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Mueller, Carin

Mueller, Carin

Titel: Mueller, Carin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: High Heels und Hundekuchen
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noch rechtzeitig fertig würde. Adrian jonglierte mit Telefon und Einkaufstüten und pellte nebenbei Elisa aus ihrem Schneeanzug, während er sich geduldig das genervte Lamento seiner Frau anhörte. »Süße, jetzt reg dich wieder ab«, unterbrach er irgendwann ihren Redefluss. »So schlimm ist es auch wieder nicht. Das kommt ja schließlich nicht jedes Wochenende vor. Erledige in Ruhe deinen Job, und dann machen wir uns einen netten Abend und morgen alle zusammen einen schönen Tag. – Ja, ich habe eingekauft. – Ich dich auch! Pass auf, ich muss aufhören, es hat gerade geklingelt. Bis später.« Er seufzte und schnappte sich seine Tochter, die zielstrebig zu einer Tüte gekrabbelt war und Zwiebeln und Tomaten über den Küchenboden kegelte. Dann ging er zur Tür, vor der sich Hugo aufführte wie ein Berserker und kläffte, was seine Mopslungen hergaben. »Hugo, sei still!« Er drängte den kleinen Hund zur Seite und öffnete die Tür.
    »Hallo, Sie müssen Antonellas Mann sein?!«
    Er nickte. Ihm gegenüber stand eine blasse, rothaarige Frau, die in einen braunen, fast bodenlangen Pelzmantel gehüllt war und einen großen schwarzbraunen Hund an der Leine hatte. Hinter ihr war eine ganze Batterie von sichtbar teurem Reisegepäck aufgereiht. Hugo bellte den vierbeinigen Eindringling, der freundlich mit dem Schwanz wedelte, wild an.
    »Ich bin Katia Kolidis«, stellte sich die Frau vor und reichte dem ziemlich irritierten Adrian eine schmale Hand, die in einem Lederhandschuh steckte. »Ich bin eine Freundin von Antonella. Ist sie denn da?«
    »Nein, die ist noch unterwegs. Ich wusste auch gar nicht, dass wir Besuch erwarten.«
    Adrian hatte nicht unfreundlich geklungen, aber Katia merkte, wie ihr wieder die Tränen in die Augen stiegen. »Verzeihen Sie den Überfall …« Ihr versagte die Stimme.
    »Bitte, kommen Sie erst einmal herein!«, sagte Adrian erschrocken und machte die Tür weit auf, um die weinende Frau und ihren Hund in die Wohnung zu lassen. Katia Kolidis – wo hatte er diesen Namen nur schon mal gehört? »Sind das alles Ihre Koffer?«, fragte er sie. Sie nickte, und resigniert setzte er seine Tochter auf den Boden, um das Gepäck ebenfalls in die Wohnung zu holen. Aus den Augenwinkeln sah er, wie der große Hund freundlich-interessiert an dem kleinen Mädchen schnuppern wollte, von dem wütenden Hugo aber todesmutig und mit selten da gewesener Lautstärke in seine Schranken gewiesen wurde. Kurze Zeit später standen sechs große Louis-Vuitton-Koffer und -Taschen im Flur, und Adrian packte den schwer empörten Mops am Halsband und sperrte ihn ins Schlafzimmer. Dann rettete er sein Kind vor den jetzt ungebremsten Annäherungsversuchen des fremden Hundes und sah Katia ratlos an, die einfach nur dastand und fürchterlich erschöpft wirkte. »Darf ich?«, fragte er und half ihr aus dem Mantel. Sie zog die Handschuhe aus, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sah sich um. Die Diele der Altbauwohnung war ziemlich extravagant eingerichtet. An der einen Wand hingen, wie Kunstwerke, zwei schnittige Fahrräder, an der anderen war eine stylische Garderobe untergebracht, an der Adrian gerade versuchte, den edlen Pelz unterzubringen. Vom Flur gingen etliche Zimmer ab, doch ehe Katia einen genaueren Blick erhaschen konnte, führte Adrian sie in die große Küche, in der ziemliches Chaos herrschte. Auf dem Boden kullerte Gemüse herum, dazwischen lag Kinder- und Hundespielzeug verstreut. Adrian verfrachtete Elisa in ihren Kindersitz und unterband den zu erwartenden Protest mit zwei Keksen. »Nehmen Sie doch bitte Platz.« Er deutete auf den großen Holztisch, um den acht unterschiedliche Stühle standen. »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Gerne. Ein Glas Wasser, bitte. Olga, lass das!« Sie zog vergeblich an der Leine. Die Hündin hatte sich vor Elisa hingesetzt und himmelte mit klopfendem Schwanz und schiefgelegtem Kopf das kleine Mädchen an. Elisa streckte daraufhin eine Hand aus und hielt dem Hund einen Keks vor die Nase. Olga nahm ihn vorsichtig und verschlang ihn mit einem Haps. Dann leckte sie ihrer Gönnerin erst die Hand und anschließend das Gesicht ab, was Elisa mit einem begeisterten Quietschen quittierte.
    Adrian hatte inzwischen das Gemüse geborgen und stellte jetzt eine Flasche Wasser und zwei Gläser auf den Tisch. Dann befreite er Olga von der Leine, die sich gleich an Hugos Wassernapf gütlich tat und sich anschließend mit einem Kauknochen hinlegte. »Ihr Hund fühlt sich offenbar schon

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