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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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war. Er musste früh morgens bei der Arbeit sein, und nachmittags besuchte er Kurse an der Universität. Also nickte er jedes Mal, wenn der Abend gerade erst in Gang kam, ein. Wenn Odette seinen Kopf wegsacken sah, verkündete sie: »Mein Begleiter ist eingeschlafen. Zeit nach Hause zu gehen.« Er war einfach untragbar.
    Odette hatte eine etwas andere Sichtweise auf James Henry. Er mochte in Clarices Augen zwar die schlechteste Wahl für ein Doppeldate sein, aber Odette war mit ihm recht zufrieden. Sie fand es ganz niedlich, wenn er während ihrer Verabredungen wegnickte. Wie viele andere Jungs würden sich vor einem Mädchen so verletzlich zeigen – mit offenem Mund und schnarchend? Und er hatte ausgezeichnete Manieren. James war zu einem häufigen Besucher im Hause Jackson geworden. Er versäumte es nie, vorbeizukommen und sich persönlich bei Odettes Mutter für das Essen zu bedanken, dass sie regelmäßig zu ihm nach Hause brachte, seit seine Mutter an einem Lungenemphysem litt und das Haus nicht mehr verlassen konnte. Und das, obwohl Odette einmal gesehen hatte, wie James wohlweislich die innen halbrohen und außen verkokelten Schweinekoteletts neben dem Haus vergrub. Sie ging davon aus – und hoffte – , dass alle Mahlzeiten, die ihre Mutter den Henrys brachte, ebenso unter der Erde landeten. Dennoch wurde jedes der ungenießbaren Pakete von James mit unverdienter Dankbarkeit entgegengenommen.
    Odette wusste gerade genug über Männer, um jeder Zeit wachsam zu sein. Also schloss sie die Möglichkeit nicht ganz aus, dass James hinter alldem, was sie mochte, ein ebenso hirnloser Schürzenjäger war wie sein Freund Richmond. Trotzdem ließ sie es zu, dass sein Kopf von Zeit zu Zeit auf ihre Schulter sank, während sie versuchte ihn zu durchschauen.
    Richmond und James schoben sich durch die Menge an Jungs, die sich um den Tisch drängten. James benahm sich genauso wie immer. Er setzte sich neben Odette, machte ihr ein Kompliment über ihr selbst genähtes Kleid, erkundigte sich nach dem Garten ihrer Mutter und gähnte dann. Bei Richmond war das eine ganz andere Geschichte. Zu Clarices Überraschung und Freude fühlte sich Richmond, der damals ein College-Footballheld war, durch all die testosterontrunkenen Kerle, die sein Mädchen umringten, bedroht. Auch wenn sie in Wahrheit wegen Barbara Jean da waren. Normalerweise gefiel es ihm, im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen und die Jungs, die an den Tisch kamen, mit seinen Witzen zum Lachen zu bringen oder seine Geschichten über sein rekordverdächtiges erstes Jahr im Team zum Besten zu geben. Clarice war klar, dass sie seine volle Aufmerksamkeit nur in den kurzen Momenten genoss, in denen sie allein waren. Doch an diesem Abend hatte Richmond die ganze Zeit den Arm um ihre Schultern gelegt, flüsterte ihr ins Ohr und war besonders aufmerksam zu ihr, um ganz klar seine Ansprüche deutlich zu machen.
    Barbara Jean war wie Zauberei, dachte Clarice. Je mehr Jungs zu ihnen an den Tisch kamen, um einen Blick auf sie zu erhaschen, desto eifriger steckte Richmond sein Territorium ab. Dieser Abend wurde zu einer wundervollen Verabredung voll Flirten, Tanzen und Freigetränken von Verehrern am laufenden Band. Als James wieder wegdämmerte und es Zeit wurde zu gehen, musste Big Earl sogar eingreifen, um eine Schlägerei darüber zu verhindern, wer die Supremes nach Hause begleiten durfte.
    Als sie das All-You-Can-Eat verließen und zu Richmonds Auto gingen, flüsterte Clarice Odette zu: »Barbara Jean ist unsere neue beste Freundin, okay?«
    »Okay«, sagte Odette, und am Ende des Sommers war es dann auch so.

11
    Sechs Wochen nach Big Earls Beerdigung endete mein Sommerurlaub, und ich kehrte in meinen Job zurück. Ich war Kantinenmanagerin in der Whitcomb-Riley-Grundschule, was nur eine hochtrabende Bezeichnung für »Chefmittagessendame« war. Normalerweise ging ich gern wieder zur Arbeit, wenn das neue Schuljahr losging. Aber diesen Herbst fiel es mir schwer.
    James musste sich erst noch an ein Leben gewöhnen, in dem Big Earl nicht mehr für ihn da war. Ich ertappte ihn des Öfteren dabei, wie er nach dem Telefonhörer griff, nur um ihn dann wieder aufzulegen, während ein kurzer Anflug des Schmerzes über sein Gesicht huschte. Immer wenn das geschah, wusste ich genau, wen er hatte anrufen wollen. Ich hatte nach Mamas plötzlichem Tod wochenlang das Gleiche getan. James’ Mutter starb relativ jung, aber sie war lange Zeit dahingesiecht, also hatte James bereits ohne

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