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Mueller, Carin

Mueller, Carin

Titel: Mueller, Carin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: High Heels und Hundekuchen
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beiden früheren Ehen doch öffentlicher Beweis genug für seine Männlichkeit sein sollten, prallte völlig an ihm ab. Mit Grausen dachte sie an die endlosen Diskussionen und die vielen ergebnislosen Untersuchungen bei unzähligen Ärzten.
    Und auch wenn sie Kinder gernhatte, war sie insgeheim doch froh, keine zu haben. Sie und Aristidis Kolidis wären schließlich nicht gerade eine Traumeltern-Konstellation gewesen. Sie war sich sicher, dass er sie nie geliebt hatte, sondern sie nur als junge, hübsche, anschmiegsame und vor allem fügsame Gefährtin angesehen hatte. Und sie selbst? Anfangs hatte sie ihn uneingeschränkt bewundert. Er war ein markanter, gutaussehender Mann, strahlte Souveränität und Macht aus und war bereit, aus der unscheinbaren Kathi Fuchs die glamouröse Katia Kolidis zu machen. Sie hatte sich an ihn und seine Ansprüche gewöhnt, und einige Jahre hatte sie ihn auch richtig gemocht. Aber geliebt? Nein. In letzter Zeit hatte sie einfach nur noch ihren Teil der unausgesprochenen Abmachung eingehalten, die repräsentative Ehefrau zu geben, wann immer er es forderte. Ansonsten hatte sie sich mit den Annehmlichkeiten des Arrangements – aufwändige Beauty-Rituale, ausgedehnte Shopping-Touren, exklusive Reisen an exotische Orte – getröstet, und mit Olga.
    Katia föhnte sich rasch die Haare, zog sich an und brach mit ihrem Hund, der geduldig auf sie gewartet hatte, zum Morgenspaziergang an diesem trüben Februartag auf. Es würde sich alles finden, redete sie sich dabei ein. Schlimmer konnte es ja kaum noch werden, oder?
    Zur Mittagszeit war ihr allerdings klar, dass es auch von einem scheinbar maximalen Tiefpunkt aus immer noch abwärtsgehen konnte. Sie hatte Aris’ Sachen durchgesehen, nach irgendwelchen Hinweisen, die für die Polizei interessant sein könnten. Im Schreibtisch hatte sie ausschließlich Geschäftsunterlagen gefunden, mit denen sie zunächst nicht viel anfangen konnte. Einige Anwaltsschreiben waren darunter und der Kaufvertrag für eine Wohnung hier in Frankfurt. Außerdem fand sie Notizen, die wohl mit Damianos, seinem ältesten Sohn, zusammenhingen, der auch hier in der Stadt lebte. Sein Kleiderschrank erwies sich als ergiebiger. Zwischen seinen frischen Hemden fand sie einen Umschlag mit ihrem Namen darauf. Irritiert öffnete sie ihn und zog einen handgeschriebenen Brief hervor:
    Katia,
    wenn Du diese Zeilen liest, bin ich hoffentlich schon tot. Es gibt Faktoren in meinem Leben, die mir eine weitere irdische Existenz unmöglich erscheinen lassen – einer davon warst Du! Ja, Du kannst Dich damit brüsten, das Leben Deines Ehemanns vernichtet zu haben. Deine konstante Weigerung, mir eine angemessene Ehefrau zu sein, hat meine Entscheidung reifen lassen, auf spektakuläre Weise von diesem Planeten zu verschwinden. Auch wenn man Dir keinen Mord an mir wird nachweisen können, bereitet es mir doch ein gewisses Maß an Genugtuung, dass Du ab sofort reichlich Probleme haben wirst.
    Hat Dir meine kleine Showeinlage mit Annalena Freude bereitet? Ich hoffe doch sehr. Sie ist ein liebes Mädchen und muss jetzt, wenn alles nach meinem Plan gelaufen ist, einen gehörigen Schreck verkraften. Aber sie wird es überstehen und sich mit einem angemessenen Schmerzensgeld und etwas Gratis-PR trösten können.
    Mach Dir keine Gedanken wegen der Beerdigung. Das ist alles bereits arrangiert – und ich gehe davon aus, dass Du ab sofort ganz andere Sorgen hast. Du hast immer nur mein Geld geliebt, jetzt wirst Du zusehen müssen, wie Du ohne es auskommst. Bedauerlich finde ich nur, dass ich das nicht mehr miterleben kann. Mein Anwalt wird Dir die Details mitteilen.
    Aris
    Katia starrte verstört auf den Brief und versuchte, irgendwie die Tragweite des Geschriebenen zu begreifen. Die Buchstaben verschwammen vor ihren Augen. Zum ersten Mal, seit sich gestern diese Horrorlawine in Gang gesetzt hatte, weinte sie. Sie fühlte sich nicht mehr nur betrogen und verwirrt, sondern ganz und gar verloren.
    Es klopfte an der Tür. Die Ermittler der Kriminalpolizei waren wieder da und gaben sich mitfühlend, als Katia versuchte, ihre Tränen zu trocknen. »Es ist schon in Ordnung, wenn Sie weinen«, setzte die Kommissarin an, »Sie haben schließlich Ihren Mann verloren.«
    »Konnten Sie irgendetwas von Bedeutung bei seinen Sachen finden?«, fragte der Kollege. Katia deutete stumm auf den Schreibtisch, wo sie den Stapel mit den Geschäftsdokumenten hingelegt hatte. Der Beamte ging hin und sah sich die Unterlagen

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