, um die Beute zu genießen.
Mrs Murphy setzte sich vor das Loch.
Eine winzige Nase lugte heraus, die schwarzen Barthaare waren kaum sichtbar. »Ich weiß, dass du da bist, und ich komm nicht raus. Geh nach Hause und friss Thunfisch.«
Murphy schlug auf das Loch, und die kleine Nase zog sich zurück. »Ich bin eine Katze. Ich töte Mäuse. Das ist mein Job.«
»Töte Maulwürfe. Die sind nämlich gefährlicher. Wenn ein Pferd in einen Maulwurfhaufen tritt? Knacks.«
»Bist wohl sehr schlau, was?«
»Nein, bloß praktisch«, quiekte die Maus.
»Wir sind alle Teil der
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