Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
war wenigstens Stimmung: Trommeln, Tanzen, Singen – Party am Straßenrand. Hier machte es Sinn, den Namen auf dem Latz zu tragen. Da war was los. Das restliche New York hatte, glaub ich, gar keinen Bock auf diesen Marathon und präsentierte sich eher lustlos. Ein bisschen mehr Begeisterung hätte ich mir von der Stadt schon gewünscht, denn schließlich kommen jährlich Millionen von Menschen aus dem In- und Ausland hierhin. Und das mit Sicherheit nicht für diese 42 Kilometer, sondern für das New-York-Gefühl. Ja, und das hat irgendwie gefehlt. Ich mein, selbst ich habe alles gegeben und den ersten und definitiv einzigen Marathon meines Lebens geschafft. 5 Stunden und 30 Minuten war ich unterwegs und landete knapp hinter den Kenianern auf Platz 34.310. Die Sporthochschule Köln war sicher begeistert und hat sich für mich gefreut, dass ich an nur einem Tag bewiesen habe, dass in meinem Fall all deren Berechnungen für die Katz waren bzw. sind. Es macht also nicht in jedem Fall Sinn, Gelder in die Forschung zu stecken. Lohnt sich nicht immer. Ich allein habe ganz auf mich gestellt bewiesen, dass untrainierte dickliche Jungs trotz ca. 100 Kilo Lebendgewicht sehr wohl einen Marathon laufen können, ohne dass das Ganze danach zwangsläufig auf dem Friedhof enden muss. Und noch was habe ich bewiesen: Eine kleine Kugel wie ich kann es sogar 7 Sekunden schneller schaffen als die supersportliche Katie Holmes. Ja, ich lag schon exakt 7 Sekunden halbtot im Ziel auf dem Boden, als die Frau von Tom Cruise und die Mutter von Klein-Suri schweißgebadet ankam. Tja, Scientology macht einen eben auch nicht schneller. Naja, als sich mein Puls dann langsam von ca. 300 auf normal gesenkt hatte, feierte ich meinen Erfolg erst mal mit einer Flasche Bier, die mir meine Jungs gut gekühlt mitgebracht hatten. So richtig genießen konnte ich es allerdings nicht, was aber nicht daran lag, dass ich in meinem Zustand besser kein Bier getrunken hätte. Nein, die sittenstrengen Amis wiesen mich unverzüglich darauf hin, dass Alkohol in der Öffentlichkeit verboten sei. Kein Problem. Ich packte meine Flasche in eine alberne braune Papiertüte, wie ich es aus amerikanischen Spielfilmen kannte, und schon war alles wieder gut.
In Köln waren sie nach diesem bestandenen Marathon unfassbar stolz auf mich. Ich hatte es wirklich allen gezeigt. Bis heute verstehe ich nicht, dass es mich nicht gepackt hat, dass es mir persönlich eigentlich so gar nichts gegeben hat. Es war halt eben so. Das habe ich bisher kaum jemandem erzählt. Ich hatte einfach gar keinen sportlichen Ehrgeiz entwickelt und es nur getan, weil es getan werden musste. Warum sagen immer alle, dass man süchtig werden kann vom Laufen und man nach einigen Malen wie auf einen Trip kommt? Ich habe nichts von alledem erlebt. Wenn ich heute noch ganz selten mal laufe, dann weil ich mir einfach denke, ich kann doch nicht nur für diesen einen Tag in New York trainiert haben. Es tut mir doch auch gut. Das denke ich, spüre es aber nicht. Für meine Leistung in New York habe ich mich natürlich trotzdem ausgiebig feiern lassen. Bier in der Papiertüte in New York und eine schöne Siegesfeier in Köln mit Freunden. Das Leben kann so herrlich sein. Nicht immer brauch ich dazu Alkohol, aber oft ist es mit Alkohol ein klein wenig lustiger. Von meinem Lieblingsbarspiel Whisky-Bingo erzählte ich bereits. Einer der Hauptgründe, weshalb Hotelbars neben Badewannen in meinem Leben nicht ganz unwichtig sind. Ich bin wirklich ein großer Freund von schönen Abenden in Hotelbars und neckischen Barspielen in leicht angeheitertem Zustand. Ohne die Hotelbar und ihr gut gekühltes Eis wäre mir hin und wieder schon ein wunderschöner Abend entgangen. Mit Eiswürfeln kann man Leute bewerfen – das ist ganz lustig. Man kann sie den Rücken entlang gleiten lassen – das ist noch ein bisschen lustiger. Aber man kann noch ganz andere Dinge mit ihnen machen. Ich saß mit ein paar prominenten Freunden und ein paar coolen Leuten leicht spaßtrunken im Kreis. Ein Eiswürfel nach dem anderen machte die Runde und zwar »knutschend« von Mund zu Mund. Klingt abgefahren und ist es auch. Fast sensationell sogar! Ich kann ja jetzt nicht alle Prominenten beim Namen nennen, aber es hätte sich schon gelohnt, da an der richtigen Stelle im Kreis zu sitzen. Ich hatte einen eher schlechten Platz. Ich saß bei diesem Spiel zwischen meiner Frau und Bürger Lars Dietrich. Das heißt, mit der einen kannte ich das Gefühl schon, und
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