Mrs. Murphy 19: Mausetot
ins Hirn brennen.« Er legte ihr seinen Arm um die Schultern. »Ach Baby, du hast in letzter Zeit viel durchgemacht.«
Die Obduktion hatte ergeben, dass Thadias Herz infolge Kokainmissbrauchs Narbengewebe aufwies, der Muskel aber keinerlei Anzeichen von Krankheit erkennen lieÃ, die Herzklappen gesund, die Arterien sauber waren. Ihr Herz war vollkommen in Ordnung â genau wie Lungen, Nieren, Leber und Gehirn. So konnten wenigstens die Menschen, die sie beraten hatte, weiter in der Spur bleiben und sich bemühen, in der Gewissheit, dass Thadia nicht wieder in alte schlechte Gewohnheiten zurückgefallen war. Die kleine Pappschachtel hatte Oxycontin enthalten, aber davon war nichts in ihrem Blut. Will Archer, der Krankenhausverwalter, sagte niemandem etwas von dem Oxycontin. Er hatte ohnehin genug Ãrger am Hals. Er bat Rick, es aus den Nachrichten herauszuhalten, und der Sheriff tat ihm den Gefallen.
»Zwei.« Harry hielt zwei Finger hoch.
»Harry, lass das Coops und Ricks Sorge sein.«
»Paula hatte einen vertrauten Geruch, aber nicht so vertraut, dass wir ihn identifizieren konnten.« Die bedauernswerte Tucker versuchte wieder einmal, sich ihren Menschen mitzuteilen.
Pewter blickte über den Tresen. »Beschreib ihn noch mal.«
»Nicht übel. Schwach. Wie âne alte Banane, aber nicht eindeutig.« Tucker suchte angestrengt nach einem verräterischen Detail.
»Sie hat recht. Das war kein Geruch, bei dem man den Kopf wegdreht wie bei Benzin« , wusste Mrs. Murphy zu melden. »Oder wie bei vielen Parfüms, die Menschen sich draufklatschen.«
»Eine Beleidigung für jede Hundenase.« Tucker lachte.
»Obsession von Calvin Klein riecht gar nicht schlecht .« Mrs. Murphy fand es hochinteressant.
»Aber auch nicht gut.« Tucker rümpfte die schwarze Nase.
Pewter hob den Kopf. »Besser als Verwesungsgeruch, den du so magst. Kannst du dir vorstellen, wie ein Mensch deinen Lieblingsduft beschreibt? âºSchweres fleischiges Aroma mit einem Hauch von gerösteten Fingernägeln und verrottendem Bindegewebe, mit getrocknetem geronnenem Blut im Abgangâ¹.«
Hierauf schrien die drei Tiere vor Lachen.
»Was haben sie nur?« Harry musste auch lachen.
»Schatz, ist vielleicht besser, wenn wirâs nicht wissen.«
»Mag sein, aber manchmal fühle ich mich ausgeschlossen. Fair, ich glaube wirklich, dass sie das Leben voller auskosten als wir.«
Er sah sie mit seinen strahlenden blauen Augen an. »Wenn du und ich keine Rechnungen bezahlen, keine endlosen Einkommens- und andere Steuerformulare ausfüllen, uns nicht allabendlich Berichte über Elend, Terror, Naturkatastrophen und Mord in aller Welt anhören müssten, könnten wir ihrer Lebensfreude vielleicht nahekommen.«
Sie biss sich an einem Wort fest: »Mord. Hat Thadia Paula umgebracht?«
»Wenn ja, hat sie keine Spuren hinterlassen. Schatz, ich glaube nicht, dass Thadia Paula umgebracht hat. Sie war spleenig, hatte eine Menge Gehirnzellen verbrannt und war hoffnungslos unreif, aber ich glaube nicht, dass Thadia eine Mörderin war, auch nicht unter stärkstem Drogeneinfluss.«
Harry lehnte sich an den Tresen, den Kopf gesenkt, so dass sich Mrs. Murphy an ihrer Wange reiben konnte. »Vielleicht.«
»Schatz, was wäre das Motiv?« Auch er lehnte sich jetzt an den Tresen.
»Thadia war krank vor Eifersucht. Sie dachte, dass Paula mit Cory Schaeffer schlief. Thadia war verrückt nach ihm, sagt Toni Enright. Toni mischt sich im Allgemeinen nicht gern in anderer Leute Angelegenheiten, aber Thadia hat ihre Gefühle nicht geheim gehalten, zumindest nicht vor Toni.«
»Die eigentliche Frage ist doch, hat sie sie vor Cory geheim gehalten?«
Harry richtete sich kerzengerade auf. »Bin ich ein Trottel. Daran hab ich überhaupt nicht gedacht.«
»Man denkt ja auch nicht daran, dass Aftershave Rasurbrand lindert.«
»Was soll das denn heiÃen?«
»Es ist subjektiv. Jeder sieht die Welt mit eigenen Augen. Man muss sich sehr anstrengen, um sich vorstellen zu können, was das für ein Gefühl wäre, jemand anders zu sein. Ich frage mich, wie es ist, eins fünfundsechzig groà zu sein.«
»Ich bin eins siebenundsechzig, vielen Dank auch.« Harry blähte ihre GröÃe und die Wahrheit ein kleines bisschen auf.
»Ja, ja. Aber du verstehst, was ich meine? Wenn du deine Fragen drehen und
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