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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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Restaurant sehr leise wurde. Die Leute an den umliegenden Tischen unterbrachen ihre Gespräche, um zu ihr herüberzuschauen. Aber ihre Chance fünfunddreißig Jahre aufgestaute Empörung herauszulassen, löste sich in Luft auf, als sich die Frau, die mit Richmond getuschelt hatte, umdrehte. Clarice sah, dass es sich um Carmel Handy handelte. Sie war attraktiv, gut in Form und gepflegt – und mindestens neunzig Jahre alt. Das Schuljungen-Lächeln, das Clarice auf dem Gesicht ihres Mannes gesehen hatte, war genau das gewesen. In der neunten Klasse hatte Miss Carmel sie in Englisch unterrichtet.
    Dass ihre Hauptverdächtige sich als Miss Carmel entpuppte, war, das musste Clarice zugeben, eine verdammt ironische Wendung. Carmel war Clarices persönliche Heldin, aufgrund eines örtlichen Mythos um ihre Ehe.
    Die Geschichte, die die Leute sich erzählten, handelte davon, dass William Handy einmal eine Woche lang auf Streunertour ging. Als er wieder nach Hause kam, stellte seine Frau ihn zur Rede und sagte ihm, die einzige Entschuldigung für sein Fernbleiben könne doch wohl nur die sein, dass er vergessen habe, wo er wohne. Also sagte sie ihm ihre Adresse, nämlich Pine Street zehn, laut vor. Und damit das Ganze einprägsamer wurde, unterstrich sie ihre Worte mit drei kräftigen Hieben einer gusseisernen Bratpfanne. Sie brachte ihn nicht um, aber sie verwandelte ihn über Nacht von Bill, dem Herumtreiber, in William, den Schatz.
    All das war passiert, noch bevor Clarice geboren wurde, wenn es überhaupt je geschehen war. Gerüchte neigen in einer Kleinstadt wie Plainview dazu, sich nachhaltig mit Tatsachen zu vermischen. Aber bis heute beschwören wütende Ehefrauen den Mythos der »Dame mit der gusseisernen Bratpfanne« herauf, immer wenn sie die volle Aufmerksamkeit ihrer Ehemänner erlangen wollen.
    Richmond und Miss Carmel starrten Clarice an und warteten auf eine Erklärung für ihren Ausbruch. Sie starrte zurück und versuchte, sich etwas einfallen zu lassen. Aber sie fand keine Worte. Alles, woran sie denken konnte, war, wie befriedigend es für Miss Carmel gewesen sein musste, ihren nichtsnutzigen Mann daran zu erinnern, wo er wohnte, indem sie ihm bei jeder der drei Silben ihrer Adresse eins überbriet. Da Richmond und Clarice am Prendergast Boulevard eintausendsiebenhundertzweiundzwanzig wohnten, konnte sie davon ausgehen, dass ihre Rache deutlich süßer ausfallen würde.
    Wie schon so viele Male in der Vergangenheit kam Odette, um Clarice zu retten. Durchs Fenster sah Clarice, wie James’ und Odettes Wagen sich in eine kleine Lücke direkt auf der anderen Straßenseite quetschte, vor dem zweistöckigen Schindelhaus, das Big Earl kurz nach der Eröffnung des All-You-Can-Eat mit seiner jungen Familie bezogen hatte.
    Clarice ließ sich wieder in ihren Stuhl sinken und sagte: »Hi, Miss Carmel, wie geht es Ihnen, meine Liebe?« Dann an Richmond gewandt: »Schatz, Odette und James sind da.«
    Miss Carmel begrüßte Clarice und plauderte dann weiter mit Richmond, der auch nach dreiundvierzig Jahren noch immer ganz der Lieblingsschüler war. Die Gäste um sie herum hörten auf, sie anzustarren, und setzten ihre Unterhaltungen fort, als sie merkten, dass sich nichts Spannendes ereignen würde.
    Aus Gründen, die Clarice unerklärlich waren, beharrten Odette und James darauf, mit einem mikroskopisch kleinen, zehn Jahre alten Honda herumzufahren, obwohl James eigentlich vollen Anspruch auf ein viel geräumigeres und präsentableres Polizeifahrzeug hatte. Das Ganze sah jetzt noch lustiger aus, weil Odette in diesem Jahr mindestens noch mal fünf Kilo zugelegt hatte, zusätzlich zu den fünfundzwanzig Kilo Übergewicht, die sie schon seit den Nixon-Jahren mit sich herumschleppte. Der Anblick der beiden, wie sie sich aus dem winzigen Auto wanden – Odette kugelrund und bekleidet mit einem ihrer bevorzugten formlosen hawaiianischen Muumuukleidern und James, knochendürr und über einen Meter achtzig groß –, war so ein Spektakel, dass Clarice sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, eine Zirkusvorstellung zu verfolgen.
    Als sie James und Odette auf das All-You-Can-Eat zugehen sah, fragte sich Clarice, wie um alles in der Welt ausgerechnet sie selbst diejenige der Supremes werden konnte, die sich in ihre Mutter verwandelt hatte. Odette mochte zwar aussehen wie ihre Mutter, aber sie war so völlig anders als Dora Jackson, die Clarice mit ihrem Gerede von Geistern und ihrer rustikalen Schroffheit immer etwas

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