Mueller, Carin
speziell war und ist das ein echtes Novum! Oma Rosi hat schon Recht mit ihrer Einschätzung, dass ich zeit meines Lebens ein ziemlicher Hallodri war und nicht gerade ernstzunehmendes Schwiegersohnmaterial. Und ich muss auch zugeben, dass ich zu den allermeisten der vielen Frauen in meinem Leben wohl ziemlich unfair war. Vorsichtig formuliert. Aber als ich dich wiedergesehen habe, hat sich alles für mich geändert. Plötzlich waren die ganzen jungen Mädels ziemlich uninteressant. Ich habe mich fast sofort in dich verliebt und hatte seitdem nur noch den Wunsch, mein Leben mit dir zu verbringen!« Sie sah ihn an und wollte etwas sagen, doch er legte ihr seinen Zeigefinger auf die Lippen. »Pst. Erst will ich ausreden. Leider war ich mit meinen Empfindungen ziemlich alleine, denn du wolltest ja um keinen Preis eine Beziehung mit einem einfachen Schreiner eingehen. Tja, irgendwann hatten wir dann diese seltsame Affäre, die du als ›Freundschaft mit Extras‹ bezeichnet hast. Ehrlich, darauf hätte ich mich nie einlassen sollen, aber ich hatte die ganze Zeit gehofft, dass du irgendwann meine Gefühle teilen kannst. Doch dann kam deine ›Pause‹, die du prompt mit Mad Max gefüllt hast. Halt, halt, halt!« Er winkte ab, als sie wieder den Mund aufmachen wollte. »Ich weiß, ich habe angefangen und dir die arme Anuschka vor die Nase gesetzt. Das war eine ganz miese Nummer, vor allem für sie! Aber ich war damals einfach so gekränkt. Und ich weiß, dass es wohl ziemlich pubertär ausgesehen haben muss. Doch als du dann mit diesem Max ankamst, dachte ich wirklich, dass alles verloren war. Du hast ja schließlich immer gesagt, dass du genau das wieder haben willst – teuren Schmuck, exklusive Wochenendtrips im Privatjet usw. Andererseits war ich aber sicher, dass du das alles hinter dir gelassen hattest. Du warst doch so stolz auf dein neues Leben, auf deinen Job, deine Wohnung und jetzt auch noch deine Hundezucht. Wie passte dann so ein Schnösel ins Programm? Weißt du, meiner unwesentlichen Meinung nach brauchst du wirklich keinen Mann, der dich finanziert. Du brauchst einen Mann, der dich liebt, so wie du bist! Du kannst nämlich sehr gut für dich selbst sorgen. Ich würde gerne dieser Mann sein, auch wenn ich dir nicht viel bieten kann außer mich selbst. Ich bin nur ein Schreiner und werde bestimmt nie einen Privatjet haben. Aber ich liebe dich, und für ein nettes Leben wird’s wohl auch immer reichen.« Katia hatte inzwischen Tränen in den Augen, und Giovanni lächelte sie liebevoll an. Allerdings war er noch nicht ganz fertig. »In den letzten Tagen ist mir klar geworden, dass ich auf uns nicht mehr verzichten möchte. Allerdings will ich nicht ins neue Jahr gehen, ohne zu wissen, ob es eine Zukunft mit uns hat. Ich will keine Affäre mehr, keine Freundschaft mit Extras. Ich will dich ganz oder gar nicht!« Nun liefen ihr die Tränen über die Wangen, und er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht entschlüsseln. »Jetzt wäre eine günstige Gelegenheit, etwas zu sagen. Oder halt, eine Sache noch: Ich habe heute kurz vorm Aufwachen geträumt, dass du ›Ich liebe dich!‹ zu mir gesagt hast. Das war mit Sicherheit der schönste Traum meines Lebens – und hat mich zu dieser langen Rede inspiriert.«
»O Giovanni!« Katia ging nun um den Tisch herum und warf sich in seine Arme. Sie bebte und schluchzte Unverständliches an seine Brust.
»Wie bitte? Ich hab’s nicht verstanden.«
»Du hast es heute Morgen also gehört?«
»Was habe ich gehört?«
»Na, was ich gesagt habe.«
»Was hast du denn gesagt?«
»Du bestehst also darauf, dass ich es wiederhole?«
»Nun, ich würde gerne mitreden können.«
»Aber du weißt es doch!«, jammerte sie frustriert. Sie zitterte immer noch am ganzen Leib.
»Fällt es dir wirklich so schwer, mir im wachen Zustand zu sagen, dass du mich liebst?« Er zog sie fest an sich und streichelte ihr über den Kopf. »Muss ich dafür immer bewusstlos sein?«
»Du warst nicht bewusstlos, wenn du es gehört hast!«
»Kathi!« Er hob ihr Kinn und sah in diese unglaublichen Bernsteinaugen, die immer noch von Tränen schwammen.
Sie holte tief Luft. Und ein weiteres Mal. Dann schluckte sie und sagte schließlich: »Giovanni, ja, ich liebe dich! Und ich wollte es dir gleich nach meinem Morgenspaziergang sagen, aber du hast mir wirklich eine Todesangst eingejagt mit dieser Nummer. Und ja, ich will immer mit dir zusammen sein, und ich brauche weder Schmuck noch eine Yacht oder ein
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