Mucksmäuschentot
machen, Mum?«
Sie schien weit entfernt und in Gedanken versunken. Ich verstand ihr Schweigen falsch, hielt sie für ratlos.
»Ich habe eine Idee!«, sagte ich daher aufgeregt. »Was ist mit den Kupferminen? Wir könnten ihn in sein Auto setzen und es in einen Schacht schieben, vielleicht in den vom letzten Mal. Würde ein Auto hineinpassen?«
»Ich habe eine bessere Idee«, sagte Mum und drehte sich zu mir. »Aber wir müssen uns beeilen.« Sie sah auf die Uhr und kaute auf ihrer Unterlippe. »Wenn es zu lange dauert, könnte es schiefgehen.«
Sie sah mich eindringlich an und legte die Hand auf mein Knie. »Du musst genau das tun, was ich dir sage, Shelley. Hast du das verstanden?
Genau das, was ich dir sage.
« Sie hatte Paul Hannigans Führerschein nicht vergessen, und ich nickte nachdrücklich, um ihr zu zeigen, dass sie sich von nun an hundertprozentig auf mich verlassen konnte.
»Gut. Jetzt hilf mir, ihn herauszuholen.« Sie stieg aus dem Wagen.
»Aber wohin mit ihm?«, stöhnte ich. Mich überkam das Grauen, als ich mir vorstellte, ein weiteres Grab im Garten auszuheben.
»Für Erklärungen ist jetzt keine Zeit, Shelley!
Du tust einfach, was ich dir sage!
«, knurrte sie.
Mum zerrte die Leiche des fetten Mannes aus dem Auto, bis sein Hintern auf der Kante des Rücksitzes lag und ich die Beine ergreifen konnte.
Wir trugen ihn zum Haus und blieben alle paar Meter stehen, um uns auszuruhen. Auf halbem Weg zur Haustür schrie Mum, ich solle ihn ablegen, und wir betteten ihn sanft auf den Kies. Mir fiel ein großer, halbkreisförmiger Sprung in seinem Uhrglas auf, der mich an einen Smiley erinnerte, wie ich sie in der Grundschule gemalt hatte.
»Wir müssen ihn umdrehen«, sagte sie, und wir drehten ihn mit dem Gesicht nach unten, den Kopf zum Haus gerichtet. Mum kniete sich hin und bürstete energisch die kleinen Blätter und Schmutzpartikel weg, die an seinem gelben T-Shirt hafteten. Dann stand sie auf und gab mir die Waffe.
»Bring sie nach oben in mein Zimmer, und versteck sie unter dem Kopfkissen. Dann ziehst du dich an und kommst so schnell wie möglich wieder. Los!«
Ich gehorchte sofort. Ich hatte keine Ahnung, was sie vorhatte; mir war nur klar, dass es ein Rennen gegen die Zeit war. Als ich wieder herunterkam, durchsuchte Mum die Gesäßtaschen des fetten Mannes. Ich sah, wie sie Paul Hannigans Führerschein herausholte, und wich zurück ins Haus. Ich wollte jetzt keinen Streit. Ich wartete, bis sie ihn in die Hosentasche gesteckt hatte, und ging zu ihr.
»Du hast deine Pantoffeln irgendwo in der Einfahrt verloren. Hol sie schnell. Dann bringst du sie nach oben in dein Zimmer.«
Ich rannte die Einfahrt entlang. Meine Füße taten jetzt mehr weh als vorhin, obwohl ich Schuhe und Strümpfe trug. Einen Pantoffel fand ich sofort, doch der andere war nicht zu entdecken. Es dauerte einige Minuten, bis ich ihn in einem Rhododendron entdeckte.
Als ich zum Haus zurückkam, platzierte Mum gerade die Brille des Erpressers sorgfältig ein Stück vor seiner Leiche auf dem Boden. Als sie mit dem Anblick zufrieden war (die Gläser auf dem Kies, ein Bügel eingeklappt), ging sie zu dem türkisfarbenen Auto. Sie schloss die Beifahrertür, die der fette Mann für sie aufgehalten hatte, und öffnete die Fahrertür. Sie ging einmal um den Wagen herum und musterte ihn kritisch, bevor sie zu dem Beet auf halber Höhe der Einfahrt ging und sich dabei umsah, als traute sie dem Wagen nicht über den Weg.
Mum holte ihre Handtasche aus dem Gebüsch, in das sie sie bei der Verfolgungsjagd geworfen hatte. Sie hängte sie nicht um, sondern hielt sie in der Hand, wobei sich der Lederriemen wie eine Henkersschlinge kringelte.
Sie schaute wieder zu dem Auto und weiter hinaus auf das benachbarte Feld, in die Richtung, in die sie den ersten Schuss abgefeuert hatte. Dann drehte sie sich um und spähte zu der Esche, die von der zweiten Kugel gestreift worden war. Ich folgte ihrem Blick und sah den weißen Riss in der Rinde hoch oben am Stamm. Mum stand reglos da, nur ihre langen weißen Finger kneteten das weiche Leder der Handtasche. Dann ging sie entschlossen die Einfahrt hinunter.
Ich wartete, bis sie außer Sicht war, und folgte ihr. Ich spürte, dass sie mich jetzt nicht in ihrer Nähe haben wollte und jede Frage eine zornige Reaktion hervorrufen würde.
Dort, wo die Einfahrt die Biegung machte, verbarg ich mich hinter einem Busch und beobachtete sie durchs Laub. Sie stand am Torpfosten. Sie fummelte daran herum und
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