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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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fester und sagte ganz langsam: »Ich meine es so ernst, wie du es dir nur vorstellen kannst. Wenn du je wieder versuchst, dich an Barbara Jean ranzuwanzen, dann bring ich dich um.« Ich hielt seinem Blick stand und fügte noch hinzu: »Ich werde es nicht gern tun. Und es wird mir keinerlei Freude bereiten. Aber trotzdem werde ich dich umbringen.«
    Wir starrten uns ein paar Sekunden lang in die Augen, und ich sah, wie die letzten Spuren eines Lächelns aus seinem Gesicht wichen, als er begriff, dass ich die reine Wahrheit sprach.
    Er nickte: »Ich verstehe.«
    Ich tätschelte seinen Arm und sagte: »Es war wirklich nett, mit dir zu reden. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich fühle mich jetzt schon sehr viel besser.«
    Ich schob den Hemdsärmel ein paar Zentimeter sein Handgelenk hoch und schaute im schwachen Licht auf seine Uhr. »Und, sieh mal«, sagte ich, »ich schaff es sogar noch zum Ende von Kojak .« Dann stand ich auf und trat an den Rand der Veranda. »Warum begleitest du mich nicht noch bis nach Hause?«
    Richmond nahm die Flasche und ging mit mir die Stufen hinunter auf den steinernen Weg, der zur Main Street führte. Ich hakte mich bei ihm unter und sagte: »Ist das nicht ein wundervoller Abend?«
    Ich warf einen Blick über die Schulter zurück, als wir auf den Bürgersteig bogen. Eine Sekunde lang sah ich Barbara Jean aus einem der Fenster im oberen Stockwerk schauen, hinunter zu mir und Richmond, einem Mann, der mich nun auf eine Weise verstand, wie es nicht einmal James tat, als wir uns schlendernd von ihrem prächtigen Haus entfernten.

22
    Nachdem sie ihren letzten Klavierschüler für diesen Tag verabschiedet hatte, wollte Clarice Odette besuchen gehen. Das Ende des Februars hatte den Anflug eines trügerischen Frühlings mit sich gebracht. Die Temperaturen waren fast sechs Grad über Normaltemperatur, und durch das warme Wetter fühlte sie sich voller Schwung.
    Odette hatte einen schlechten Monat. Sie beklagte sich nicht, aber Clarice konnte ihr ansehen, dass sie praktisch keinerlei Energie mehr hatte. Am vergangenen Sonntag hatte Odette im All-You-Can-Eat allen einen fürchterlichen Schrecken eingejagt, weil am Ende des Essens noch ein ganzes Schweinekotelett unberührt auf ihrem Teller lag. Also beschloss Clarice, bei ihr vorbeizuschauen und ihr ein Stück Pfirsichkuchen zu bringen, eine Tüte voller Geschenke und eine ordentliche Portion örtlichen Klatsches, den sie aufgeschnappt hatte. (Es wurde gemunkelt, dass Clifton Abrams, der in weniger als fünf Monaten Sharon heiraten sollte, nebenbei etwas am Laufen hatte.)
    Alle Bewohner der Stadt feierten das unerwartet milde Wetter, indem sie ihre Häuser lüfteten. Zum ersten Mal seit Monaten kam Clarice an einer offenen Tür nach der anderen vorbei. Auch bei Odette und James stand die Tür offen, und auf der Veranda stehend lugte Clarice durch die Fliegengittertür und sah die beiden in ihrem Wohnzimmer sitzen. James saß auf dem Sofa und Odette, die ihm den Rücken zugewandt hatte, mit ausgestreckten Beinen auf dem Flickenteppich am Boden vor ihm. Sie streichelte eine riesige gefleckte Katze, die Clarice noch nicht kannte. Odette nahm noch immer Streuner auf, also konnte dieser hier durchaus erst heute hinzugekommen sein. Zwei weitere Katzen räkelten sich auf ihren Schienbeinen. Odette hatte die Augen geschlossen und ihren Kopf leicht in den Nacken gelegt. James, der ein halbes Dutzend Haarklammern zwischen den Lippen hatte, versuchte Odettes Haaren den Anschein der Frisur abzuringen, die sie die letzten drei Jahrzehnte über fast immer getragen hatte: einen strengen Dutt am Hinterkopf.
    Inzwischen hatte Odette viel Haar verloren, und das, was übrig war, wollte sich einfach nicht dem Eindrehen und Zupfen von James’ langen, unbeholfenen Fingern fügen. Immer wieder nahm er eine der verbleibenden Lockensträhnen hoch, nur damit sie ihm wieder entglitt oder einfach an der Wurzel abbrach und auf Odettes Schulter hinunterschwebte.
    Als sich ein besonders großes Büschel in seiner Hand löste, spuckte er die Haarklammern aus und sagte: »Entschuldige.«
    »Ist schon okay«, sagte sie. »Die meisten sind sowieso schon ausgefallen.« Sie griff hinter sich nach seinem Hemd und zog ihn zu sich herunter. Dann küsste sie ihn auf den Mund.
    Als Odette ihren Mann losließ, blickte sie ihn mit solcher Zärtlichkeit an, wie Clarice sie bei Odette nur dann sah, wenn sie James anschaute. Es war ein warmes Leuchten, das sie sehr hübsch aussehen

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