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Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Titel: Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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harmonierte, vervollständigte seine Erscheinung, die an einen englischen Professor denken ließ.
    Doch das Schicksal – oder Sandy selbst – hatte es nicht gut mit ihm gemeint. Nicht nur, dass er an keiner Universität lehrte, er unterrichtete Englisch an einer Highschool, wenn auch einer guten. Dies war nicht die Zukunft, die er oder sein Professor für den ehemaligen Musterstudenten vorausgesehen hatten.
    Er war nie abgestürzt, weil er nie hoch genug gestiegen war, um zu fallen. Sein gutes Aussehen war schon mit fünfundvierzig von Feigheit und Alkohol ruiniert. Was die Feigheit betraf, so konnte allein Sandy wissen, weshalb er sich blockierte, wo er doch weit mehr hätte leisten können. Aber vielleicht war es nicht einmal ihm selbst klar.
    Klar war ihm dagegen, dass er von Direktor Roscoe Fletcher öffentlich gedemütigt wurde. Als der alte Peter Abbott, der frühere Oberstufenleiter, sich Ende des letzten Halbjahres zur Ruhe gesetzt hatte, hätte Sandy automatisch sein Nachfolger werden sollen. Roscoe schwankte und wankte, dann ernannte er Sandy zum Leiter auf Zeit. Er erklärte, es werde eine Ausschreibung erfolgen, so gern er den Posten intern besetzen würde.
    Dies spaltete den Schulvorstand und erzürnte das Lehrerkollegium; die meisten fanden, dass Sandy den Posten bekommen sollte. Wenn Roscoe jeden frei werdenden Posten ausschreiben wollte, könnte dann jemals ein Mitglied des Lehrkörpers in die Verwaltung einrücken?
    Zu ihrem Glück ahnte Brooks Tucker nichts von der Schulpolitik. Sie war hingerissen, als Mr Brashiers in dem äußerst beliebten Wahlfach Shakespeare die Verworfenheit der Lady Macbeth diskutierte.
    »Was wäre geschehen, wenn Lady Macbeth direkt hätte handeln können, wenn sie ihren Ehrgeiz nicht über ihren Gemahl hätte lenken müssen?«
    Roger Davis meldete sich. »Sie hätte den König offen herausgefordert.«
    »Niemals«, platzte die hübsche Jody Miller heraus, bevor sie die Hand hob.
    »Möchtest du dich zu dem Thema äußern, wenn ich dich aufgerufen habe?« Sandy nickte dem hochgewachsenen Mädchen mit der Modelfigur mit einem spöttischen Lächeln zu.
    »Verzeihung, Mr Brashiers.« Sie zwirbelte ihren Bleistift in der Hand, eine nervöse Angewohnheit. »Lady Macbeth war verschlagen. Es hätte nicht zu ihr gepasst, den König offen herauszufordern. Ich glaube nicht, dass ihre gesellschaftliche Stellung etwas an diesem Charakterzug geändert hatte. Sie wäre auch als Mann verworfen gewesen.«
    Brooks runzelte die Stirn und fragte sich, ob das stimmte. Sie wollte sich beteiligen, aber sie war schüchtern in der neuen Umgebung, auch wenn sie viele ihrer Mitschüler von außerschulischen Aktivitäten kannte.
    Sean Hallahan, der Läufer-Star der Footballmannschaft, wurde aufgerufen und sagte mit seiner tiefen Stimme: »Sie ist verschlagen, Jody, weil sie ihren Ehrgeiz verbergen muss.«
    Diese Erwiderung freute Sandy Brashiers, nicht aber Jody Miller, die sich über Sean ärgerte. Vor zehn Jahren hätten die Jungs die Zwänge, denen Frauen unterworfen waren, kaum verstanden, aber die Zeiten hatten sich so weit geändert, dass die Schüler heute beim Lesen eines Textes ebenjene Zwänge mitberücksichtigten.
    Karen Jensen, blond und grünäugig, das beliebteste Mädchen in diesem Jahrgang, zwitscherte: »Vielleicht war sie unpässlich.«
    Alle lachten.
    Nach dem Unterricht gingen Brooks, Karen und Jody in die Mensa – oder die Bakterienbude, wie sie genannt wurde. Roger Davis, groß und schlaksig, trottete hinterdrein. Er wollte mit Brooks reden. Noch unsicher, zermarterte er sich das Hirn, wie er das Gespräch eröffnen sollte.
    Wer zögert, hat schon verloren. Sean flitzte an ihm vorbei, schlitterte neben die Mädchen, überzeugt, dass er willkommen war.
    »Meint ihr, die Frau des Präsidenten ist Lady Macbeth?«
    Die drei Mädchen gingen weiter, und Jody fragte spöttisch: »Sean, wie lange hast du gebraucht, um dir das auszudenken?«
    »Du inspirierst mich, Jody.« Er warf selbstsicher den Kopf zurück.
    Roger sah sich das Ganze von hinten an. Er schluckte schwer und holte sie mit zwei großen Schritten ein.
    »Na, Blödmann«, begrüßte Sean ihn lässig, dem es ganz und gar nicht passte, die Aufmerksamkeit der drei Hübschen womöglich teilen zu müssen.
    Wäre Roger ein schlagfertiger Junge gewesen, hätte er Sean einen Hohlkopf oder dergleichen genannt. Sean war durchaus intelligent, aber sein Gehabe brachte die anderen Jungs auf die Palme. Roger war jedoch viel zu

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