Msssarrr!
ihren Platz im Universum selbstbewusst verteidigen und sich behaupten, wenn sie die nächsten, gewiss kritischen Jahrhunderte überleben wollte. Andernfalls hatte sie keine Zukunft. Der Pazifismus der Christophorer, ihre Ansicht, wonach der Weg des Friedens und der Kooperation die einzige Option war, empfand er im Angesicht dessen, was mit seinen Eltern geschehen war, wie Hohn. Auch wenn er bis heute regelmäßig die Übungen der Mantan-Meditation, wie sie im Kloster Saint Garran auf Sirius III gelehrt wurde, durchführte, um sich von psychischem Stress zu reinigen, hatte er mit dem Kapitel Christophorer-Orden abgeschlossen.
Zu schön war sie, diese Vision einer Gemeinschaft von friedliebenden Forschern, die durch ihren Glauben an Gott und das Gute im Menschen und allen anderen Geschöpfen des Universums vereint wurden. Ein Utopia des Geistes. Zu schön, um wahr zu sein, wie Mutawesi leider hatte feststellen müssen.
Die Realität war weitaus weniger feinsinnig.
Zur Realität gehörten die fanatischen Horden der kridanischen Tanjaj, die glaubten, Gottes Willen zu erfüllen, wenn sie die Grenzen ihres Imperiums bis ins Unendliche ausdehnten.
Und dieser Facette der Wirklichkeit hatte sich Robert Mutawesi stellen wollen – mit seinem Eintritt ins Star Corps, auch wenn viele seiner Freunde und Bekannten der Auffassung gewesen waren, dass seine außergewöhnlichen mathematischen Talente weitaus besser innerhalb des Ordens aufgehoben wären als an der Waffensteuerung eines Kriegsschiffs.
Aber das gehörte alles der Vergangenheit an.
Die Entscheidungen waren getroffen. Es gab kein Zurück mehr.
Erinnerungen tauchten in seinem Inneren auf – wachgerufen durch zwei Objekte, die so plötzlich aus der Sonnenkorona emporgestiegen und jetzt deutlich zu orten waren. Wie automatisch glitten Mutawesis Finger über den Touchscreen seiner Konsole.
Er wollte sich die Orter-Daten selbst ansehen.
Gleichzeitig dachte er daran, wie er früher als Junge die Bahnabweichungen des Merkur nachgerechnet und zu überprüfen versucht hatte, ob die Einstein'sche Relativitätstheorie tatsächlich eine Erklärung für diese Abweichungen bieten konnte. Er fand heraus, dass das Vorhandensein einer großen, planetenartigen Masse die mathematisch viel elegantere Möglichkeit war – und hatte sich darüber geärgert, dass sich der Kosmos dieser Eleganz offenbar einfach nicht anschließen wollte. Schließlich war der Raum zwischen Merkur und Sonne immerhin so gut erforscht, dass das Vorhandensein des legendären Vulkan – beziehungsweise der Vulkanoiden – ins Reich der fabelhaften Messfehler antiker Astronomie aus der irdischen Prä-Weltraum-Ära verbannt worden war.
»Rissel, bereiten Sie einen Funkspruch vor«, befahl Mutawesi. »Alarmieren Sie insbesondere jeden, den Sie auf dem Merkur erreichen können.«
»Das dürften im Moment nicht allzu viele sein. Aber immerhin gibt es wieder ID-Signale aus Beethoven und Mercury Castle.«
»Na, das ist doch schon etwas, Rissel. Und noch was. Übersenden Sie den Datenstrom auch an den separaten Bergstrom-Funk-Zugang von Kontrollraum C an Bord der STERNENFAUST.«
Rudergänger Crewman Clintor drehte sich überrascht herum. »Liegt die nicht zusammen mit allen anderen von Dambanor oder Triple Sun zurückgekehrten Einheiten an Spacedock 1?«
Mutawesi nickte. »Aber es gibt dort jemanden, dem ich einen Gefallen versprochen habe.«
»Na, etwas Neues, Bruder Patrick?«, erkundige sich Lieutenant Catherine Black, als sie den Kontrollraum C betrat.
Mit der Kalibrierung des Antriebssystems war sie längst fertig. Die Aufgaben, die es zurzeit an Bord der STERNENFAUST für eine Leitende Ingenieurin zu erledigen gab, füllten sie längst nicht aus. Sie war voller Unternehmungsgeist und hungerte danach, etwas tun zu können. Eines Tages die Maschinen einer der gewaltigen Dreadnought-Schlachtschiffe auf Trab halten – davon träumte sie und musste dann unwillkürlich über sich selbst schmunzeln.
Irgendwann wird sich auch das erfüllen , wusste sie. Schließlich stehen dir jetzt alle Wege und alle Möglichkeiten offen. Nur du selbst kannst das alles jetzt noch verhindern …
Bruder Patrick hatte sie von Anfang an als einen aufmerksamen Zuhörer und einen guten Freund geschätzt. Vor allem teilten sie das gemeinsame Interesse an Naturwissenschaften, wobei der Christophorer die Probleme eher von einer allgemeinen, theoretischen Seite anging, während bei Catherine die pragmatisch-technische
Weitere Kostenlose Bücher