Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid
großen Eule, die in der Kuppel nistete. Die Eule konnte die Haustiere nicht leiden, am wenigsten Mrs Murphy. Auf dem Heuboden überwinterte außerdem eine schwarze Schlange, aber die war ungesellig, sogar im Sommer. Eine Überfülle an Mäusen machte die Raubtiere fett und froh.
Der Heuboden überdeckte ein Drittel des Stalls, was eine lichtere, luftigere Atmosphäre schuf, als wenn er über die gesamte Länge des Gebäudes verliefe. Harry hatte mit wiederverwertetem Holz dreißig Meter vom Stall entfernt einen Heuschuppen gebaut. Sie hatte ihn dunkelgrün gestrichen, mit weißer Umrandung; das war ihr Sommerprojekt gewesen. Jeden Sommer bemühte sie sich, die Farm zu vervollständigen. Sie liebte diese Art von Handwerk, aber nachdem sie einmal in der glühenden Sonne Schindeln angenagelt hatte, würde sie sich dergleichen zweimal überlegen.
Mrs Murphy kletterte die Leiter zum Heuboden hinauf. »Nebel so dick wie Erbsensuppe.«
»Macht nichts. Ich kann ihn trotzdem deutlich riechen.« Simon sprach von dem gefürchteten Luchs.
»Vielleicht, aber er kann schneller rennen als wir alle, außer den Pferden.«
»Ich hab Hunger.«
»Ich lass mir von Mom Katzenkekse in meine Schüssel tun. Die kannst du haben.«
Simon strahlte. »Klasse.«
Mrs Murphy spazierte auf dem obersten Boxenbalken entlang und begrüßte jedes einzelne Pferd, über dessen Kopf sie hinwegkam. Dann sprang sie hinunter auf das hohe hölzerne Medikamentenschränkchen, das neben der Sattelkammertür stand. Von da aus konnte sie sich ohne Weiteres auf den Fußboden fallen lassen.
Nachdem Harry die Pferde gefüttert hatte, ließ sie sich in der Futterkammer auf Hände und Knie nieder. Kleine Löcher in den Holzwänden zeugten von der Emsigkeit der Mäuse. Harry kleidete ihre Futtereimer mit Weißblech aus, was die Mäuse fernhielt, aber sie verschlangen jeden Krümel, der auf dem Boden liegen blieb. Sie fraßen auch Löcher in Harrys Stalljacke, was die Besitzerin erzürnte.
»Murphy, tu doch was!«
Die Katze setzte sich neben Harry und klopfte auf das Loch in der Wand. »Die haben ein Verkehrsnetz wie die New Yorker U-Bahn.«
»Du bist ja richtig gesprächig«, bemerkte Harry.
»Und du verstehst kein Wort von dem, was ich sage.« Die Katze lächelte. »Ich hab Hunger.«
»Jesses, Murphy, stell den Ton leiser.«
»Food, glorious food -« Sie sang das Lied aus dem Musical Oliver.
Tucker, die sich in der Sattelkammer ausruhte, bellte: »Du singst fast so gut wie ich.«
»Danke. Ich könnte auch ohne diese Erkenntnis leben.«
Das Flehen zeigte endlich Wirkung. Harry schüttete dreieckige Katzenkekse aus der Tüte und stellte die Schüssel auf den Medikamentenschrank, damit Tucker das Futter nicht mopste.
»Danke«, rief Simon anerkennend hinunter.
»Gern geschehen.« Murphy knabberte ein paar Maulvoll, um Harry zufriedenzustellen.
»Pewter hat sicher Hunger.« Harry sah auf die Uhr. »Sie geht nicht gern aus dem Haus.« Sie lachte.
»Wenn sie noch fetter wird, musst du einen Leiterwagen kaufen, um ihren Wanst durch die Gegend zu ziehen«, bemerkte Mrs Murphy.
Harry setzte sich auf ihre alte Sattelkiste. Sie sah sich um. Es gab zwar immer was zu tun, aber die regelmäßigen Aufgaben waren erledigt: Füttern, Tränken, Boxen ausmisten, Sattelzeug putzen, Stall ausfegen.
Sobald die Pferde gefüttert waren, wollte sie sie nach draußen bringen. Mit dem ersten Frost, gewöhnlich um Mitte Oktober, kehrte ihr Tagesplan sich um. Dann waren sie tagsüber draußen und nachts in ihren Boxen. Während der Sommerhitze blieben sie tagsüber im Stall; er war gut durchlüftet von dem Wind, der vom Berg wehte. Zudem hielt er die Fliegen fern.
Als sie aufstand, knackten ihre Knie. Sie ging zu der offenen Stalltür. »Wir könnten früh Frost bekommen.« Sie kehrte in Fizz’ Box zurück. »Vielleicht sollten wir jetzt schon zum neuen Plan übergehen.«
»Nur zu. Wenn noch ein paar heiße Tage kommen, gehen wir tagsüber rein. Wir sind flexibel.«
»Lasst uns drinnen bleiben.« Poptart malmte sein Frischfutter.
»Wer will sich schon mit dem Luchs anlegen? Ich nicht«, war Tomahawks nüchterne Feststellung.
Harry legte das Kinn in die gewölbte Hand. »Wisst ihr was, wir gehen jetzt zu unserem Herbstplan über.«
»Hurra!«, riefen die Pferde.
»Nahacht«, rief sie zurück und knipste das Licht aus.
Die Entfernung zwischen Stall und Haus konnte nicht mehr als hundert Meter betragen, trotzdem waren die drei Freundinnen von dem dichten Nebel
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