Mueller, Carin
maliziös.
»Hugolein, du armer, armer Schatz. Du bist ja so ein trauriges Hündchen. Georgia ist weg, und dein böses Frauchen hier hat dich wirklich kein bisschen lieb!« Jenny war mit dem Hund auf dem Arm wieder zurückgekommen, der zustimmend grunzte.
»Übertreibe es nicht!«, sagte Antonella drohend und fuhr dann mit ihrem Lamento fort: »Aber der absolute Witz ist doch, dass Adrian als Elsas Testamentsverwalter der einzige Mensch ist, der überhaupt irgendwelche Sanktionen verhängen könnte. So sind alle unglücklich – Georgia, weil sie ohne ihren pelzigen Liebling auswandern musste, Hugo, weil er von ihr verlassen wurde, ich, weil ich mich jetzt mit ihm rumärgern muss, und Adrian selbst auch, weil er den Hund UND meine schlechte Laune ertragen muss. Aber Hauptsache, Tantchens letzter Wille wird erfüllt! Liebe Güte, die Frau liegt seit knapp drei Jahren unter der Erde und hat meiner Meinung nach gar nichts mehr zu wollen!!«
»Na, schon wieder schwer in Fahrt mit deinem derzeitigen Lieblingsthema?« Adrian war gerade mit dem Kinderwagen aus dem Lastenaufzug gekommen. »Und ein gutes neues Jahr euch allen«, lächelte er in die Runde.
»Ihnen auch, Herr Dr. Stern«, sagte Jenny eifrig. »Und da ist ja auch die kleine Elisa!« Hugo befreite sich aus den Armen der Assistentin und spurtete zum Kinderwagen. Sein schwarzes Ringelschwänzchen zuckte vor Freude, während er versuchte, in den Buggy zu klettern, um das kleine Mädchen zu begrüßen, das hingerissen quietschte.
»Das sind ja ganz neue Entwicklungen«, stellte Giovanni amüsiert fest, »da bahnt sich wohl eine zarte Liebe an.«
»Das kannst du laut sagen.« Antonella befreite ihre kleine Tochter gerade aus Kinderwagen und Schneeanzug und küsste die vor Kälte geröteten Bäckchen. Hugo hüpfte hibbelig und grunzend um ihre Beine, während Elisa die ganze Zeit aufgeregt »Wawawa« brabbelte und strampelte. Resigniert setzte Antonella das Baby auf den Boden, wo es sofort den Mops mit seinen Patschehändchen bearbeitete, der wiederum hingebungsvoll das Gesicht der Kleinen ableckte. »Das ist so eklig«, sagte sie angewidert.
»O nein, das ist hinreißend süß!«, befand dagegen Jenny.
»Und wie kam’s dazu?«, wollte Giovanni wissen. »Soweit ich mich erinnere, hat der Hund meine Nichte doch bislang immer geflissentlich ignoriert.«
»Na ja, das war so«, setzte Adrian zur Erklärung an. »Meine liebe Frau hat uns für ihr Klassentreffen an unserem ersten Abend in München stundenlang alleine gelassen. Elisa hat sich die Seele aus dem Leib gebrüllt, weil sie Zahnweh hatte, und Hugo herzzerreißend gejault, weil er so unglücklich war. Dann bin ich kurz aus dem Zimmer gegangen, weil ich diese Zahn-Globuli-Dinger gesucht habe, und als ich zurückkam, lagen die beiden eng aneinandergekuschelt auf dem Sofa und waren friedlich. Und seitdem sind sie unzertrennlich.« Adrian sah lächelnd auf Tochter und Mops, dann blickte er auf seine Uhr. »Liebling, ich muss los, ich treffe mich in einer halben Stunde mit Dr. Seifert zum Mittagessen, du weißt schon, wegen der schwierigen Erbschaftssache im Taunus. Ich kann sie danach aber wieder abholen.«
»Muss nicht sein, ich mache heute nicht so lange und gehe dann mit unserem neuen Dream-Team raus. Und nächste Woche hat die Krippe ja auch wieder auf, da wird’s wieder entspannter. Bussi!« Antonella strich ihrem Mann zärtlich über die graumelierte Schläfe und gab ihm zum Abschied einen spielerischen Klaps. »Viel Erfolg! Vielleicht versaust du diese Erbschaftsnummer ja ausnahmsweise nicht …«
Nachdem Adrian gegangen war, wandte sich Antonella wieder an ihren Bruder: »Apropos Klassentreffen. Erinnerst du dich noch an Kathi von der Metzgerei Fuchs?«
»Das Griechen-Flittchen?«
»Genau die …«
»Einen Augenblick bitte«, Antonella klickte in ihrem Terminplaner herum und blätterte gleichzeitig hektisch in ihrem Filofax. Mist, der Termin zur Stoff- und Farbauswahl für die Westendwohnung stand nur im elektronischen Kalender, und in den hatte sie heute Morgen nicht reingeschaut … »Frau Hartmann, es tut mir sehr leid, da hat es wohl eine Terminkollision gegeben. Darf ich stattdessen morgen zu Ihnen kommen? – Ja, ich verstehe, dass Sie eine sehr beschäftigte Frau sind, alternativ könnte ich auch in einer Stunde bei Ihnen sein. – Ich weiß, es war eine verbindliche Zusage, die Sie mit Frau Holtau getroffen haben, doch die ist, wie Sie wissen, nicht mehr bei uns, und da muss es wohl ein
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